Heiße und trockene Sommer, Starkregenereignisse, Hochwasser, Bienensterben und Waldsterben sind die sichtbarsten Zeichen für den immer rascher voranschreitenden Klimawandel. Die nun seit Monaten dramatisch steigenden Energiepreise und die unsichere Versorgung mit fossilen Energieträgern machen nun deutlich, dass ein sparsamer Energieverbrauch und eine nachhaltige Energieversorgung nicht nur zur Verlangsamung des Klimawandels, sondern auch unmittelbar zur Sicherung unserer Wirtschaft und des sozialen Friedens dienen. Auch in unserer Stadt haben die genannten Entwicklungen drastische Auswirkungen. Nebenkosten steigen für viele Mieter/innen und Gewerbetreibende in kaum noch verkraftbare Höhen. Die Lebensqualität in überhitzten Stadtquartieren sinkt, die Risiken und realen Schäden aus Starkregenereignissen und Hochwasser nehmen zu. Immobilieneigentümer/innen und Unternehmen müssen die steigenden Kosten für Strom und Wärme schultern.
Viele Siegburgerinnen und Siegburger arbeiten schon seit längerer Zeit an Lösungen für diese Probleme. Auch die Stadt hat schon Vieles auf den Weg gebracht. Aber nun müssen wir das Tempo und die Reichweite der Maßnahmen erhöhen, um die Energiekosten in den Griff zu bekommen und die Klimaneutralität bis 2045 auch in Siegburg erreichen zu können. Dies kann mittel- und langfristig nur erfolgreich sein, wenn das Vorgehen sozial gerecht ausgestaltet wird.
Das Zusammenspiel verschiedener Formen der Energiegewinnung und Versorgung, der Mobilität, der baulichen und infrastrukturellen Lösungen lässt sich über einzelne Gebäude hinaus oftmals in einem Quartier wirtschaftlicher und effizienter umsetzen. Das Engagement von Anwohner/innen, öffentlicher und zivilgesellschaftlicher Einrichtungen und privater Betriebe kann besser im Quartier koordiniert werden. Der Quartiersansatz hilft uns, Lösungen zu erproben, Engagement zu bündeln und Maßnahmen in der Realität umzusetzen. Er erfordert jedoch auch ein hohes Maß an Koordination und oft auch Kompromisse zwischen den Beteiligten. Dieses kommt ohne Moderation und Unterstützung von neutralen Dritten oft nicht in erforderlichem Maße zustande. Diese Rolle des Moderators, Anstoßgebers und Vermittlers im Quartier kommt der Stadtverwaltung der Stadt Siegburg zu.
Mit dem Klimaquartier Brückberg hat Siegburg schon 2015 einen ersten Schritt gemacht, um diesen Ansatz auszuprobieren. Auf den dort gemachten Erfahrungen aufbauend soll nun mit dem Projekt "Soziale Klimaquartiere Siegburg" ein neuer Anlauf gemacht werden. Mit der "Innovation City Ruhr" in Bottrop gibt es ein besonders erfolgreiches Vorbildprojekt, das in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Klima vom 27.09.2022 durch den Geschäftsführer der Innovation City Management GmbH vorgestellt wurde. Die landesweit höchste Dichte an Photovoltaikanlagen, die Verdreifachung der Sanierungsquote bei Gebäuden und die Einsparung von 50% der CO-Emissionen im dort über 10 Jahre lang entwickelten Quartier zeigen auf, welche Potenziale ein quartiersbezogener Ansatz für den klimafreundlichen Stadtumbau hat.