vom 24.04.2021

Zwischen Präsenz und Distanz

Ausbildung in der Corona-Pandemie

Siegburg. 16. März 2020. Es ist der erste Tag, an dem Schulen und Kindergärten im Kampf gegen das Corona-Virus geschlossen bleiben. Bevor die Abonnenten am späten Nachmittag die reguläre Ausgabe von siegburgaktuell erhalten, erscheinen vier adhoc-Newsletter.

Der 16. März ist auch Angelina Petris erster Tag im Amt für Archivwesen und Kommunikation. Pünktlich wie vereinbart steht die 18-Jährige um 8 Uhr vor der Tür. Die Zeit reicht, um sie ins Büro zu bitten, ihr einen Platz anzubieten. Auf diesem bleibt Petri dann erst einmal sitzen, ohne weiter beachtet zu werden ...

Ziemlich genau ein Jahr später treffen wir uns wieder. Der Ausnahmezustand ist mittlerweile Alltag, Petri steht kurz vor ihrer Abschlussprüfung. Wir möchten von ihr wissen: Wie funktioniert das Lernen fürs Berufsleben in der Corona-Krise, zwischen Präsenz am Arbeitsplatz und Distanzunterricht in der Schule? Wenige Wochen später beantworten auch Teodora Jovanoska, 17 Jahre, und Julia Janzen, 23, beide im zweiten Lehrjahr, unsere Fragen.

Während Petri im Rathaus doch noch Aufgaben zugeteilt werden können - in siegburgaktuell des gleichen Tages ist zu lesen, dass sie einer Zwölftklässlerin, die wegen der anstehenden Rathausschließung ihren Termin im Stadtarchiv nicht wahrnehmen kann, die gewünschten Unterlagen heraussucht und einscannt - stehen Jovanoska und Janzen vor ganz anderen Problemen: Mit dem ersten Schultag der Ausbildung bleibt die Berufsschule geschlossen. So kommen die beiden zurück ins Rathaus, erledigen zunächst "Notarbeiten", helfen vor dem anstehenden Rathausumzug bei der Digitalisierung von Akten. "Aber wir waren froh, dass eine Lösung für uns gefunden wurde", sagt Janzen. "Wir hatten etwas zu tun, was uns das Gefühl gegeben hat, dass wir geschätzt werden." Die Schule verteilt Wochenaufgaben, zur Bearbeitung gibt es frei. "Trotzdem fehlte etwas. Man kannte weder die Mitschüler noch die Lehrer. Manchmal blieben auch die Rückmeldungen auf die eingereichten Aufgaben aus." Besser die Situation am Rheinischen Studieninstitut, das während der Ausbildung im Betrieb einmal wöchentlich besucht wird: Der Unterricht findet vom ersten Tag als Videokonferenz statt.

Die Herausforderungen liegen in den kommenden Monaten im Detail. "Als wieder Präsenzunterricht angeboten werden konnte, musste ich für zwei Wochen in häusliche Quarantäne", erzählt Petri. "Leider gab es für solche Fälle keine Lösung - ich habe den Stoff also für mich selbst erarbeiten müssen." Das Lernen auf Distanz verlangt deutlich mehr Eigenständigkeit. Jovanoska und Janzen finden Hilfe in Lerngruppen, in denen sie sich nach dem Unterricht mit Klassenkameraden austauschen. Die Lehrer reagieren flexibel auf die sich stetig ändernden Rahmenbedingungen. Stoff, der nicht per Videokonferenz vermittelt werden kann, wird zurückgestellt. Themen, die erst im nächsten Jahr auf dem Lehrplan stehen, werden vorgezogen. Trotzdem äußert zumindest Jovanoska ihre Angst, als "Corona-Azubi" abgestempelt zu werden: "Ich weiß bestimmt nicht so viel, wie die Jahrgänge vor mir."

Wissen ist ein gutes Stichwort: Wie funktioniert eigentlich die Abfrage unter diesen Bedingungen? Teilweise werden die Klausuren online gestellt. "Vorher unterschreiben wir eine eidesstattliche Erklärung, dass wir nicht schummeln", berichtet Jovanoska. Für die Abgabe des Tests gibt es ein Zeitfenster von 15 Minuten. "Wenn da mal die Technik nicht mitspielt, kann das sehr knapp werden."

Zurück ins Rathaus, zur Ausbildung in den Ämtern. "Das war schon anders", so Jovanoska. Mehr Distanz, auch hier mehr eigenständiges Arbeiten. "Aber ich habe mich nie vernachlässigt gefühlt." Im Gegenteil, sind sich alle drei Azubis einig. Unabhängig voneinander sagen sie, sie hätten das Gefühl gehabt, "dass man sich noch mehr Mühe mit uns gab als sonst".

Petri schreibt in diesen Tagen ihre Abschlussarbeiten, "in Präsenz, die Klassen sind aber aufgeteilt". Jovanoska und Janzen haben noch ein Lehrjahr vor sich. Sie haben in den zurückliegenden Monaten bewiesen, dass sie sich in kurzer Zeit an neue Situationen anpassen können. "Das trägt auf jeden Fall zur Reifung bei", freut sich die jüngere der beiden. "Und vielleicht zeichnet das ja einmal unseren Ausbildungsjahrgang aus!?", zeigt sich Janzen optimistisch. Fotos, v.l.: Teodora Jovanoska, Angelina Petri und Julia Janzen.

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