vom 05.11.2023

Anno in der Rheumafalle

Was George Clooney mit dem Siegburger Kirchenschatz zu tun hat

Siegburg. Welch ein Staraufgebot! Der Kinoblockbuster "Moments Men - Ungewöhnliche Helden" von 2014 vereint George Clooney, Mat Damon, Bill Murray, Cate Blanchet und John Goodman auf der Leinwand. Die Handlung spielt im Zweiten Weltkrieg, es geht um eine Spezialeinheit des US-Militärs, die NS-Raubgut aufspüren soll. Das Ganze basiert, wie könnte es anders sein, auf einer wahren Begebenheit. 

Bei dieser wahren Begebenheit mit dabei - der Heilige Anno, Siegburgs Stadtgründer. Historiker Ulrich Hofmann aus Kaldauen ist über die Recherche in amerikanischen Archiven auf dieses Dokument gestoßen (Bild), welches zweifelsfrei beweist, dass die echten "Moments Men" den Siegburger Kirchenschatz aus einer feuchtkalten Höhle im Siegerland befreiten. Doch der Reihe nach.

Specialist Officer Captain Walker Kirtland Hancock und Lieutenent George Stout von der Einheit "Monuments, Fine Arts and Archives" machen sich am 2. April 1945 aus dem frisch eroberten Bonn auf nach Siegen. In den Wäldern und Hügeln des Siegerlands wird noch gekämpft, als sie mit dem Aachener Vikar Stephany an einer alten Mine eintreffen. Nach 500 Metern Fußweg in den Berg stehen sie vor einer stählernen Tür, hinter der sich Werke von Künstlern stapeln, deren Namen die eingangs erwähnten Schauspielgrößen deutlich in den Schatten stellen: Sicher vor den Fliegerbomben der Alliierten, aber in einem mehr als bedenklichen Raumklima horten die Nazis 500 Gemälde von Cezanne, Cranach, Delacroix, Fragonard, Gauguin, Hals, Lochner, Rembrandt, Renoir, Rubens, Van Dyck und Van Gogh. Daneben historisch Einmaliges. Ein Bild geht um die Welt, das einen US-Soldaten zeigt, der sich - feist grinsend und mit Zigarre in der Hand - die Krone Karls des Großen aufsetzt.  

Interessant für uns: Sechs Kisten dieser einmaligen Kunstsammlung kommen aus Siegburg. Hofmann erklärt: "Sie enthielten unter anderem den Bischofsstab, einen Kamm und den Schrein von St. Anno."

Der Forscher erklärt, wie es weiterging. Mit Unterstützung weiterer Sachverständiger, darunter der Restaurator des Wallraff-Richartz-Museums, können Hancock und Stout schließlich am 26. Mai 1945 einen ersten kleinen Teil der durch Luftfeuchtigkeit stark gefährdeten Werke endlich abtransportieren. Die aus Köln stammenden Preziosen werden in einem Bunker im Kölner Dom gelagert, die aus Aachen in der dortigen Hubertus-Kapelle der Kathedrale. Den Rest verfrachten die Amerikaner später zum zentralen Sammelpunkt ins hessische Marburg. Hofmann: "Dort landen zunächst auch unsere Siegburger Schätze, wie die Hinweise auf den abgebildeten Karteikarten der Bestandsaufnahme zu deuten sind." 1948 erhält Siegburg dann seinen Kirchenschatz zurück und freut sich überschwänglich, wie wir im "Siegburger Kalenderblatt" vom 31. Oktober berichteten. 

Kontakt

Stadtverwaltung Siegburg
Nogenter Platz 10
53721 Siegburg

+49 2241 102-0
+49 2241 102-1284
rathaus@siegburg.de
https://siegburg.de

Newsletter

Anmeldung
Jetzt für unseren täglichen Newsletter anmelden.


Newsletter-Archiv

Oben