siegburgaktuell 09.04.2025

Los geht's an der Bunzlauer Straße
Siegburg. Nicht erst der Mai, sondern schon der April macht "alles" neu auf dem Spielplatz an der Bunzlauer Straße. Das alte Gerüst vom Haufeld, dass der Baustelle weichen musste, wird heute aufgestellt, die alte Schaukel gegen eine frische ersetzt. Anschließend müssen die Betonfundamente trocknen (dies dauert mehrere Tage), nachfolgend werden die Geräte für die Kinder freigegeben.
Weitere Reparaturen folgen in den kommenden Tagen und Wochen auch andernorts. Peu à peu werden defekte oder morsche Teile ersetzt, Sandkasteneinfassungen erneuert, der Inhalt ausgetauscht, in Mitleidenschaft gezogene Zäune und Bepflanzungen wiederhergestellt. Am Spielplatz Mozart-/Haydnstraße wird voraussichtlich in den Osterferien damit begonnen, das Holzschiff, das zuvor an der Deichhausaue stand, aufzustellen. Für Seligenthal sind neue Fußballtore bestellt.

Beschäftigung mit 1945, Teil 1
Siegburg. Die Bombardierung Dresdens am 14. Februar. Die Überquerung der Brücke von Remagen am 7. März. Die Befreiung von Buchenwald am 11. April. Themen, die die Medien bestimm(t)en. Die 80. Wiederkehr des Kriegsendes spült auch die weniger bekannten Monstrositäten wie die "Celler Hasenjagd" in die Betrachtungsmitte. Hasenjagd, so nannte man in sarkastischer Verniedlichung eine mörderische Menschenhatz von biederen Bürgern der Kleinstadt Celle nahe Hannover auf KZ-Häftlinge, die am 8. April 1945 nach Beschuss und Stopp des Güterwagentransports, der sie nach Bergen-Belsen bringen sollte, vom Bahnhof in die nahen Kiefernwälder geflohen waren. "Im Untergang morden die Deutschen weiter" titelt ntv passend auf seiner Internetseite.
Natürlich verschloss sich der Siegburger Geschichtsverein der Wegscheide 1945 nicht. Letzte Woche, kurz vor dem Abbau, sah man die Exil-Kunstschau im Stadtmuseum. Die Teilnehmer der Exkursion vertieften sich in die Biografien von Kreativen, Geistreichen und Nachdenklichen, die vom NS-Regime ins Ausland vertrieben wurden, wo sie unter einfachsten Bedingungen ihren Lebensunterhalt bestritten, oft angefeindet wurden. Denn, so bitter es war: Wer wartet im entbehrungsreichen Krieg auf hungrige Mäuler aus dem deutschen Feindesland, die es zu stopfen gilt?
Thomas B. Schumann, der Sammler, der dem Museum die Bilder der Verschollenen zu Präsentationszwecken zur Verfügung stellte, war eigens für die Führung aus Köln gekommen. Museumsleiterin Dr. Gundula Caspary riss mit aufrüttelnder Ansprache aus der scheinbaren Gewissheit, dass zumindest in unserer westlichen Welt ein solcher Exodus der Denkenden heute nicht mehr möglich sei: "In diesem Moment verlassen amerikanische Wissenschaftler ihr Land und versuchen, bei deutschen Max-Planck-Instituten unterzukommen."
Der zweite Teil des Exkursionstages war belegt mit einer Stadtführung zum Thema Exil. Hans-Willi Kernenbach erörterte am Bahnhof die armutsbedingte Auswanderung aus dem Siegkreis im 19. Jahrhundert und stellte im Anschluss rund um den Markt Schicksale jüdischer Kaufleute vor, die sich im Ausland in Sicherheit vor den Schergen brachten.

