vom 15.10.2022

Su simmer all he hinjekumme

Aufbruch und Ankunft im neuen Jahrbuch

Siegburg. Herkunftsbezeichnung, Sehnsuchtsbegriff, Ort der Wärme und Geborgenheit. H E I M A T. Noch gar nicht lange ist es her, da gab die Heimat Anlass zu heftigen Debatten, wurden die, die sich auf sie beriefen, als Hardliner bekämpft oder als Ewiggestrige belächelt. Heute, im globalisierten Zeitalter, gibt es Organisationen der Kulturpflege, die sich umbenennen, lieber Heimat- als Geschichtsverein sein wollen, um besser neue Mitglieder anwerben zu können. Heimat ist in Mode. Soziologen verweisen schon seit längerem auf den Rückzug aufs Bekannte, das Halt verspricht in einer immer haltloseren Welt.

Dem ganz persönlichen Heimat-Empfinden widmet sich die aktuelle Ausgabe des Jahrbuchs des Kreises. "Zu Hause - der Rhein-Sieg-Kreis als alte und neue Heimat" heißt der Band, der für 13,50 Euro ab sofort im Buchhandel erhältlich ist.

Berichtet wird unter anderem von Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen mussten. Manche sind auch aufgebrochen, um ihr Glück zu suchen. Andere sind hier geboren, ihre familiären Wurzeln liegen jedoch woanders. In den Beiträgen kommen diese Menschen zu Wort und erzählen ihre Geschichte(n). 

Da wäre Michael Fröhlich, Vater von Ilse Fröhlich, die nur noch den Ausweg Selbstmord weiß, um sich dem Druck des NS-Regimes zu entziehen. Michael Fröhlich haftet der zutiefst inhumane Ausdruck "Ostjude" an. Bereits früh im sogenannten Dritten Reich ist er der Verfolgung durch den NSDAP-Bürgermeister Wilhelm Ley ausgesetzt. Im weißrussischen Wald vom Blagowschtschina erlischt 1942 schließlich das Lebenslicht des Hutverkäufers mit eigenem Geschäft in der Kaiserstraße. 

Da wäre Peter Börner, der Heimatvertriebene und langjährige Leiter der Bunzlauer Heimatgruppe, der dem ehemaligen Kreiskulturamtsleiter Rainer Land seine Vita in einem Interview offenbart. 

Da wäre der spannende Report "Flucht aus Katalonien" von Antonio Casellas y Besa, der den Weg seiner Ahnen aus der Provinz Gerona nahe der Pyrenäen nach Siegburg schildert, wo der "Spanische Garten" mit seinen mediterranen Produkten es schafft, die Alleinherrschaft der Margarine in den Pfannen zu brechen. Plötzlich gibt es Olivenöl - und es schmeckt auch noch! Migration ist eben ein Lernprozess auf zwei Seiten. 

Der aktuellen Situation in Europa wird gleich zu Beginn mit dem Beitrag "Krieg in der Ukraine" Rechnung getragen. Alexandra Lingk, die als federführende Redakteurin die neue Jahrbuch-Ausgabe zusammengestellt hat, beschreibt am Beispiel der Psychologischen Beratungsdienste eine der vielen Aufgaben, die der Rhein-Sieg-Kreis als Zufluchtsort zu bewältigen hat. 

Insgesamt warten 25 Beiträge auf 196 Seiten und geschrieben von 28 Autorinnen und Autoren auf die Leserschaft. Die graphische Gestaltung einschließlich des wunderschön-melancholischen Koffer-Covers stammt von Reinhard Zado, in dessen Verlag "Edition Blatt" der Band erschien. 

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