vom 10.05.2021

Die Magie des Moments

Besuch in Kita St. Anno zum Tag der Kinderbetreuung

Siegburg. Besuch in der städtischen Kita St. Anno. Zum heutigen Tag der Kinderbetreuung haben wir uns mit denjenigen verabredet, die wissen. wie's geht. Ein Gespräch über Ausbildung und Bildungsvermittlung, über männliche Erzieher, über 20 Augenpaare, die an einem Tausendfüßler hängen, über Corona und die Folgen für ein plötzlich im Scheinwerferlicht stehendes Berufsbild.

16 pädagogische Fachkräfte umfasst das Team von Leiterin Ann-Catherine Lohmann. Mehr als hundert Pänz werden in der Bambergstraße betreut. "Systemrelevant" ist die Kindertagesstätte schon vor der Pandemie gewesen. Nun gibt es ein Wort für den gesellschaftlichen Wert. Lohmann: "Die öffentlich geführte Debatte über Fachkräftemangel und unzureichende Bezahlung verfolgen wir, spüren jedoch noch keinerlei Auswirkungen. Es gibt noch keine Lösungen für die Probleme vor Ort." 

Die Schwierigkeiten ergeben sich beispielsweise dann, wenn morgens nur zehn oder gar acht Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung stehen, der Rest krankheitsbedingt fehlt. "Eine bessere personelle Ausstattung wäre sicher wünschenswert, würde vieles entspannen."

Immerhin gibt es mittlerweile die PIA, die Praxisintegrierte Ausbildung, die nahe am Kind ist und ab dem ersten Jahr bezahlt wird. Dieser Weg in den Job tritt an die Seite des staatlich anerkannten Erziehers mit Fachhochschulstudium und Anerkennungsjahr. 

Von einem ErziehERmangel ist St. Anno weit entfernt. Fünf Männer sind beschäftigt. Sie werden nicht nur, aber besonders von den Pänz, denen daheim der Vater fehlt, als Vorbilder gesucht und gefunden. Die unvermeidbare Frage, wie das eigene Umfeld mit dem Broterwerb in einer Kindertagesstätte umgeht, wie es sich also mit der gesellschaftlichen Akzeptanz verhält, umschifft Ronald Theis elegant: "Mein Freundeskreis? Ach, den habe ich schon so lange nicht mehr gesehen in der Pandemie ..." 

Leiterin Lohmann betont, dass nicht das Geschlecht, sondern die jeweilige Persönlichkeit und die unterschiedlichen Ausbildungsgänge, die ihre männlichen Mitarbeiter einbringen, den Ausschlag geben. "Wir haben einen Heilerziehungspfleger, einen Sozialassistenten, einen Studenten der Sozialen Arbeit - das macht uns stark."

Der Sozialassistent Marco Zeitler ist es, der seine allmorgendliche Motivation wunderbar veranschaulichen kann. "Man hilft bei einem klemmenden Reißverschluss und bekommt postwendend zurück, man sei ein lieber und toller Mensch. Man spielt mit einem Flüchtlingskind und merkt plötzlich, dass das Mädchen plaudert wie ein Wasserfall, obwohl es zwölf Monate vorher noch kein einziges Wort verstand, geschweige denn sprach. Ein Junge entdeckt einen Tausendfüßler. In Sekundenschnelle bückt sich die ganze Gruppe mit Enthusiasmus über das Tier und beginnt, die Beinchen zu zählen. Es ist die Magie des Moments." 

Welche Eigenschaften sind unabdingbar für eine gute Erzieherin, einen guten Erzieher? Der von uns gelöcherte "Stuhlkreis" reflektiert, ist sich danach schnell einig: "Auf jeden Fall Geduld und die Fähigkeit, auf verstärkten Bedarf und erhöhtes Aufmerksamkeitsbedürfnis einzugehen." Das benutzte Vokabular deutet darauf hin, dass nicht in jeder Minute die Sonne scheint. Beim zweiten Punkt strahlt die Runde wieder. "Wir brauchen Improvisationstalent! Kein Tag vergeht wie der andere." Eine auf dem Plattenweg kriechende Schnecke kann die komplette Vormittagsgestaltung über den Haufen werfen. Sabrina Koletzky schmunzelt: "Das sich bewegende Häuschen war so spannend, dass wir die Schnecke adoptiert und mit unseren neuen iPads nachgeschaut haben, was sie zum Leben braucht." Seit acht Wochen ist St. Anno mit den handlichen Computern ausgerüstet, die dabei helfen, dem Bildungsauftrag noch umfangreicher als bisher nachzukommen.

Heiko Brech, der Student der Sozialen Arbeit, hat den Kindergarten gewählt, um bei aller Theorie zu erfahren, wie die Praxis funktioniert. Er ist aktuell verantwortlich für zwei Eingewöhnungen, die ihn erfüllen und zu einem passenden Schlusswort veranlassen: "Ich helfe Kindern, in der Gemeinschaft anzukommen, sich zu integrieren und zu interagieren. Ich bin ein Teil ihrer Entwicklung. Wo ist das sonst möglich?"

Foto: Bürgermeister Stefan Rosemann (3.v.r.) mit, von links, Sabrina Koletzky, Heiko Brech, Iris Bücherl, Ronald Theis, Marco Zeitler und Kita-Leiterin Ann-Catherine Lohmann.

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