vom 20.11.2023

Frieden nur durch Verständigung

Volkstrauertag im Zeichen aktueller Kriege

Siegburg. Mit einem entschlossenen Aufruf zur Vertiefung der Beziehungen zu den europäischen Partnerstädten endete Bürgermeister Stefan Rosemann seine Ansprache zum Volkstrauertag. Verständigung sei die Gewähr für den Erhalt des Friedens in der Zukunft. Während der offiziellen Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung gestern in der Nepomuk-Kapelle des Alten Friedhofs konstatierte er: "Seit dem 24. Februar 2022, als russische Panzer die Grenze zur Ukraine überwanden, und seit dem 7. Oktober 2023, als die Hamas aus dem Gazastreifen mordend und kidnappend in israelisches Gebiet einfiel, beschäftigen wir uns wider intensiv mit dem Krieg und sein Folgen."

Nicht nur, dass die Kriege und der Umgang mit ihnen die ohnehin bestehenden Gräben unserer Gesellschaft vergrößern. Das Gefühl der Sicherheit, in einem auf Dauer friedlichen Land leben zu können, sei vielfach dahin, so Rosemann. Schmerzhaft sei die Erkenntnis, dass es sich bei dem seit 1945 bestehenden Zustand eben nicht um ein Naturgesetz handele. Das Gegenteil sei der Fall. Die Geschichte der Menschheit lese sich wie Aneinanderreihung von gewalttägigen Konflikten, durchsetzt mit Pausen des Durchatmens. Der erste Krieg, der sich archäologisch nachweisen lasse, liege 13.400 Jahre zurück. Schauplatz war der heutige Sudan. Auch 2023 ein von Krieg gebeuteltes Land. 

Rosemann ging am Beispiel des Friedhofs La Cambe in der Normandie auf die vorbildliche Arbeit des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein. In La Cambe nahe des weltberühmten Strandabschnitts Omaha Beach sind 21.600 deutsche Soldaten begraben. Im Verlauf der D-Day-Landung am 6. Juni 1944 stemmten sie sich gegen die Übermacht der alliierten Truppen, die nach anfänglich hohen Verlusten die Überhand gewannen und die Deutschen zurückdrängten. Das Blut von insgesamt 100.000 Opfern, darunter 14.000 Zivilisten, tränkte den heute bei deutschen Touristen so beliebten normannischen Boden. 

La Cambe ist aber mehr, wie die Homepage des Volksbunds informiert. "Schon 1957 fand unter dem Motto 'Versöhnung über den Gräbern' ein internationales Jugendlager statt, bei dem zum ersten Mal Jugendliche aus mehreren Nationen dem Volksbund beim Anlegen einer Kriegsgräberstätte in Frankreich halfen. Neben dem Friedhof liegt der Friedenspark, den der Volksbund 1996 eröffnete. Dort wachsen 1.200 Kugel-Ahorn-Bäume als lebendige Symbole für Frieden und Versöhnung."

Deutsche starben in Frankreich, Franzosen in Deutschland. In langen Zahlenkolonnen, aufgestellt mit Bleistift in akkurater Schrift, fasste der Standesbeamte Peter Gansen nach Kriegsende auf einer im Stadtarchiv verwahrten Kladde zusammen, wie viele Franzosen bei uns in der Stadt umkamen - viele vom Fleckfieber im Gefängnis dahingerafft, in dem sie als politische Häftlinge eingesperrt waren. 1940: 1; 1941: 7; 1942: 13; 1943: 18; 1944: 24; 1945: 75.

Rosemann erklärend: "Peter Gansen beschrieb aus Papiermangel die freie Rückseite eines übriggebliebenen Fragebogens der NS-Bürokratie. Allein das ist historisch."

Zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Frankreich ist Partner Deutschlands, Nogent-sur-Marne Partner Siegburgs. "2024 feiern wir 60 Jahre Versöhnung. Aus Feinden wurde Freunde, die zusammen feiern, wie bei unserem Stadtfest. Die zusammen gedenken, wie jedes Jahr am 11. November in Erinnerung an die Opfer des Ersten Weltkriegs in Nogent. Mehrere Besuche sind vorgesehen 2024. Wir freuen uns schon sehr darauf!"

Foto: Kranzniederlegung in der Nepomuk-Kapelle mit Vertretern der Bundeswehr vom Brückberg. Die Musikschule entsandte das Saxophonensemble "Sax Pack" unter der Leitung von Michel Janssen, das für den würdigen Rahmen sorgte.

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