vom 16.04.2024

Das Spiel mit 30 Variationen

Resonanzen eröffnet mit Bach-Meisterwerk

Siegburg. Dem ursprünglichen Titel merkt man sein Erscheinen im Jahr 1741 deutlich an. Die "Aria mit verschiedenen Veraenderungen vors Clavizimbel mit 2 Manualen. Denen Liebhabern zur Gemüths-Ergetzung verfertiget von Johann Sebastian Bach" liegt deutlich sperriger im Mund als der heute gebräuchliche Name "Goldberg-Variationen". Sie gelten als Meisterwerk der barocken Variationskunst: Aus einer einzigen Basslinie entwickelte Bach 30 Abwandlungen. Sie reichen von strengen Kanons über höfische Tänze bis hin zu volksliedhaften Melodien.

Grundlage jeder Variation ist eine immer gleiche Bassfigur aus acht Tönen; zehn Dreiergruppen mit je einer virtuosen freien Veränderung. Wie Bach es trotz des engen Korsetts gelingt, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, machte das Stück populär. Es gibt eine unzählige Fülle an Bearbeitungen. Das am Freitagabend zum Auftakt der Resonanzen-Reihe im Stadtmuseum aufgeführte Arrangement von Andreas Borregaard (Akkordeon), Eckart Runge (Violoncello) und Asya Fateyeva (Saxofon) (Foto, v.l.) ließ das Stück erfrischend neu klingen. Allein das ist schon eine Leistung, die vor allem Runge gebührt, der das Projekt maßgeblich vorantrieb.

Durchgehend ist der Auftritt elegant, häufig sogar delikat. Am stärksten sind die ruhigen Stücke, bei denen die unterschiedlichen Stimmfarben trotz ihrer Andersartigkeit miteinander verschmelzen. Auf Dauer vermisst man jedoch etwas Körper und Konzentration. Ein Bild aus der Welt der Weine drängt sich auf: Weniger Champagner, da der Brioche, der Schmelz fehlt; eher ein eleganter, vielschichtiger, großer Riesling, dessen Schönheit erforscht werden muss, da er sich nicht aufdrängt.

Insgesamt ist das Arrangement ein wunderbarer Dialog aus Saxofon und Akkordeon. Nur ab und an drängt das Cello in den Vordergrund und beanspruchte auch etwas Platz an der Klangsonne. Einige Male folgt das Sopransaxofon der Melodie in eher ungewöhnliche Tiefen, häufiger jedoch das Akkordeon. Und das Wunderbare ist, dass stets die Stimmfarbe gehalten wird - trotz aller Verschiedenheit. Das ist große Kunst und Harmonie.

Das Publikum ist sehr angetan, lechzt jedoch in der Pause auch nach Emotionen. Haute Cuisine macht auf Dauer nicht satt - so einfach gestrickt ist manchmal auch der geneigte Klassikhörer. Und die zweite Hälfte erfüllt genau diesen Zweck. Solistisch eröffnet Borregaard mit zwei Sonaten von Domenico Scarlatti. Vor allem als Fateyeva für die anschließenden rumänischen Volkstänze von Béla Bartók hinzustößt, wird das Publikum mitgerissen. Und nach dem Ende mit zwei Astor-Piazzolla-Kompositionen sind alle übervoll und begeistert. Es folgen Zugaben, tosender Applaus und Hochgefühle.

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