vom 28.05.2020

Museum zeigt Prunkstücke

Geschichte der Siegburger Töpfer im ausgehenden 16. Jahrhundert

Siegburg. Die Abteilung zur Siegburger Keramik im Stadtmuseum wird aktuell umgebaut. Ganz verzichten müssen die Besucher auf Siegburgs tönerne Aushängeschilder nicht: In der Wechselausstellung wird ein Querschnitt der Sammlung als Vorgeschmack auf die Neueröffnung des Bereichs im September gezeigt. Ein Besuch lohnt sich!

Gearbeitet haben die Töpfer bekanntlich in der Aulgasse. Hier betrug ihre Produktion, so errechnete man aufgrund der bei Ausgrabungen gefundenen Scherben und der Steuern, die die "Ullner" zahlten, 60.000 bis 120.000 Stück pro Jahr. 

Im 16. Jahrhundert steht das Töpfer-Handwerk in voller Blüte. Gleichzeitig beginnt eine gewaltvolle Phase von 130 Jahren, die den Siegburger Markenkern zum Schmelzen bringt. Der Truchsessische oder Kölner Krieg in den Jahren 1583-88 trägt in sich, was eine Generation später, während des 30-jährigen Krieges, vollends zum Ausbruch kommt: eine Auseinandersetzung zweier christlicher Glaubensrichtungen unter internationaler Beteiligung, den üblichen Kampf um territoriale Vorherrschaft, Verwüstungen marodierender Söldnerheere.

Viele Tote gibt es 1584 vor den Toren der Stadt, auf dem Brückberg. Um das von den bayrischen und spanischen Landsknechten - also den Katholiken - belagerte Bonn zu befreien, ziehen 5.000 angeworbene Soldaten des Eitel Heinrich von Braunschweig und des Adolf von Neuenahr, die den protestantisch gewordenen Kurfürsten und Erzbischof Gebhard (Truchsess) von Köln unterstützen, durch das Aggertal heran. 

Ferdinand Herzog von Bayern liegt auf der Lauer. Er löst die Befestigungen der Brücke am Brückberg und versteckt sich mit seinen Mannen im Lohmarer Wald. Als der Tross der protestantischen Seite auf der Flussüberführung steht, greifen die Bayern aus dem Hinterhalt an. Die präparierte Brücke bricht ein, die Söldner der Herren aus Braunschweig und Neuenahr werden niedergemacht, ertrinken im Aggerhochwasser oder fliehen. Angeblich fallen den Bayern 45 Wagen mit Waffen, Munition und Essen in die Hände. Bonn ist für den Truchsess verloren.

Vier Jahre später, 1588, rücken die Spanier den Siegburgern auf die Pelle, belagern die Stadt. Sie setzen an zu Eroberung und Plünderung, schließlich will die Soldateska zufriedengestellt werden. Das Holztor als vermeintlich schwächste Stelle haben sie sich als Einfallstor auserkoren. Die Befestigung hält stand, doch die Vororte, darunter die bekannte Töpfersiedlung Aulgasse, werden niedergebrannt. Die Aulgässler haben das Unglück kommen sehen und sich samt Werkzeug in den schützenden Kreis innerhalb der Stadtmauer geflüchtet.

Als die Spanier weg sind, nehmen sie an gewohnter Stelle ihr Werk wieder auf. Dennoch: Der Exodus der Keramiker verstärkt sich. Schon 1580 sagt die Ikone Anno Knütgen "Bye, Bye Siegburg", Filius Bertram folgt 1594. Das Siegburger Knowhow wandert nach Höhr in den Westerwald, wo sich ein neues Töpfer-Zentrum ausbildet.

Drei Vitrinen mit Töpferkrügen unter dem Lichtdach im Ausstellungsraum des Stadtmuseums

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