vom 22.11.2021

Mit Yoga gegen den Untergang

Robert Griess tanzt Apokalypso im Stadtmuseum

Siegburg. Als "Gegenentwurf zu all den Dystopien, die uns tagtäglich serviert werden", hatte Robert Griess "Apokalypso Baby" geplant. "Doch dann kam Corona - und die Premiere wurde gleichzeitig zur Dernière." Seitdem habe er mindestens die Hälfte seines Programm umgeschrieben. Gelungen, wie sein Auftritt am Freitagabend im Stadtmuseum unter Beweis stellte.

Natürlich nimmt die Pandemie mit all ihren Begleiterscheinungen viel Raum ein. Griess berichtet vom harten Los eines Kulturschaffenden, der sich irgendwann jeden Abend aufs Fahrrad setzte, um sich den Applaus abzuholen, der eigentlich für Krankenschwestern und Altenpfleger gedacht war. Er macht sich Gedanken, warum diese so wenig verdienen. "Unser Wirtschaftssystem ist auf Maximierung ausgelegt. Doch Krankenschwestern verbrauchen nur: Pflaster, Binden, Verbände, …" Er rechnet vor, dass ein Topmanager bereits am zweiten Abend des Jahres mehr verdient hat, als ein in der Pflege von Menschen Beschäftigter am letzten. "Mein Vorschlag: Beim nächsten Lockdown klatschen wir für Manager, und die Krankenschwestern bekommen die Boni." Unverständnis für manch politische Entscheidung ("Der Mensch lebt nicht vom Baumarkt allein!") mischt sich mit Unverständnis für Querdenker ("Ein Virus, das man nicht sehen kann - das ist schon verdammt nah dran an der jungfräulichen Geburt").

In der Rolle des Couch Potatoes kann Griess der Pandemie dann doch noch etwas Positives abgewinnen. "15 Jahre lang wurde ich beschimpft - und jetzt bin ich Mainstream: auf dem Sofa liegen und Fernsehgucken!" Allerdings gibt er dieser Freizeitbeschäftigung keine gute Note. "Ich frage mich immer: Wer denkt sich den ganzen Mist aus, der jeden Abend in unsere Wohnzimmer quillt?" Privatsender würden den Film nicht wegen des Films, sondern ausschließlich wegen der Werbung zeigen. Aber auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk kommt nicht besser weg. "Ich bin fest davon überzeugt: Irgendwo in Deutschland steht ein riesiger Wohncontainer, in dem leben 30 Leute. Und immer, wenn es irgendwo eine Talkshow zu bestücken gilt, werden fünf nach dem Zufallsprinzip herausgezogen." Das Internet? Auch keine Lösung. "Fake News verteilen sich dort sechsmal so schnell wie ehrliche Nachrichten. Die sind einfach besser gemacht. Wo würden Sie draufklicken: 'Benzinpreis erhöht sich um drei Cent' oder 'Markus Söder: Uneheliches Kind mit Annalena Baerbock'?"

Griess' Fazit nach 90 Minuten: "Früher hätte ich mich über all das aufgeregt, heute mache ich Yoga".

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