Beschäftigung mit 1945, Teil 2
Siegburg. Das Ende ist nah an diesem 9. April 1945, als die Amerikaner mit badewannenartigen Sturmbooten über die Sieg setzen, um die Hakenkreuzherrschaft ins Reich der Geschichtsbücher zu befördern. Sie haben gewartet am Südufer, Truppen und Material nachgezogen. Jetzt schlagen sie zu, nehmen die Kreisstadt ein, schließen den Ruhrkessel.
80 Jahre Weltkriegsende in Siegburg: Der Geschichtsverein bat die Öffentlichkeit gestern Abend ins Museum. Sechs Referenten aus den eigenen Reihen erklommen das Podium. Ulrich Hofmann, der sich nach ausgiebiger Recherche in amerikanischen Onlinearchiven bestens auskennt mit der Eroberung unserer Stadt, war der Erste, der seine Forschungsergebnisse teilte. Gabriele Warkalla folgte mit der Vorstellung des Nachrichtenblatts der Stadtverwaltung, einer Publikation, über die Neuigkeiten zwischen dem Rathaus und den an der Front stehenden Mitarbeitern ausgetauscht wurden. Die Berichte der Soldaten lesen sich wie Urlaubspostkarten. Zu heiß in Italien, zu regnerisch in Dänemark. In der Beschreibung einer Wanderung durch estnische Wälder klingt Lonely-Planet-Romantik durch. Gleichzeitig wachsen die Beileidsbekundungen auf der Nachrichtenblattseite 1. Die Wirklichkeit bricht spätestens ab 1944 in Propagandastanzen in die scheinbar heile Welt: Standhalten, standhalten, standhalten, so schallt es aus dem Rathaus in der Mühlenstraße in alle Welt. Bis das Rathaus selbst in Trümmern liegt. Joachim Schneider, wie Warkalla ehemaliger Lehrer, kümmerte sich um die Schulen im Krieg. Riesenklassen mit bis zu 70 Augenpaaren, Bombentrichter auf dem Hof, Unterrichtsausfälle, Einsätze in der Landwirtschaft und am Luftangriffswarntelefon. Die Kinder lernen in Schichten. Die Ausnahme als Normalzustand.
Ausgewertet hat der Arbeitskreis die Kriegschronik aus dem Stadtarchiv, ein sprudelnder Quell. Das Tagebuch der Maria Watrinet zum Beispiel lag unberührt im Karton, ehe Klaus Tervooren es las. Die 17-Jährige schildert, unfreiwillig komisch, wie sich der Nachbarsjunge in ein Nachbarsmädchen verwandelt. Der kleine Willi will sich partout nicht im Volkssturm verheizen lassen. Ausländer ziehen in Heerscharen vorbei, die größte Auffälligkeit in den Tagen nach der Stunde Null. Dass jene Polen, die da übermütig jubeln nach Amerikas Ankunft, zuvor unter unmenschlichste Bedingungen schufften mussten, sieht die junge Tagebuchschreiberin nicht.
Hinter Siegburger Gefängnismauern führte Dr. Ralf Forsbach. Er porträtiert den politischen Häftling Walter Markov, der nach Verrat seiner kommunistischen Untergrundaktivität ab 1936 neun Jahre lang an der Luisenstraße einsitzt. Markov, der später zum einflussreichsten Historiker der DDR avancieren sollte, kommt in seinen Memoiren zu einem differenzierten Urteil. Die Arbeit hinter Gittern ist nicht schwer, es ist ihm möglich zu lesen, die Versorgung ist bis 1943 gesichert. Die Rechtlosigkeit des Konzentrationslagers ist fern - bis es zur Überbelegung und dem Ausbruch der Fleckfieberkatastrophe kommt. Umsturzpläne reifen, Konspirateure schmuggeln ihm eine Pistole in die Zelle. Die bürgerliche Mehrheit der Inhaftierten ist nicht zur Revolte unter seiner Leitung zu bewegen. Beinahe anekdotenhaft wirkt die Absetzung des letzten Gefängnisdirektors durch Markov. Die Amerikaner sind zu diesem Zeitpunkt schon in der Stadt, halten zunächst aber Abstand, weil über der Anstalt die Seuchenflagge weht.
Teil 2 des Weltkriegsvortrags am Dienstag, 13. Mai, 18 Uhr, wiederum im Museum. Separate Ankündigung folgt. Foto: Volkschule Wolsdorf, um 1940.

