vom 20.02.2022

In Erinnerung an Familie Jakobs

Sekretärin von Stutthof und die Stolpersteine aus der Weierstraße

Siegburg. Noch gibt es Überlebende, auf beiden Seiten. Im aufsehenerregenden Prozess vor dem Landgericht Itzehoe gegen die 96 Jahre alte Irmgard F., die als Sekretärin im KZ Stutthof bei Danzig arbeitete, wurden in der letzten Woche Zeugen via Videoschalte gehört. Irmgard F. soll von Juni 1943 bis April 1945 als Zivilangestellte in der Kommandantur des Konzentrationslagers gearbeitet haben. Eine Schreibtischtätigkeit, mit der sie, so sieht es die Staatsanwaltschaft, Beihilfe zum systematischen Mord an mehr als 11.000 Gefangenen geleistet hat. Weil sie zum Zeitpunkt der ihr vorgeworfenen Taten erst 18 Jahre alt war, wird vor der Jugendkammer verhandelt. 

Szenen- und Zeitwechsel: Die Ehe von Franziska Levy und Jonas Jakobs wird am 27. September 1920 vor dem Standesamt Flammersfeld im Westerwald geschlossen. Das jüdische Paar lässt sich in Düren, der Heimat des Mannes, nieder. Hier werden 1924 und 1929 die Kinder Josef und Marianne geboren. Es folgt der Umzug nach Siegburg. Laut Adressbuch des Siegkreises von 1940 ist Jonas Jakobs in der Weierstraße 3 als Metzger ansässig.

Die Deportation reißt die Familie auseinander. Sohn Josef gelangt nach Minsk und wird im Wald von Blagowschtschina erschossen oder schon im LKW auf dem Weg vom Minsker Bahnhof dorthin vergast. Seine Schwester Marianne und die Eltern besteigen in Köln den Transport nach Theresienstadt, wo sich die Spur das Vaters verliert. Für Mutter und Tochter geht das Martyrium in Auschwitz und im Konzentrationslager Stutthof weiter. Nach dem Tod der Mutter ist die 15-Jährige auf sich allein gestellt. Sie überlebt bis Anfang 1945, möglicherweise endet ihr Leben auf dem Todesmarsch Richtung Westen, den die Entkräfteten angesichts der herannahenden Roten Armee antreten müssen. 

Foto (Wikipedia): Baracken im KZ Stutthof. Eingeklinkt die Stolpersteine für die Familie Jakobs und ihre Hauswirtin Elisabeth Berger vor der Weierstraße 3. Die Steine wurden 2004 verlegt, damals hatte man noch angenommen, dass Mutter und Tochter in Theresienstadt ums Leben kamen. 

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