Neuer Schrein für den Heiligen
Stadtgründer Anno liegt im Buchstabenhaus
Siegburg. Wer die Nähe des Siegburger Stadtgründers sucht, der hat ab der nächsten Woche zwei Möglichkeiten: Ein Teil der Reliquien des heiligen Anno ruht im prächtigen Annoschrein des Nikolaus von Verdun, ausgestellt in der Schatzkammer von St. Servatius. Weitere Überreste des Gottesmanns aus dem 11. Jahrhundert werden in der runderneuerten Annokapelle der Abteikirche verwahrt, um seinem ausdrücklichen Wunsch nachzukommen, im Lieblingskloster Siegburg bestattet zu werden.
Rückblende: Zur Gestaltung einer modernen Reliquienpräsentation in der Abteikirche St. Michael wurde ein Künstlerwettbewerb ausgelobt, den Brody Neuenschwander, 1958 im texanischen Houston geboren, Princeton-Absolvent und geachteter Kalligraph, für sich entschied. Sein Buchstabenhaus, bestehend aus Lebensdaten des Heiligen und Zeilen des Annolieds, einer in Siegburg entstandenen frühmittelhochdeutschen Dichtung, bekam einen prominenten Platz zugewiesen. Im Mittelgang der Kirche, zwischen den Bänken, sollte Anno im 2,27 Meter hohen, 1,92 Meter langen und 72 Zentimeter breiten Schrein ruhen. Von diesem Vorhaben rückten Erzbistum und KSI aus Gründen der Praktikabilität wieder ab. Die Annokapelle, gleich am Eingang rechts, wurde aufwändig hergerichtet, um den Mittelalterherrscher aufzunehmen.
Kunstschmied Thomas Hoppen aus Linz-Dattenberg setzte die Pläne Neuenschwanders filigran in die Tat um. Die gegossene Bronze war schwer zu kriegen, nur zwei Hersteller kommen weltweit in Frage. Ein Unternehmen aus Italien lieferte schließlich. Im Wasserstrahlverfahren trennte man die Buchstaben aus dem Metall, glättete jede einzelne Abschnittkante von Hand.
Im Gehäuse strahlt ein auffälliger Kasten. Er besteht aus Stahl, verkleidet mit Messingplatten, die ihrerseits zuvor mit 1.300 Spaltungen geschnitten und doppelt vergoldet wurden, um eine "lebendig funkelnde Lichtbrechung zu erzielen", wie die Freunde und Förderer des Michaelsbergs in einer Mitteilung schreiben. Das prächtige Behältnis wird ständig be- und entlüftet.
Schreinsweihe ist am 16. Februar, 18.45 Uhr. Dann kehrt Anno heim auf seinen Berg. Er liegt in einer kleinen historischen Holztruhe, die in den Goldkasten eingebracht wird. Wegen Corona darf nur ein ausgewählter Besucherkreis am Festgottesdienst teilnehmen. Das KSI streamt die Feier jedoch auf seiner Youtube-Seite.
Foto, v.l.n.r.: Ralph Bergold, Direktor des Katholisch-Sozialen Instituts, Pater Rockson und Roberto Rosso, KSI-Geschäftsführer, am neuen Annoschrein aus Bronze-Buchstaben.