vom 08.01.2024

Aufruf zum Liebemachen

Ein Prinz proklamiert, tausend Jecke infiziert

Siegburg. Wer sich eine Klatsche abholt, zählt nicht zu den Gewinnern. G R O S S E Ausnahme: der Karneval. Wer hier die Klatsche bekommt, hat gewonnen. Das Rhein Sieg Forum am Samstagabend. Phil I. kniet nieder vor Bürgermeister Stefan Rosemann, der schlägt ihm mit der Holzpatsche ritterlich-sanft aufs Schulterpolster. Inthronisierung erfolgreich, die Jecken im ausverkauften Rhein Sieg Forum außer Rand und Band. Der Prinz hebt die Pritsche zum Himmel. 1.000 Armpaare folgen ihm.

Der Aufruf zu Frieden und Verständigung in dunkler Zeit zieht sich wie ein roter Faden durch das fünfstündige Proklamationsspektakel. Rosemann macht den Anfang, zitiert die Band Auerbach, die goldrichtig formuliert: "Wir machen Liebe, Liebe, Liebe gegen Kriege. Kriegen nie genug." Womit die Frage "Karnevalfeiern, während die Welt brennt - dürfen wir das?" eindeutig beantwortet ist. Wir dürfen nicht nur, wir sollten sogar! Irgendeiner muss doch dem ganzen Irrsein etwas Menschliches entgegensetzen. Fotos der Proklamation: Hübner-Stauf.

Früher war mehr Lametta ...
... aber auf keinen Fall mehr Konfetti

Während der wehmütige Ruf "Früher war mehr Lametta" vor Weihnachten den Newsletter der Stadtbetriebe einleitete, konnte sich das zur Stadttochter gehörende Rhein Sieg Forum zum Auftakt des Karnevals nicht über zu wenig Brauchtumsdekoration beschweren. 

Die Konfettikanonen donnerten, die Papierschnipsel bedeckten Tische und Bänke. Eilig schützten die Jecken den Gerstensaft mit Bierdeckeln. Siegburgia Sandra I. posierte majestätisch im pinken Schauer.

Beinahe unbemerkt und gerade deshalb hochprofessionell schwangen Mitglieder der Sauber-Crew schon während des Programms den Besen. Nach der Sitzung ging es Schlag auf Schlag. Gegen 1 Uhr standen externe Dienstleister parat, um den Saal zu reinigen und umzubauen. Ab 7 Uhr am frühen Sonntagmorgen deckte das Gastroteam für die Herrensitzung der Husaren ein. Karneval ist Spaß für die einen, Arbeit für die anderen. Dem gesamten Serviceteam ein herzliches Dankeschön! 

Bürgermeisterorden von Verschwisterungen motiviert
Fründe en Europa

Prinz Phil I. und Siegburgia Sandra I. strahlen mit dem Orden des Bürgermeisters um die Wette. Im Jahr der Europawahl zeigten sich die Kolleginnen und Kollegen aus dem Bürgermeisterbüro bei der Ordensgestaltung von internationalem Geist erfüllt und haben unter der Dachzeile "Fründe en Europa" die Flaggen der Länder versammelt, in denen sich die Siegburger Partnerstädte befinden. Als da wären Griechenland (Orestiada), Türkei (Selçuk), Polen (Bolesławiec), Portugal (Guarda) und Frankreich (Nogent-sur-Marne). Fünfmol Siebruch Alaaf!

Den Orden werden die treibenden Kräfte in den Vereinen erhalten, die entweder Kriterium a) "hat endlich auch mal einen Orden verdient" und/oder b) "steht für den Gedanken eines freundschaftlich verbundenen Europas" erfüllen. 

Paveier jetzt doch Männer für eine Nacht!
Spitzen aus Priproprogramm

Auch wenn es der leev Marie nicht gefällt …: Die Paveier machen es nicht für eine Nacht. Das Karnevalskomitee hatte folglich viel Glück, die Band aus Kölle für einen One-Night-Stand in Siegburg gewinnen zu können. Frontmann Sven Welter und Kollegen gaben die Eisbrecher zum Auftakt des Programms mit Bravour. Es folgte weitere Musi mit den Räubern und den Domstürmern, tänzerische Leckerbissen mit der Porzer Ehrengarde und der Stattgarde Colonia Ahoj sowie Wortbeiträge von Hausmann Jürgen Beckers, dem Tuppes vum Land und - grandios von der ersten bis zur letzten Pointe - Martin Schopps. Die weichen Ziele seiner rhetorischen Spitzen: Leverkusen, die Stadt, die im Weltkrieg von alliierten Angriffen verschont blieb, weil die Piloten beim Studieren des Luftbilds dachten: "Hier müssen wir schon mal war gewesen sein", die Ostwestfalen ("Auftritte dort sind das Vietnam des Karnevals") und Influencer, die seiner Schülerschaft - der gute Mann ist Lehrer - den Kopf verdrehen. Apropos Kopf. Das Rechenzentrum normaler Menschen sei bei den Bibis aus den Beautypalästen dieser Welt stark unterentwickelt, "nur eine Sicherungskopie des Allerwertesten". Insgesamt wenig schmeichelhaft sein Urteil über die Generation TikTok. "Nur noch gucken, was andere machen. Vielleicht mal selber machen?" Der Saal lag krumm am Boden, als Schopps die letzte Rakete zündete. "Neueste Forschungen nehmen Islamisten den Anreiz zum Selbstmordattentat. Im Paradies warten nicht 72 Jungfrauen. Es wartet eine Jungfrau, die ist 72. Hat sie denn Idealgewicht? Leider nicht." 

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