vom 12.02.2023

Spektakulärer Fund

Brief als Brücke zum Hitlerattentat am 20. Juli 1944

Siegburg. Carl Friedrich Goerdeler (1884-1944) war einer der führenden Köpfe im Widerstand gegen Hitler, gehörte zum Kreis der Attentäter vom 20. Juli 1944 und sollte nach Beseitigung des Despoten durch die Bombe in der "Wolfsschanze" Reichskanzler werden. Wer den Hollywood-Erfolg "Operation Walküre" gesehen hat: Der zivile Grandseigneur der Verschwörer - das war Goerdeler. In der Gedenkstätte des deutschen Widerstands im Berliner Bendlerblock ist seine Rolle innerhalb der Gruppe, deren bekanntestes Mitglied Claus Schenk Graf von Stauffenberg war, genau nachgezeichnet. 

Wie gelangen Spuren Goerdelers ins Siegburger Stadtarchiv? Was hat die Familie Humperdinck und die heute erneut umkämpfte Stadt Charkiw damit zu tun?

Der scheinbar rätselhafte Zusammenhang erweist sich über Umwege als schlüssig: Goerdeler war Oberbürgermeister in Leipzig, als Wolfram Humperdinck - Sohn Engelbert Humperdincks - dort Oberregisseur und stellvertretender Intendant war, bis er 1941 als Intendant nach Kiel wechselte. Goerdelers Sohn Christian fiel 1942 in der Schlacht um Charkiw. Wolfram kondolierte dessen Eltern. Das Dankschreiben (Foto), das Carl Goerdeler an Wolfram Humperdinck sandte, findet sich heute im Wolfram-Humperdinck-Bestand des Siegburger Stadtarchivs. Dr. Christian Ubber, der Leiter der Musikwerkstatt, stieß im Zuge von Forschungen zur Neugestaltung der Humperdinckabteilung im Stadtmuseum auf dieses Schreiben.

Was den Brief historisch so brisant macht, sind die Formulierungen Goerdelers, die heute - in Kenntnis seines Weges in den Widerstand - geradezu als prophetisch und von bemerkenswerter Offenheit erscheinen. Er schreibt:

"Sehr geehrter Herr Humperdinck,
für Ihre freundliche verstehende Teilnahme am Soldatentod unseres geliebten Sohnes Christian danken meine Frau und ich Ihnen herzlich.
Er ist in voller Klarheit dessen, was unserem Volke in Wahrheit not tut, gefallen. Die Tragik solchen Opfers vertieft das Leid und ist ein immer klingender Ruf an unser Gewissen. Versagen wir Lebenden, insbesondere meiner Generation, uns unentrinnbarer Wahrheit, so ist die Zukunft unseres Vaterlandes nach Gottes ewigen Gesetzen leidvolle Buße.
Ihre Teilnahme hat uns wohlgetan.
Haben Sie dank.
Ihr
Goerdeler".

Nach dem Attentat vom 20. Juli wurde Goerdeler verhaftet, zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

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