vom 28.08.2023

Internationales Gedenken an der Agger

Den Glauben an das Gute im Menschen nicht verlieren!

Siegburg. "Wir erinnern nicht, weil wir es müssen. Wir erinnern, weil wir es aus tiefstem Herzen wollen!" Mit klaren Worten wendet sich Bürgermeister Stefan Rosemann gestern am Uhlrather Hof an die versammelte Gemeinschaft aus deutschen Paten und europäischen Partnern. 

Die Kranzniederlegung zum 79. Todestag von Camille Körner, Jean Bück und Marcel Charpantier - Luxemburger, die vom Naziregime ermordet wurden - begeht Siegburg im Kreis seiner Freunde. Die Bürgermeisterin aus dem türkischen Selçuk und ihr Amtskollege aus dem portugiesischen Guarda nehmen teil, Filiz Ceritoglu Sengel und Sergio Costa. Die Freunde aus Bolesławiec und Nogent-sur-Marne sind vertreten durch die stellvertretenden Stadtoberhäupter Renata Szewczyk und Anne-France Jacquillat. Unter den Gästen befinden sich ein gutes Dutzend Uniformträger: Oberstleutnant Hans Domrich salutiert mit einer Gesandtschaft des Wachbataillons. Oberleutnant zur See Tobias Musall kommandierte die Mannschaft des Patenboots "Siegburg" zur Erinnerungsstunde an die Agger. 

Die Motivation, immer wieder an das Naziunrecht zu gedenken, ergebe sich aus einer Zahl, so Rosemann in seiner Ansprache. "Es gab 44.000 deutsche Inhaftierungsstätten. Konzentrations- und Vernichtungslager. Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenlager. Ghettos. Durchgangslager. Tötungsanstalten von Behinderten." Eine Karte des Todes mit unzähligen schwarzen Punkten, verteilt über halb Europa. Auch quer über Siegburg erstrecken sich die Lagerstandorte. Selbst auf dem Michaelsberg, dem geistigen Zentrum, herrscht der Ungeist aus Stacheldraht.

"Der Mensch ist dazu fähig, leider", konstatiert Rosemann. Man dürfe bei all dem überwältigenden Dunkel der finalen Kriegsphase das Helle nicht aus dem Blick verlieren. Neben dem Unmenschlichen habe sich Menschliches, bisweilen Übermenschliches abgespielt. Auf dem Schießplatz am Uhlrather Hof nimmt Jean Bück seinen Kameraden Camille Körner, den jüngeren der Begleiter, in den Arm, als der vor den Gewehrläufen der Exekutionsmannschaft zusammenzubrechen droht. In der Siegburger Innenstadt protestieren im März 1945 Frauen vor der Stadtkommandantur gegen den Krieg. Ihre Häuser sind zerstört. Ihre Männer sind im Krieg verschollen oder gefallen. Mit ihren Kindern leben sie im Michelsberg-Stollen, weil die alliierten Bomben ihre Häuser zerstört haben. Das macht sie zu Pazifistinnen. In Kaldauen kommt es zur Heldentat der Katharina Schmidt. Sie kümmert sich tatkräftig und ohne Angst um die Opfer des versehentlichen Angriffs amerikanischer Soldaten auf einen vorbeiziehenden Zwangsarbeitertrupp. Rosemann: "Wir brauchen die Erinnerung an diese Sternstunden, um uns den Glauben an das Gute im Menschen zu bewahren."

Anne-France Jacquillat aus Nogent beschwört in eindringlichen Worten die von Adenauer und de Gaulle beschlossene deutsch-französische Freundschaft, ehe auch sie auf die toten Luxemburger eingeht. "Das Schlimmste wäre, wenn die Zeit und das Vergessen die Opfer dazu verdammen würden, ein zweites Mal bei Nacht und Nebel zu verschwinden." Sie zieht eine Verbindung zur Gegenwart, zum Krieg in Osteuropa. "Im aktuellen Kontext, in dem das Recht wiederum mit Füßen getreten wird, hat dieses Gedenken eine große Bedeutung. Das Schicksal der Luxemburger erinnert uns daran, das Frieden, Demokratie und Freiheit niemals selbstverständlich sind. Diese Werte bedürfen eines ständigen Kampfes und großer Wachsamkeit."

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