Stele 14 - Bastionswiese

Welches Assoziationsfeld öffnet sich bei dem Begriff Bastion? Im Kopf entstehen Bilder einer uneinnehmbaren Festung, des Belagerns und Verschanzens hinter meterdicken Mauern. Die Worte "Kinderkunst" und "Zirkuswagen" gehören jedenfalls nicht zur in Gang gesetzten Gedankenkette. Dabei verbindet die Bastionswiese beide Seiten. Das Militärische begegnet dem Spielerischen. 

Zur Erklärung springen wir hinein in die dunkle Epoche des Dreißigjährigen Krieges.
1632, in der Hochphase des frühneuzeitlichen Gemetzels, nahmen schwedische Soldaten Siegburg ein. In den drei Jahren, die sie im Kloster hausten, ließen sie an der Nordseite des Michaelsbergs ein mächtiges Bollwerk zu ihrem Schutz errichten: die kanonenkugelsicherere Schweden-Bastion. Sie wurde 1671, da waren die Schweden längst wieder in Schweden, "totaliter rasirt". Aus dem historischen Zitat eines Obristen auf die vollständige Schleifung zu schließen, geht fehl. 2013 stießen Archäologen an zwei Stellen auf die Überreste des Verteidigungsblocks. Im Rahmen des Michaelsbergkonzepts machte die Stadt den einstmaligen Verlauf des Mauerwerks durch eine gezackte Pflasterlinie sichtbar. 

Bestürmt wird die Bastionswiese auch im 21. Jahrhundert, freilich nicht mehr von Soldaten. Mädchen und Jungen, bewaffnet mit Pinseln, Stiften und Spraydosen, treffen sich, um auf Papier und Leinwand einen glänzenden Eindruck zu hinterlassen. In den Sommerferien lädt sie der Verein "Junges Forum Kunst" zur Zukunftswerkstatt ein, einem bunten Betreuungsangebot, bei dem eine Sache garantiert nicht vorkommt - Langeweile! Seit 2019 Jahren rollt für das Ferienvergnügen ein Zirkuswagen heran. Eine vorgelagerte Bühne dient kleineren Aufführungen. Die kreativen Eruptionen auf dem erloschenen Vulkan Michaelsberg entfalten Strahlkraft. Die Plätze für die dreiwöchige Aktion sind immer heiß begehrt.