vom 15.05.2020

Oligozän-Wetter im Stadtmuseum

"Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen"

Siegburg. "Nehmen Sie zum Feiern genug zu trinken mit", rät Sven Plöger den Stadtfestbesuchern für das Jahr 2064. Das Wochenende wird heiß und trocken. 24 bis 27 Grad in den Morgenstunden, die Höchsttemperaturen klettern auf 41 bis 43 Grad Celsius. Die Kaltfront zieht erst am Montag über die Stadt, die ihren 1.000. Geburtstag feiert, hinweg, bringt Tornados mit.

Plöger hat die Prognose, "realistisch, es kann aber auch extremer werden", wie er meint, im Auftrag des Stadtmuseum erstellt. Ausgehend vom 25 Millionen Jahre alten Fußabdruck eines Krokodils, gefunden in der Fossillagerstätte Rott und ausgestellt im Siegburger Kulturhaus, hat der Meteorologe mit seinem Team und im bekannten Layout der ARD-Vorhersagen drei Wetterberichte für Siegburg erstellt. Einen aus dem Oligozän, dem Erdzeitalter, aus dem der Abdruck des Reptils stammt, einen aktuellen und den für das Jahr 2064.

"Die Idee des Museums hat mich sofort begeistert", erzählt der aus St. Augustin stammende Plöger. "Wer hier zuhört, soll angeregt werden, sich weiter mit dem Klimawandel zu beschäftigen", wird diese durch den stellvertretenden Musemsleiter Herbert Spicker erläutert.

Plöger zieht den Vergleich zum "kleinen Bruder des Klimawandels, der Coronakrise". Die Bedrohung für Menschen ist in diesem Fall unmittelbar. "Wir reagieren, indem wir auf Wissenschaftler hören, indem wir zu vorher undenkbaren Maßnahmen bereit sind." Der Klimawandel hingegen findet in einer anderen Zeitskala statt, es braucht Jahrzehnte, bis seine Auswirkungen zu spüren sind. So wie im Sommer 2018, als zunächst Brände in den ausgetrockneten Wäldern Schwedens, dann ein Feuer auf dem Brückberg die Schlagzeilen beherrschte. "Das Thema wird plötzlich greifbar." Und genau das ist das Ziel der Videoinstallation im Stadtmuseum.

Unterstützung für das Projekt erfuhr das Projekt auch von Prof. Dr. Thomas Litt, der zwei wissenschaftliche Filme, einen für Kinder, einen für Erwachsene, beisteuerte. Der Bonner Paläoklimatologe beschäftigt sich mit dem Klima der Vergangenheit, "das wir bis ein Grad genau rekonstruieren können", um daraus "für die Zukunft zu lernen". Er warnt: "Klima ist ein hochkomplexes System, es ist brandgefährlich, darin herumzufummeln!" Ein Beispiel: "Den aktuellen Wert von 420 ppm (parts per million, also 420 von einer Millionen Teilchen, die Redaktion) Kohlendioxid hatten wir zuletzt vor drei Millionen Jahren. Damals war Grönland eisfrei."

Finanziert wurde das Projekt vom Verein der Freunde des Stadtmuseums, die Filme von der Firma Iser und Schmidt animiert, die technische Realisation ist Infotronic zu verdanken. Das Foto zeigt Prof. Dr. Thomas Litt (links) und Sven Plöger am ausgestopften Nilkrokodil im Stadtmuseum.

Zwei Männer knien neben einem ausgestopften Krokodil

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