Kreishandwerker versenken Kassiber

Siegburg. Das Handwerk hat goldenen Boden, heißt es. Betrachtete man die Baustelle an der Ecke Wilhelm-/Alleestraße in den letzten Wochen, auf der die Kreishandwerkerschaft ihre neue Verwaltungszentrale errichtet, war der Boden eher matschig denn golden. Daher wurde aus dem ersten Spatenstich am 11. August kurzerhand eine kombinierte Spatenstichgrundsteinlegungsfeier. Am Ende war die Sorge ums Wetter am Jubeltag unbegründet: Der Kassiber, in dem Zeitungen und Polaroids vom Tage sowie wenig stabil ausschauendes Kleinwerkzeug (IKEA?) verschwanden, glänzte in der Sonne.

Den Werbeslogan des deutschen Handwerks zog Thomas Radermacher zu Rate. Der Kreishandwerkermeister und Bauherr sprach: "Himmel und Erde hat der liebe Gott geschaffen. Den Rest machen wir!" Das rhetorische Muskelspiel bezog sich auf das Überwinden von Hindernissen auf der bislang zurückgelegten Wegstrecke. Die Unwägbarkeiten einer Gebäude-Gründung direkt am Mühlengraben machten die Pläne für eine Tiefgarage obsolet. Die Einhaltung zahlreicher Vorschriften, die das Baurecht fordert, verzögerte die Genehmigung. "Jetzt aber sind wir optimistisch, es geht voran!"

Bürgermeister Stefan Rosemann ordnete den Neubau als Scharnier ein. Hier die Innenstadt, in der sich mit Kaiser Carré, Rathaus und Amtsgerichtserweiterung viel tue. Dort das Haufeld, die größte Potenzialfläche Siegburgs, wo eine Vierfachsporthalle und mehr als 100 Seniorenwohnungen wachsen werden. "Es passiert demnächst sehr viel in Ihrer Nachbarschaft."

Zur Freude der "interessierten und interessanten, der finanzierenden und bezahlenden Gäste", wie Radermacher es launig ausdrückte, hatte sich Hans Peter Wollseifer eingefunden, aktueller Präsident der Handwerkskammer Köln und ehemaliger Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks. Er lobte die Entscheidung zum Bau, der wichtig sei, um die Meisterstücke Klimaschutzanpassung und Fachkräftegewinnung erfolgreich zu absolvieren. "Hier wird Verantwortung übernommen für fast 10.000 Handwerksbetriebe der Region."

An der vielbefahrenen Ecke hat Architekt Achim Becker ein bogenförmiges Gebäude geplant, das vom Parterre bis zum dritten Obergeschoss Büroflächen vorsieht. Im vierten Stockwerk wird es einen größeren Mehrzweckraum geben für Ausbildung, Seminare, Prüfungen und Lossprechungen. Man ist nicht allein. Zwei Ankermieter aus dem Versicherungsbereich sind schon jetzt gefunden.  

Foto (v.l.): Architekt Achim Becker, Kreishandwerkermeister Thomas Radermacher, Ex-Zentralverbands-Chef Hans Peter Wollseifer, Bürgermeister Stefan Rosemann und Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer des Kreishandwerkerschaft.