vom 22.04.2021

Heimatblätter im Galopp

Römer, Franzosen und Siegburger Museumsplaner

Siegburg. Heimatblätter "in a nutshell", wie man Neudenglisch sagt: Das Wichtigste aus dem 2020er Aufsatz-Band des Geschichtsvereins gibt's hier auf einen Blick.

Esu alt wie Kölle?: Ist Straßfeld, ganz im Westen des Rhein-Sieg-Kreises gelegen, so alt wie die stolze Domstadt Köln? Autorin Marianne Viechtbauer machte sich auf die Suche, sichtete Archäologisches und Digitales, kommt zu dem Schluss. Nicht ganz so alt wie Köln, aber wahrscheinlich älter als sich durch schriftliche Quellen nachweisen lässt. 856 wird der Weiler urkundlich ersterwähnt.

Guter Ton in rauen Mengen: Bleiben wir linksrheinisch. Schon die Römer nutzten den Lüftelberger Ton, die villa rustica trug Ziegel aus örtlichem Abbau und örtlicher Produktion, wie Walter Dick, selbst Spross einer tonverarbeitenden Familie, beschreibt. Über zwei Jahrausende spannt sich der Herstellungszeitraum. Guter Ton im doppelten Sinne: Vor rund 150 Jahren bedient sich Orgelbauer Johannes Klais des Materials für seine Pfeifen.

Ordnung der Waldmenschen: Einen archivarischen Schatz barg Heimatforscher Helmut Fischer im Stadtarchiv Hennef. Er transkribierte das "Hercher Marckbuch", das die Waldnutzung an der Sieg im 17. Jahrhundert regelte. 

Deutsch-französische Feindschaft: Ein Verlierer, der sich um den Sieg betrogen fühlte - die deutsche Stimmungslage nach dem Ersten Weltkrieg war explosiv. In Siegburg hatten erst die Kanadier, dann die Briten, schließlich sechs Jahre lang die Franzosen das Sagen. Schikanen, den Versuch der vorsichtigen Annäherung mit Bier, Wein und Weihnachtsgeschenken und die offene Feindschaft zwischen Besatzern und Besetzten im Krisenjahr 1923 schildert Hans Warning.

Teufelsaustreibung: Mit offenen Augen fuhr Architekturhistorikerin Elisabeth Knauer durch das Rechtsrheinische und Oberbergische, fand mit geschultem Blick Nazibauten an und über der Autobahn 3, im Zentrum Eitorfs, in Windeck-Herchen. Sie stieß auf das große Schweigen. Politisch Verantwortliche, Anwohner, Gebäudenutzer, Nachfahren von Architekten, die im Auftrag der Nationalsozialisten arbeiteten - sie alle wollten und wollen bis hinein in die Gegenwart von der dunklen Vergangenheit nichts wissen. Eine rühmliche Ausnahme bilden die Buddhisten im früheren Kraft-durch-Freude-Heim in Waldbröl. Sie gehen mit spirituell-religiösen Ritualen gegen den (Un-)Geist des Hauses, das ihnen Heimat gibt, an. 

Schnell hochgezogen: Nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen Andersgläubige im katholischen Rheinbach. Protestantische Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten, die nach einer geistlichen Heimstatt strebten. So wuchs die Notkirche am Bungert nach einer Art Fertighausprinzip. Finanzielle Unterstützung kam dabei aus dem Ausland. Es berichtet Dietmar Pertz, der Rheinbacher Stadtarchivar.

Geschichte am Markt: Dass für die Einrichtung des Siegburgers Stadtmuseums im Humperdinckhaus die Stadt zur Bauherrin eines Finanzamts werden musste, daran erinnert Siegburgs Stadtarchivar Jan Gerull. Er spürt den politischen Entscheidungsprozessen nach, die in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre die Weichen für das kulturelle Großprojekt legten. 

Foto: Vorstellung der Heimatblätter mit Bürgermeister Stefan Rosemann (3.v.r.), den Herausgebern Claudia Maria Arndt und Jan Gerull (außen), Autorin Dr. Elisabeth Knauer (3.v.l.), Verleger Franz König (2.v.r.) und Korrektor Jens Kröger. Wer die Heimatblätter erwerben möchte, meldet sich per E-Mail unter gav@siegburg.de

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