vom 27.02.2024

Duft der Weihnacht

Typische Marktgerüche ziehen nach Australien

Siegburg. Dass Besucher aus aller Welt auf dem Siegburger Mittelaltermarkt vorstellig werden, der weitestgereiste Gast 2023 aus Kenia kam - bekannt. Dass die Wissenschaft in fernen Erdengegenden aufmerksam wird auf Zauberspiel und Gaukelei, das ist neu.

Mail von Dirk Spennemann von der Charles-Sturt-Universität in Albury. Das liegt nicht in England, nicht Schottland, sondern in New South Wales, Australien. Spennemann, der seinen Magistertitel in Vor- und Frühgeschichte an der Goethe-Uni in Frankfurt erwarb, ehe er nach Down Under ging, kümmert sich als Professor um Kulturdenkmalpflege (Cultural Heritage). 

In der E-Mail an das Siegburger Stadtarchiv zeigte er sich interessiert an der Geschichte der Siegburger Weihnachtsmärkte, die früher Nikolausmärkte hießen. Ihm geht es um den speziellen Charakter und die Veränderung im Laufe der Zeit. Verwissenschaftlicht liest sich das so: "Vom merkantilen vorweihnachtlichen Markt des 18. und 19. Jahrhunderts bis zum volksfestähnlichen Sozialerlebnis der letzten 20 Jahre."

Seine deutschlandweiten Studien haben ergeben, dass die Weihnachtsmärkte ein Kulturphänomen sind, welches sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Mittelstädten und größeren Zentren bis hinab auf Vororte und Landgemeinden verbreitet hat. Aufgrund der bundesweiten Flächendeckung gehören jodelnde Elche, lauwarmer Rebsaft und kinderfilmende Mütter am Karussell längst zu dem, was wir gemeinhin als Tradition bezeichnen. 

Worauf es Spennemann abgesehen hat, ist der Schmaus für Ohren, Augen, Nase und Zunge. "Die deutschen Weihnachtsmärkte sind ein Beispiel, wie die verschiedenen Sinne zusammen ein Erlebnis erbringen, das größer ist als die Summe der einzelnen Wahrnehmungen - denken Sie an den Geruch von Glühwein, Bratwurst und gebrannten Mandeln, die funkelnden Lichter und bunten Buden, die Musik, die Kälte."

Wie konnte das Stadtarchiv helfen? Einmal mit dem Hinweis, dass Abt Wilhelm von Hochkirchen den ersten Siegburger Nikolausmarkt bereits im Jahre 1600 ausrief. Dann mit einem sinnenfreudigen Bericht von Heimatautor Jupp Sieger, der 1971, in der ersten Ausgabe der "65er Nachrichten", beschrieb, wie ihn als Kind in den 1920er-Jahren das Überangebot der Köstlichkeiten überwältigte. Schließlich mit einer Liste der zuletzt auf dem Mittelaltermarkt vertretenen Zünfte. Das verschickte Exceldokument verbreitet den Geruch der Siegburger Vorweihnacht: Falafel und Fladen, Mocca und Olivenholz, Apfelküchle und Knoblauchbrot. Der völlig unromantischen Begriff "Stin...markt", den Spectaculumsfeinde so gern ins Feld führen, wurde als Siegburggeheimnis sicher verwahrt und nicht ans Weltenende übermittelt.

Foto: Bastian Ulrich von der Tourist Info porträtierte im Advent 2023 den Jongleur Lupus. Für uns eine Aufnahme, die zwingend unter die Top Ten der Mittelaltermarktfotos gehört.  

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