vom 30.06.2021

Wenn der Lehrer die Klasse stummschaltet …

Praktikant Lennard über sein Corona-Schuljahr

Siegburg. Immer wieder haben die Siegburger Schulen in der Coronazeit via siegburgaktuell vom Lernen auf Distanz berichtet. Texte von Lehrern über Lehrer und Schüler. Wie aber erlebten die Schülerinnen und Schüler die Lern-Herausforderungen an Tablet, PC oder Laptop? Wir lassen Lennard Baumann zu Wort kommen. 16 Jahre alt, Einführungsphase des Gymnasiums Alleestraße, Praktikant in unserer Redaktion:

Durch die Umstellung auf Distanzunterricht hat sich in meinem Leben so einiges geändert, da ich mit vielen Leuten, mit denen ich außerhalb der Schule nichts zu tun habe, nahezu gar keinen Kontakt mehr hatte. Es blieben: Familie und ganz enge Freunde.

Der Distanzunterricht war stressiger und anstrengender als das standardmäßige Lernen in der Schule. Zum verpflichtenden Unterricht bekamen wir viele Aufgaben für die Zeit abseits der "Teams"-Meetings. Vor den Winterzeugnissen lief das neue virtuelle Schulleben relativ ruhig ab, was sich mit dem zweiten Halbjahr aber rasch änderte. Der Druck nahm zu, die Aufgaben wurden mehr - und sie wurden immer komplexer. So kam es dazu, dass ich an manchen Tagen morgens mit dem Unterricht anfing und erst abends mit den Hausaufgaben fertig wurde.

Strapaziös war diese Form des Unterrichts nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer. So gab es Unterrichtsstunden, in denen sich fast kein Schüler meldete oder "entstummte", niemand seine Kamera einschaltete. Dann unterrichtete der Lehrer gegen dunkle, leere und leise Bildschirme an, was auch einen erprobten Pädagogen verunsichern kann. Zusätzlich hatten viele Lehrer große Probleme, sich in die Technik einzufinden, welche unabdingbar für den Distanzunterricht ist. Zum Beispiel konnten speziell Ältere den Unterrichtsverlauf anfangs nicht gut koordinieren, Inhalte online mit der Klasse teilen oder schalteten sich beziehungsweise die gesamte Klasse stumm, ohne zu wissen, wie unsere Sprechfähigkeit wiederherzustellen war.

Allerdings hatte der Distanzunterricht seine Vorteile. In Sekundenschnelle waren Materialien wie Präsentationen digital abrufbar. Es gab so gut wie keine Zuspätkommer, wir hatten keine Schwierigkeiten, den richtigen Raum zu finden.

Insgesamt kann man sagen: In den Hauptfächern war alles gut organisiert. Englisch, Mathe, Deutsch, das lief. In den Nebenfächern gab es einerseits überfleißige Lehrer, die uns kaum eine Pause zugestanden, andererseits solche, die freundlicherweise die Arbeitsbelastung gering hielten😊. Es macht einen Riesenunterschied, ob nur Arbeitsblätter hochgeladen wurden mit der Aufforderung, sie mit einer Frist bis zum Fälligkeitsdatum xy zu bearbeiten, oder ob der Stoff in einer Teams-Sitzung erklärt wurde.

Zwischendurch gab es lustige Ereignisse. In einem Fall schaltete ein Kursteilnehmer unseren Lehrer stumm, in einem anderen erschienen mehrere fremde Schüler urplötzlich in unserer Videokonferenz. Die hatten sich irgendwie "verlaufen" …

Als uns kurz vor den Winterferien mitgeteilt wurde, dass wir vorerst Unterricht von Zuhause haben würden, freute ich mich - wie viele andere. Ich rechnete mit einer entspannten Zeit, die es zum Teil auch war. Als sich jedoch das Ende des Lockdowns von Monat zu Monat nach hinten verschob und es keinen Ausblick auf Normalität gab, merkte ich, dass Corona das Leben vermiest, dass mir die Abwechslung fehlt. Erschreckend: Ich muss mittlerweile echt überlegen, was ich vor Corona gemacht habe. Die Tage an den Wochenenden waren wie die Tage in der Woche, nur ohne Aufgaben. Genau deshalb hat mich der Start des Präsenzunterrichts stärker gefreut als ich es für möglich gehalten habe.

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