Soziales Klimaquartiere Deichhaus

Soziales Klimaquartiere Deichhaus

Der Rat der Stadt hat am 20.04.2023 auf Empfehlung des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz vom 14.03.2023 beschlossen, das Programm "Soziale Klimaquartiere Siegburg" durchzuführen und in diesem Rahmen ein Musterquartier im Stadtteil Deichhaus einzurichten.

 

Das Deichhaus wird zum Sozialen Klimaquartier! Mit dem Start des Programms Soziale Klimaquartiere Siegburg wurde vom Rat der Stadt Siegburg am 20. April 2023 beschlossen, dass der Stadtteil Deichhaus ein Klimaquartier mit Vorbildfunktion für Siegburg werden soll.

Ziel des Projektes soll unter anderem sein, den Einsatz von erneuerbaren Energien sowie die energetische Sanierung von Gebäuden im Quartier zu fördern. Dabei stehen insbesondere solche Maßnahmen und Ansätze gefördert im Fokus, die durch die Kooperation von mehreren Nutzern oder Eigentümern von Gebäuden technisch und wirtschaftlich lohnender sind, als wenn dies auf Ebene einzelner Gebäude geschieht. Darüber hinaus bestehen im Rahmen des Projektes zahlreiche Möglichkeiten, Bürger/innen, Institutionen und Unternehmen im Stadtteil Deichhaus bei der Energiewende vor Ort zu unterstützen.

Das Soziale Klimaquartier heißt aber auch das möglichst viele Menschen vor Ort mitmachen und von der Energiewende profitieren sollen. Alle sind gefragt und niemand soll zurückgelassen werden. Gerade für Einwohner/innen mit geringen Einkommen müssen bezahlbare Lösungen gefunden werden.

  • Hintergrund

    Heiße und trockene Sommer, Starkregenereignisse, Hochwasser, Bienensterben und Waldsterben sind die sichtbarsten Zeichen für den immer rascher voranschreitenden Klimawandel. Die nun seit Monaten dramatisch steigenden Energiepreise und die unsichere Versorgung mit fossilen Energieträgern machen nun deutlich, dass ein sparsamer Energieverbrauch und eine nachhaltige Energieversorgung nicht nur zur Verlangsamung des Klimawandels, sondern auch unmittelbar zur Sicherung unserer Wirtschaft und des sozialen Friedens dienen. Auch in unserer Stadt haben die genannten Entwicklungen drastische Auswirkungen. Nebenkosten steigen für viele Mieter/innen und Gewerbetreibende in kaum noch verkraftbare Höhen. Die Lebensqualität in überhitzten Stadtquartieren sinkt, die Risiken und realen Schäden aus Starkregenereignissen und Hochwasser nehmen zu. Immobilieneigentümer/innen und Unternehmen müssen die steigenden Kosten für Strom und Wärme schultern.

    Viele Siegburgerinnen und Siegburger arbeiten schon seit längerer Zeit an Lösungen für diese Probleme. Auch die Stadt hat schon Vieles auf den Weg gebracht. Aber nun müssen wir das Tempo und die Reichweite der Maßnahmen erhöhen, um die Energiekosten in den Griff zu bekommen und die Klimaneutralität bis 2045 auch in Siegburg erreichen zu können. Dies kann mittel- und langfristig nur erfolgreich sein, wenn das Vorgehen sozial gerecht ausgestaltet wird.

    Das Zusammenspiel verschiedener Formen der Energiegewinnung und Versorgung, der Mobilität, der baulichen und infrastrukturellen Lösungen lässt sich über einzelne Gebäude hinaus oftmals in einem Quartier wirtschaftlicher und effizienter umsetzen. Das Engagement von Anwohner/innen, öffentlicher und zivilgesellschaftlicher Einrichtungen und privater Betriebe kann besser im Quartier koordiniert werden. Der Quartiersansatz hilft uns, Lösungen zu erproben, Engagement zu bündeln und Maßnahmen in der Realität umzusetzen. Er erfordert jedoch auch ein hohes Maß an Koordination und oft auch Kompromisse zwischen den Beteiligten. Dieses kommt ohne Moderation und Unterstützung von neutralen Dritten oft nicht in erforderlichem Maße zustande. Diese Rolle des Moderators, Anstoßgebers und Vermittlers im Quartier kommt der Stadtverwaltung der Stadt Siegburg zu.

    Mit dem  Klimaquartier Brückberg hat Siegburg schon 2015 einen ersten Schritt gemacht, um diesen Ansatz auszuprobieren. Auf den dort gemachten Erfahrungen aufbauend soll nun mit dem Projekt "Soziale Klimaquartiere Siegburg" ein neuer Anlauf gemacht werden. Mit der "Innovation City Ruhr" in Bottrop gibt es ein besonders erfolgreiches Vorbildprojekt, das in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Klima vom 27.09.2022 durch den Geschäftsführer der Innovation City Management GmbH vorgestellt wurde. Die landesweit höchste Dichte an Photovoltaikanlagen, die Verdreifachung der Sanierungsquote bei Gebäuden und die Einsparung von 50% der CO-Emissionen im dort über 10 Jahre lang entwickelten Quartier zeigen auf, welche Potenziale ein quartiersbezogener Ansatz für den klimafreundlichen Stadtumbau hat.

  • Zielsetzung

    Die Umsetzungsgeschwindigkeit und die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen bei der Energienutzung und Versorgung sowie der Mobilität soll durch den Quartiersansatz erhöht und mit der Steigerung der Lebensqualität und der Verbesserung der sozialen Bedingungen für die Bürgerinnen und Bürger verbunden werden. Durch die räumlich konzentrierte Sichtbarkeit der verschiedenen Maßnahmen, die engeren Beziehungen in der Nachbarschaft eines Quartiers sowie durch die so erleichterte Kooperation und schließlich die Auswertung der Erfahrungen in einem überschaubaren Plangebiet erhöhen sich die Erfolgschancen der hier angestrengten Klimaschutzmaßnahmen. So wird auch die Nachahmung der Maßnahmen in weiteren Quartieren angeregt. Bereits geplante und neue Maßnahmen zur energetischen Sanierung von Gebäuden, zur dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Energien (Wärme und Strom), für ein stabiles Mikroklima in der Stadt sowie zur nachhaltigen Nahmobilität sollen auf Quartiersebene koordiniert angegangen werden.

    Der Einsatz von erneuerbaren Energien sowie die energetische Sanierung von Wohngebäuden ist aus Klimaschutzgründen dringend geboten, darf aber nicht zur Verdrängung von weniger einkommensstarken Siegburger/innen führen. Dabei können diese Maßnahmen auch helfen, die Folgen der steigenden Energiekosten mittelfristig zu begrenzen. Wenn Klimaschutzmaßnahmen zu Kostensteigerung ohne Kompensation führen, schwindet die Akzeptanz für die notwendige, zeitnahe und umfassende Umsetzung dieser Maßnahmen. Daher verbindet die Stadt Siegburg den quartiersbezogenen Klimaschutz mit dem Anspruch für sozialen Ausgleich und Akzeptanz.

    Bei einer erfolgreichen Etablierung ist zudem auch von positiven Effekten für die lokale Wirtschaft auszugehen, die sich auf die Installation, Inbetriebnahme und Wartung entsprechender zukunftsweisender Technologien sowie die Ertüchtigung von Gebäuden spezialisiert hat.

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