vom 17.10.2023

Siegburg begegnete Israel 2011

Mit Laubhütten, Kristallen und einer bewegenden Reise

Siegburg. "Melancholische Geigenklänge und jiddischer Gesang erfüllen den Markt, Kinder mit kleinen Hüten wuseln umher, eine Modell-Siedlung der Zeit Jesu, liebevoll aus Schuhkartons gebastelt, zieht die Blicke auf sich. Jungen sitzen unter einer Hütte mit Laubdach, beobachten von dort die vielfältigen Darbietungen auf der Bühne." So begann am 9. Juli 2011 unser Artikel in siegburgaktuell über die Aktion "Schüler sehen Israel". Sie sahen nicht nur, sie bildeten Israel auf dem Markt nach, mit einem Gesellschaftsspiel zur jüdischen Geschichte, mit selbst gezüchteten Kristallen wie im Toten Meer. Manch einem Zehnjährigen von damals und 22-Jährigen von heute wird angesichts des Kriegs in Nahost dieser besondere Tag im Herzen der Stadt ins Gedächtnis gerufen worden sein.

Die zugrunde liegende "Begegnung mit dem Ausland" war fester Bestandteil des Kulturkalenders. Museumsleiter Klaus Hardung führte Regie. Ein ganzes Jahr wurde zu Vorträgen, Konzerten und kulinarischen Events rund um den jeweiligen Partnerstaat geladen. Schülerinnen und Schüler arbeiteten sich akribisch in Sitten und Gebräuche, Politik und Religion des jeweiligen Landes ein und präsentierten ihr Wissen vor den Sommerferien öffentlichkeitswirksam in der Innenstadt.

Inbegriffen in die zwölfmonatige Reihe war immer auch eine Begegnung vor Ort. An der Bürgerfahrt 2011 ins Heilige Land nahmen 25 Personen teil. Man besuchte Kapharnaum, Nazareth und Bethlehem und traf mit ehemaligen jüdischen Siegburgern zusammen, die Deutschland während der Naziherrschaft verlassen mussten. Der in Haifa wohnende Uri Heymann zeigte der Gruppe die in der Pogromnacht 1938 aus der brennenden Siegburger Synagoge gerettete Tora. Mit Lobpreisgesängen wurde sie von Gemeindemitgliedern und der Vizebürgermeisterin Hedva Almog feierlich ausgebreitet. Überraschend kam in diesem Moment der israelische Wissenschaftsminister und Rabbiner David Herschkowitz dazu, um die Reiseteilnehmer zu begrüßen und an die erschütternde eigene Familiengeschichte zu erinnern. Die Großeltern waren in Theresienstadt ermordet worden. Der 17-jährige Sohn (sein Vater) überlebte.

Letzte Station der Reise war Jerusalem mit Besuch der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem. Dr. Fred Gottlieb, Sohn des ehemaligen Siegburger Arztes Dr. Leo Gottlieb, führte die Besucher mit ergreifenden persönlichen Schilderungen durch die einzelnen Dokumentationsräume. Fred Gottlieb starb 2020. Foto: Gerd Heiliger. 

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