vom 18.12.2023

Testpiloten unter sich

Auf die Sharingplätze, fertig, los!

Siegburg. Woran merkt man, dass man aus NRW kommt? Wenn Bewohner des staugeplagten Großraumes Los Angeles die rheinischen Urlauber warnen, man solle sich nur nicht mit dem Mietwagen in den Feierabendverkehr stürzen, es sei "wirklich alles zu", dann antworten diese frei nach Atze Schröder ganz gelassen: "Ja nee, is klar. Kennen wir." Schlimmer als das Geschehen letzten Donnerstag zwischen Königswinter-Rauschendorf und Siegburg-Stallberg kann der Verkehr zwischen Beverly Hills und Anaheim auch nicht sein.

Was tun gegen den Verkehrsinfarkt? Mobilität teilen. Die Stadtverwaltung suchte per siegburgaktuell-Aufruf Haushalte, die einen Monat lang ausschließlich auf Sharingautos, Leihräder, E-Tretroller und das Deutschlandticket setzen. Alle Kosten werden übernommen. Einzige Voraussetzung: Statusberichte an den Newsletter zwischendurch und eine genau Dokumentation des Erlebten am Ende.

Umsteiger gesucht, Umsteiger gefunden. Am Freitagnachmittag stellte man sich auf dem kleinen Dorfplatz an der Wolsdorfer Papagei auf zum Gruppenfoto, ehe jeder seiner Wege geht und ab 1. Januar vier Wochen lang das eigene Fortkommen verändert. 

Testpiloten Martina und Thomas Richartz
Zwei Autos und ein Motorrad sind auf das Paar zugelassen, das im Hinblick auf die kommende Rente und Kosten von mehreren hundert Euro (!) für Tiefgaragenplätze testen will, wie es ohne eigenen Pkw klappt. Kleine Einschränkung: Thomas Richartz ist Handwerker, hat einen Dienstwagen und fährt zu verschiedenen Baustellen. Dies wird er auch während des Testzeitraumes tun - allerdings nicht in der Freizeit. 

Testpilotenfamilie Lindenau 
Familie Lindenau ist schon weiter. Die Eltern Jan und Janine hatten einst ein Jobticket, steuern ihre Arbeitsstätten in Troisdorf und Bonn mittlerweile mit dem Jobrad an, brauchen das Familienauto definitiv nur zum Einkaufen am Wochenende. Sie haben es klassischerweise angeschafft, als Tochter Nele zur Welt kam. Mittlerweile befinden sie sich auf dem "Müsste man mal durchrechnen, ob sich ein eigener Wagen noch lohnt"-Stand. Beruflich sind Vater wie Mutter häufig mit der Bahn unterwegs und ärgern sich über Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit. Dass sie mit ihrem Unmut in Deutschland nicht allein sind, hat sich bis in entlegene Ecken des Planeten herumgesprochen. 

Testpilotenfamilie Wilkinson
Elda und Shaun Wilkinson nehmen mit der fünfjährigen Tochter teil. Beide sind im E-Commerce tätig, beide arbeiten im Homeoffice, sind beim Sharinganbieter "Flinkster" registriert, auf dessen Fuhrpark sie aber nur zurückgreifen, wenn britische Gäste vom Flughafen abgeholt oder Möbel transportiert werden müssen. Die Fahrzeuge am Bahnhof sind ihnen für den Alltag zu weit weg vom Wohnort, weshalb die Überlegung im Raum stand, sich ein Auto anzuschaffen, da der Nachwuchs mehr Mobilität mit sich bringt. Die neue Sharingstation fast vor der Haustür machte diese Gedankenspiele nun wieder hinfällig.

Foto (vl.): Bürgermeister Stefan Rosemann, Jan, Klaas, Nele und Janine Lindenau, Elda und Shaun Wilkinson, Martina Richartz, Klimaschutzmanagerin Julia Oberdörster, Hubert Witkowski vom Carsharer "Grüne Flotte" und Oguz Cekin, Leiter des Amts für Mobilität und Infrastruktur. 

Nicht im Bild eine Anwohnerin, die den Verwaltungsbesuch nutzte, um sich vehement gegen die Einrichtung zweier Sharingplätze auf Kosten klassischer Parkplätze auszusprechen. Stadtweit wiederkehrende "Argumentation" dabei: Mobilitätswende gern, aber bitte woanders. Dabei sagen seriöse Studien, dass ein Sharingfahrzeug acht bis sogar 20 Individual-PKW ersetzt. Macht acht bis 20 freie Parkplätze ...

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Nogenter Platz 10
53721 Siegburg

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