vom 16.12.2023

Ein Herrnhuter Stern für Siegburg

Anna Baum ist die neue Medienpädagogin der Stadtbibliothek

Siegburg. Sicherlich kennen Sie die Herrnhuter Sterne!? Die kunstvollen 3-D-Bastelarbeiten sind nach einer kleinen sächsischen Stadt mit knapp 6.000 Einwohnern benannt, unweit der Grenzen zu Polen und Tschechien gelegen. Ihr großer Exportschlager leuchtete erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts und erhellt bis heute zahlreiche Wohnzimmer und Fußgängerzonen in der Weihnachtszeit.

Herrnhut ist auch der Geburtsort des frischesten Sterns, der seit einem Vierteljahr in der Stadtbibliothek leuchtet. Anna Baum folgt dem neuen Leiter Thomas Druwe als Medienpädagogin. Die Erziehungswissenschaftlerin mit Bachelor-Abschluss hat das Interesse an der Thematik im Studium für sich entdeckt. "Eine Dozentin hat mich dazu inspiriert", erzählt sie im Gespräch mit siegburgaktuell. 

Selbst bezeichnet sich die 25-Jährige als "technikaffin", verweist aber darauf, "dass ich einer Generation angehöre, die damit aufgewachsen ist". Privat baut sie auch einmal einen Roboter, setzt sich mit aktuellen Social-Media-Trends auseinander. So ist es naheliegend, dass ihr ein Thema sehr am Herzen liegt: der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Sie sieht die Chancen, glaubt, dass das aus Nullen und Einsen gebildete Wissen dem Menschen nutzen kann, und fürchtet gleichzeitig die Risiken. Dazu zählt sie weniger die "Übernahme der Weltherrschaft" durch Roboter, wie von manchen prophezeit, sondern vielmehr die Gefahr, dass unsere Meinung nur noch durch Fake News gesteuert wird. Ein Szenario, dass unsere demokratische Gesellschaft gefährdet. "Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren." Als Beispiel nennt sie die FakeHunter-App, bei der die Spieler als Journalisten die Echtheit von Meldungen überprüfen müssen.

Wie vielfältig Medienpädagogik darüber hinaus ist, hat Baum in Siegburg bereits unter Beweis stellen können. So veranstaltete sie ein Green-Screen-Fotoshooting, wo sich die Modelle anschließend auf dem Titel ihres Lieblingsbuches wiederfanden. Auch eine Form der Leseförderung, denn so konnte sie mit den Kindern und Jugendlichen über die favorisierte Lektüre ins Gespräch kommen. Oder ihnen ins Gedächtnis rufen: "Es gibt auch noch Bücher!" So funktioniert auch das UFO-Konzept im Jugendzentrum Deichhaus, das sie mitbetreut. Die Abkürzung UFO steht für "Unser Forschungslabor", in dem sich die Kids mit Robotik, Programmierung und 3-D-Druck auseinandersetzen dürfen. "Auch dazu gehört, zunächst Anleitungen zu lesen - wodurch die Mädchen und Jungen lernen, dass Lesen eine Grundkompetenz für das weitere Leben ist."

Lesen? "Das habe ich an der Uni tatsächlich vernachlässigt", räumt Baum ein, die berufsbegleitend wieder im Hörsaal - diesmal virtuell - sitzt, um im Fernstudium den Master in Medienpädagogik zu machen. Ihr Lieblingsbuch? "Identitti" von Mithu Sanyal. "Die Themen Feminismus und Rassismus sind hier sehr geschickt in einem Roman verpackt worden." Den jüngsten Lesern empfiehlt sie "Die wilden Hühner", den etwas älteren "Die Tribute von Panem".

Ganz analog ist übrigens auch ein weiteres Hobby, das Baum während der Corona-Pandemie für sich entdeckt hat: das Häkeln. Wobei sie auch hier den Sprung in die digitale Welt schafft: Über Instagram und andere Plattformen ist sie mit anderen - meist jungen - Wollkünstlerinnen und -künstlern vernetzt, man tauscht sich aus, gibt sich Tipps.

Bleibt eine letzte Frage: Kann die Herrnhuterin auch einen Herrnhuter Stern basteln? "Nein", lacht sie, "dass überlasse ich lieber der KI ..." Foto: © Sebastian Förstel.

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