vom 23.05.2023

Bugatti, Bauhaus und Boheme

Geschichtsverein fasziniert von den 1920ern

Siegburg. Die 1920er-Jahre in Berlin. Mord und Totschlag. Politik als Straßenkampf. Der Mensch? Gleichzeitig ein Biest und ein hilfloser Wurm, gefangen in eigenen Traumata, getrieben und geschunden von der Hektik und Anonymität der Großstadt. Das alles wurde schon weit vor dem Blockbuster "Babylon Berlin" glänzend in Szene gesetzt. "Berlin Alexanderplatz" heißt das künstlerisch leuchtende und inhaltlich tiefschwarze literarische Zeitporträt von Alfred Döblin. Die Hauptstadt von unten. Ungeschminkt. Bedrückend. Nachwirkend. Überhaupt keine leichte Kost, aber unbedingt empfehlenswert.

Einen Blick auf die Kultur zwischen Weltkrieg und Naziherrschaft warf auch der Geschichtsverein auf seiner Exkursion in die Bonner Bundeskunsthalle am letzten Mittwoch: Frauen tragen Bubikopf, rauchen und fahren Autorennen. In New York wachsen Wolkenkratzer, in Stuttgart-Weißenhof das Bauhaus. Josephine Baker trägt Bananenrock, Fritz Lang erschafft in "Metropolis" die erste KI der Filmgeschichte. 

Die Ausstellung "1920er! Im Kaleidoskop der Moderne" ist eine sehenswerte Schau der Bilder, Fotografien, Kleider, die gerade deshalb nahegeht, weil der schwankende Grund und das Nichtwissen, was die Zukunft bringen mag, eine topaktuelle Gefühlslage trifft. Die Welt veränderte sich rasant (wie heute). Es herrschte ein krasser Gegensatz zwischen Stadt und Land (ähnlich wie heute). Während die Boheme tanzte, starb die Demokratie (hoffentlich nicht wie heute). 

Nach einer Stärkung im Bonner Traditionsgasthaus "Em Höttche", wo schon Beethoven einkehrte, verschlug es die Siegburger Reisegruppe noch weiter in die Vergangenheit. Im LVR-Landesmuseum am Bahnhof setzte man sich archäologisch mit den Vorfahren auseinander. Aus den Beigaben einer bei Wesel erbuddelten fränkischen Grabstelle ließ sich das Leben am Rhein um 600 nach Christus rekonstruieren. "Das Leben des Bodi" ist noch bis zum Sonntag, 15. Oktober, nachzuvollziehen. 

Ach ja: Was die Technik auf dem Feld der Archäologie vermag, zeigt ein Beispiel aus Dänemark, das die LVR-Museumsführerin den Siegburgern nahebrachte. Die Bauarbeiten am Tunnel zwischen den Inseln Fehmarn und Lolland fördern allerlei Relevantes zu Tage. So ein Stück Birkenpech, das mit den Zähnen beackert wurde. An dem Werkstoff der grauen Vorzeit klebte Speichel, also DNA. Die Forscher präsentierten der staunenden Öffentlichkeit ein Steinzeit-Mädchen - dunkle Haut, blaue Augen, Lieblingsspeisen Aal und Ente. Googlen Sie mal Lola aus Lolland. Die Ergebnisse sind beängstigend. 

Foto: Ein blank polierter Bugatti empfängt in der Bundeskunsthalle. 

Kaleidoskop der Moderne
Das Leben des Bodi
Geschichtsverein

Kontakt

Stadtverwaltung Siegburg
Nogenter Platz 10
53721 Siegburg

+49 2241 102-0
+49 2241 102-1284
rathaus@siegburg.de
https://siegburg.de

Newsletter

Anmeldung
Jetzt für unseren täglichen Newsletter anmelden.


Newsletter-Archiv

Oben