vom 14.11.2022

Gedenken in Siegburg

Brückenschlag vom Krieg in den Frieden

Siegburg. Musikalisch begleitet vom Ensemble "Sax Pack" der Musikschule und unter Einbeziehung der Reservistenkameradschaft, die den Ehrenkranz in die Nepomuk-Kapelle trugen, erinnerte die Kreisstadt gestern auf dem Alten Friedhof an die Toten von Krieg und Gewaltherrschaft.

Zwei Lebensläufen folgte Bürgermeister Stefan Rosemann in der Rede zum Volkstrauertag, dem des polnischen Gefängnisinsassen und Zwangsarbeiters Zygmunt Makowski aus der Nähe von Warschau und dem vom Peter Gansen, dem langjährigen Siegburger Standesbeamten. Gansen beurkundete am 21. August 1942 Makowskis Tod - der Pole starb an Tuberkulose infolge der Haftbedingungen - und brachte mit seiner Unterschrift bis zum April 1945 hunderte weitere kriegsbedingte Todesfälle aus Siegburg zu Papier. Vollends zum Chronisten des Weltkriegs wurde der Stadtinspektor am 9. und 10. April 1945, als er den Einmarsch der Amerikaner protokollierte - am Rand des hochoffiziellen Heirats- und Sterbebuchs. Ein anderer Aufnahmeort für die Tinte stand nicht mehr zur Verfügung.

Rosemann nahm die vom Bonner Stadtzentrum nach Beuel führende Brücke in seine Ausführungen auf, berichtete, dass Zygmunt Makowski und Peter Gansen die Rheinquerung für ihre jeweils letzte Lebensstation in entgegengesetzte Richtung passierten. Makowski wurde 1942 von Bonn ins Siegburger Gefängnis gefahren. Gansen kehrte Siegburg 1955 den Rücken. Der ledige Pensionär zog zurück in seine Eifeler Heimat. Die zwischenzeitlich zerstörte Brücke war zu diesem Zeitpunkt wiederaufgebaut. Rosemann: "Wer heute von Siegburg kommend über die Brücke fährt, gelangt zum Platz, der nach Bertha von Suttner, der Friedensaktivistin aus dem 19. Jahrhundert, benannt ist. An der Straßenbahnhaltestelle hängt ein Porträtfoto von ihr, eingerahmt von Bildern der im Zweiten Weltkrieg nahezu flächendeckend zerstörten Bonner Innenstadt. Über dieser Endzeitszenerie steht ein Zitat von Suttner, das uns eindringliche Mahnung ist. Es ist die verbale Formel des ewigen Kriegskreislaufs: 'Rache und immer wieder Rache! Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden.'

In der Partnerstadt Nogent-sur-Marne seien, berichtete Rosemann, zwei Tage vor dem deutschen Volkstrauertag Franzosen, Polen und Deutsche vereint gewesen in tiefem Schmerz über die Verluste des Ersten Weltkriegs. "Gleichzeitig waren wir zusammengeschlossen in tiefer Dankbarkeit über die erreichten Friedenbahnen, auf denen sich die Länder bewegen. In einem entscheidenden Punkt sind wir uns einig: Ein Krieg unter Nachbarn, den soll und den wird es nicht mehr geben!"
Mehr zum Besuch in Nogent-sur-Marne im nächsten Artikel.

Foto: Olaf Kortenhoff und Philipp Hanenberg von der Reservistenkameradschaft nahmen Aufstellung, als der Bürgermeister in der gut gefüllten Nepomuk-Kapelle seine Gedanken zum Volkstrauertag teilte.

Lebensweg von Zygmunt Makowski
Lebensweg von Peter Gansen

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