Stele 04 - Terrassengarten
Beschreibung
Die Veränderungen, die das revolutionäre Frankreich ab 1795 über den Rhein trug, läuteten ein säkulares Jahrhundert auf dem Michaelsberg ein. Nach dem Aus des Benediktinerkonvents 1803 und längerem Leerstand eröffnete 1825 die Irrenheilanstalt der preußischen Rheinprovinz in der Abtei. Die Entwicklung der Einrichtung ist eng verbunden mit dem Gründungsdirektor Maximilian Jacobi (1775-1858). Jacobi war Mediziner, Freund Goethes und glaubte als einer der ersten Ärzte an die Heilbarkeit psychischer Erkrankungen. Die Arbeit in der Natur spielte bei seinen Behandlungsmethoden eine wichtige Rolle. Er ließ terrassenförmige Gärten anlegen, in denen seine Patienten zu Hacke, Schaufel und Gießkanne griffen, um Gemüse zu ziehen und Obst zu ernten. Die Anstalt versorgte sich größtenteils selbst. Ihre Geschichte endete 1877.
Im Zuge der Neuplanung des Michaelsberges nahm man sich der Gartenbaupläne Jacobis an und orientierte sich an ihnen. Nicht mehr standsicherer Vegetationsbestand wurde gefällt, neue Bäume nach dem historischen Vorbild ergänzt, das frühere Wegenetz wiederhergestellt. Die Tribüne aus Grauwackesteinen lädt zur Rast während des Bergspaziergangs ein. Die Sitzgelegenheiten und die Ausrichtung nach Westen machen den Terrassengarten zum beliebten Treffpunkt kurz vor Sonnenuntergang.
Wer den Kopf hebt und zum Anbau des Katholisch-Sozialen Instituts (KSI) hinaufschaut, blickt auf den Standort der Direktorenvilla Jacobis. Dem ansehnlichen Wohnhaus hauchten Siegburger Gastronomen später ein zweites Leben als lauschige Berggaststätte ein. Durch Luftangriffe im Dezember 1944 schwer beschädigt, wurden die Reste des Gebäudes abgetragen. Es folgte die Nutzung als Parkplatz, der im Zuge der KSI-Ansiedlung überbaut wurde.