vom 06.10.2023

Zwölf Stunden Rettungsdienst

Mit kühlem Kopf und warmen Herzen

Siegburg. "Wir sind häufig die ersten am Einsatzort. In der Regel bauen die Patienten schnell ein Vertrauensverhältnis zu uns auf und lassen sich ein Stück weit fallen", erzählt Mark Dischner (l.) zwischen den Einsätzen auf dem Hof. Seit anderthalb Jahren ist er Rettungssanitäter bei der Kreisstadt Siegburg. Gemeinsam mit seiner Kollegin Pauline Nonnen ist er heute für eine 24-Stunden-Schicht eingeplant. Ebenfalls dabei im vollausgestatteten Rettungswagen bin ich, Kira Haasbach (r.), aus der siegburgaktuell-Redaktion. 

Haben Sie schon einmal einen Rettungswagen gerufen? Waren Sie schon einmal in der Situation, selbst nicht mehr helfen zu können und am Unfallort auf schnelle Unterstützung anderer angewiesen zu sein? Nein? Ich auch nicht. Und daher konnte ich es kaum abwarten, hautnah mit dabei zu sein.

Um 7.30 Uhr geht es los, Dienstbeginn am Neuenhof. Nachdem ich mir die passende Arbeitskleidung ausgesucht habe, erfolgt die Übergabe vom Nachtdienst. Die Kollegen berichten von besonderen Einsätzen oder dem Zustand des Rettungswagens, der im Nachgang kontrolliert wird. Notfallrucksack vollständig, EKG und Beatmungsgerät intakt, Medikamente komplett? Checklisten zeigen an, welche Dinge vorhanden sein müssen. Beim anschließenden Wachwechsel wird besprochen, wer in den nächsten Stunden auf der Feuer- und Rettungswache im Einsatz ist. Ab jetzt kann jederzeit ein Notruf eingehen. Und der erste lässt nicht lange auf sich warten. 

Blitzschnell reagieren, hundertprozentige Konzentration und trotzdem gelassen bleiben: Notfallsanitäter arbeiten am Limit. Eigenverantwortlich sind sie für die Behandlung eines Notfallpatienten, oftmals auch ohne Notarzt, zuständig. So auch vor dem Baustoffzentrum an der Konrad-Adenauer-Allee. Eine junge Motorradfahrerin ist auf regennasser Fahrbahn gestürzt und hat sich leicht verletzt. Pauline beruhigt die Patientin, übernimmt die Erstversorgung, führt Kontrollen durch. Sie hat heute den Job als Transportführerin. Während ihr 27-jähriger Kollege den Wagen fährt, übernimmt sie die Anamnese, die zur Spezifikation des Krankheitsbilds und Erstellung einer (Verdachts-)Diagnose führt, erkundigt sich nach Vorerkrankungen oder begleitet die Patienten im Behandlungsraum des Fahrzeugs. 

Nachdem die Polizei den Unfallhergang aufgenommen hat, bringen wir die Verletzte zur weiteren Versorgung ins Siegburger Krankenhaus. Das wird nicht unser letzter Besuch für den Rest des Tages sein. Jeweils zuhause in Lohmar und Wolsdorf versorgt werden müssen anschließend zwei Patientinnen. Sie klagen über Atembeschwerden sowie Kreislaufprobleme und Herzrasen in Folge eines Insektenstichs, auch für sie führt der Weg anschließend in die Ringstraße. 

In der Mittagszeit sind ein paar Minuten Luft, und Pauline berichtet stolz, dass sie ihre dreijährige Ausbildung zur Notfallsanitäterin erst vor einem Monat abgeschlossen hat. Nichtsdestotrotz handelt die 24-Jährige souverän und mit Feingefühl. Unbeirrt schätzt die Troisdorferin ein, wann der Notarzt hinzugerufen werden muss, entscheidet, wann das Martinshorn in der Stadt oder auf der Autobahn die Fahrt zum Patienten beschleunigen soll oder welche nächsten Schritte folgen. Dass Zusammenhalt und routinierte Teamarbeit ihren Alltag bestimmen, beweisen Pauline und Mark nicht nur im Behandlungszimmer auf vier Rädern, sondern auch bei Späßen im Aufenthaltsraum mit den anderen Kolleginnen und Kollegen. 24/7 sind zwei Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug zur notfallmedizinischen Versorgung der Siegburgerinnen und Siegburger sowie unterstützend auch in den Nachbarstädten unterwegs. Ein weiterer RTW ist zehn Stunden auf der Straße. Um diese zu besetzen und dazugehörige Fort- und Weiterbildungen wahrnehmen zu können, besteht das Team des Rettungsdiensts aus 25 Personen. Hinzu kommen vier Auszubildende pro Jahrgang, was Siegburg zu einer der größten Lehrrettungswachen im Rhein-Sieg-Kreis macht. 

Nachmittags dann der nächste Alarm, diesmal ein gestürztes Mädchen in einem Lohmarer Kindergarten. Weil zwei Milchzähne ausgefallen sind und ein weiterer wackelt, geht es auf direktem Wege in die Kinderklinik nach St. Augustin. Um die Tränen zu trocknen, sind Mama und Schwester im RTW mit dabei. Trotz vorherigen Telefonaten vor Ort dann die Ernüchterung: "Kein Zahnarzt im Haus, ihr müsst nach Bonn." Nächster Halt ist also das Eltern-Kind-Zentrum in der Bundesstadt, um den Kiefer der Kleinen zu kontrollieren. Auf dem Rückweg nach Siegburg signalisiert der Melder einen weiteren Alarm: offener Bruch am Fuß. Bei strömendem Regen geht es mit Martinshorn und Blaulicht über die Autobahn nach Niederkassel. Am Einsatzort stellt sich heraus, dass der Knöchel nach einem Treppensturz lediglich geschwollen, wahrscheinlich aber gebrochen ist. Weil seine Freunde den Notruf abgesetzt haben, verweigert der junge Patient die Behandlung. Zum Röntgen und weiteren Versorgung bringen wir auch ihn ins Helios Klinikum. "Auch das kommt mal vor", weiß Mark. "Wir tun in solchen Fällen unser Möglichstes." Und damit endet meine Schicht und ein aufregender Tag um 19.30 Uhr. "Entweder Stillstand oder Vollgas, viel mehr gibt es bei uns nicht", berichtete mir Torsten Kalkbrenner, ein weiterer Kollege aus dem Rettungsdienst, in Vorbereitung auf den Praktikumstag. Und genau das habe ich heute am eigenen Leib zu spüren bekommen. Wie Pauline und Mark mit kühlem Kopf und warmen Herzen für die Gesundheit der Patienten arbeiten, habe ich mit der Kamera begleitet. Den ersten Teil der Reihe finden Sie auf den städtischen Social-Media-Kanälen über den Link. 

Instagram: Mit kühlem Kopf und warmen Herzen - Teil 1
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