vom 22.04.2023

Zurück zu den Wurzeln

JGV Rosenhügel mit Kind und Kegel im Stadtmuseum

Siegburg. Alle waren wir da: Mit Kind, Kegel, Hund und Paias nimmt der Junggesellenverein und Männerreih Rosenhügel am Donnerstagabend das Stadtmuseum ein. Da sieht das Lottchen rot! 

Hat der Aufmarsch mit den anstehenden Feierlichkeiten zum 100. Vereinsgeburtstag zu tun? Sicher! Mitglied Dr. Jörg Junkersfeld, der Chronist der Maibrauchtümler, stellt im Rahmen eines Museumsgesprächs das Wirken der Gemeinschaft seit 1923 dar. 

Gelungen sein Einstieg mit einer Anekdote aus dem Jahr der Gründung. Geht ein Mann mit Schubkarre zum Arbeitgeber, um sich seinen Lohn abzuholen. Milliarden von Mark. Auf dem Heimweg überfällt ihn ein Räuber. Er verliert das Wertvollste, das er bei sich trägt. Die Schubkarre! Hyperinflation, handlich verpackt.

Denkbar ungünstig also die Konditionen zum Start. Wie geht es weiter? Ohne erdrückende Vereinnahmung scheint es der Verein durch die Diktaturjahre bis 1939 geschafft zu haben, die Quellenlage zur Nazizeit ist dünn. Mit Kriegsbeginn kommen die Aktivitäten zum Erliegen. Die Wiederauferstehung folgt nach dem Weltkrieg. Männer hauen im feinen Zwirn auf die Pauke, laufen singend in den Wald, kehren mit Birke und Bier zurück. Dunkelepochen tun sich auf, in denen die Ausstrahlung wegen Mitgliedermangel gering ist. Die Übriggebliebenen verewigen sich selbstironisch als "Letzte Mohikaner" im goldenen Vereinsbuch. Gertrud und Tugendhold Kölsche helfen aus der Patsche. Das erste Maipaar von 1923 macht's 1967 einfach noch mal, weil sich niemand findet. Er ist damals 77, sie 61 Jahre jung. 

Aber, aber: Der promovierte Physiker Junkersfeld schildert anschaulich, dass es selbst in den 1970er- und 80er-Jahren, als die gesellschaftliche Entwicklung von althergebrachten Traditionen wegführt und nicht wenige Maiclubs der Umgebung aufgeben, beim Rosenhügel nie zu einer Kernschmelze kommt. Im Gegenteil. Dank vieler helfender Händen, Kreativität und Spaß am hohen Zeitaufwand sitzen die Roten ab 1980 auf dem Regiestuhl der Wolsdorf Kirmes, übernehmen die Orga von der Stadt.

Junkersfelds Beschreibung der Handlungsfelder Pfingsteiersingen, Maikönigstum, Kirchweih und Kirmesgericht ist präzise. Ohhhs und Ahhhs im Publikum. Auf den Fotos sieht sich so manche(r) wieder, mit vollerem Haar und ein paar Kilo weniger auf den Hüften. Kein Gramm zu viel haben Maja und ihre Freundin, die mitten in der roten Schar Platz nehmen. Die Jugendlichen sind Rosenhügel-Fähnriche und fragen nach dem Vortrag ungläubig: "Gab's denn früher überhaupt keine Mädchen oder Frauen an den Fahnen?" Junkersfeld überlegte nicht lange: "Nein. Ihr seid die ersten." Foto: Bianca Dammig.

Kontakt

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Nogenter Platz 10
53721 Siegburg

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