Beschäftigung mit 1945, Teil 3
Siegburg. So hat unser siegburgaktuell-Praktikant Titus Spenner den Weltkriegsrückblick im Museum erlebt:
"Mit 15 Jahren war ich der jüngste Zuhörer der Kriegschronik-Veranstaltung, und meiner Meinung nach war die Luftpost, also Flugblätter aus der Kriegszeit, eines der interessantesten Themen. Durch die sogenannte Luftpost informierten die Briten über politische und wirtschaftliche Wahrheiten, die echte militärische Lage und die Konsequenzen für Deutschland, wenn es weiter diesen brutalen Krieg führt. Über den Wehrmachtssoldaten wurden Passierscheine abgeworfen, mit denen sie zum Überlaufen verleitet werden sollten."
Zusatzbemerkung: Den Part der Himmelsbotschaften übernahm Hans-Willi Kernenbach. "Schon 1941, nach dem Coventry-Bombardement, prophezeite die Royal Air Force den Deutschen die Niederlage." Verfangen haben die "Messages" nicht. Es war für die Bevölkerung lebensgefährlich, sich danach zu bücken.

Gestern Museum, Ende Juni Markt
Siegburg. Feueralarm am Dienstagmorgen im Stadtmuseum. Die Feuerwehr kommt, kontrolliert und macht Kochdämpfe aus dem Museumscafé als Grund für die Aktivierung der Brandmeldeanlage aus.
Sie möchten mehr über die Feuerwehr erfahren? Dann markieren Sie sich Sonntag, 29. Juni, im Kalender! Am "Tag der Feuerwehr" zeigen die Floriansjünger Fahrzeuge und Vorführungen auf den Markt.

Grundschüler bastelten für Tierheim
Siegburg. Eine Woche voller Kreativität, Engagement und Gemeinschaftsgeist liegt hinter der Schulgemeinschaft der GGS Kaldauen. In der Projektwoche entstanden dekorative Kunstwerke, praktische Alltagsgegenstände sowie stimmungsvolle Frühling- und Osterdekorationen. Beim abschließenden "Kaldauer Markt" füllte sich die Schulkasse beträchtlich: Mehr als 4.000 Euro wurden eingenommen. Ein Drittel der Summe wird an das Tierheim in Troisdorf gespendet, der restliche Betrag fließt in einen Aktionstag der gesamten Schule. Dank der zusätzlichen Einnahmen aus dem Getränke- und Kuchenverkauf kann auch die Anschaffung der beliebten Schul-Shirts durch den Förderverein weiter vorangetrieben werden.

Osterferien im Jugendzentrum Deichhaus
Siegburg. "Ohne schulischen Erfolgs- und Leistungsdruck", so Einrichtungsleiter Patrick Mendel, darf in drei Osterferien-Workshops im Jugendzentrum Deichhaus, Frankfurter Straße 90, getüftelt, gewerkelt und gebastelt werden. Am Mittwoch, 16. April, beschäftigen sich Sechs- bis Zehnjährige mit dem BlueBot-Lernroboter (Foto), einen Tag später programmieren Sechs- bis 14-Jährige mit Makey Makey - inklusive Bau eines Riesencontrollers. In der zweiten Ferienwoche treffen sich Jugendliche ab der achten Klasse zum Foliendesign. Die Teilnahme ist kostenlos, zur Anmeldung den Workshoptitel anklicken.

Gawehn auf drei Flüssen erfolgreich
Siegburg. Rückblick auf die letzten Wettkampfwochenenden von Franziska Gawehn:
Samstag, 22. März, Sprint auf der Erft in Neuss. Die Siegburger Kanutin gewinnt nach zwei Läufen - das bessere Ergebnis wird gewertet - im Einer- sowie im Zweiercanadier. Das Doppel bestreitet sie erstmals mit Alina Zimmer aus Braunschweig. "Es lief erstaunlich gut und hat richtig Spaß gemacht - das werden wir bestimmt fortsetzen", zieht Gawehn Resümee.
Einen Tag später sitzt die Sportlerin in Monschau im Boot. Die Rur hat so wenig Wasser, dass die Rennstrecke verkürzt werden muss, zahlreiche Steine stellen eine besondere Herausforderung an Mensch und Material. Gawehn meistert diese als beste Frau im Canadier, im Kajak reicht es für Platz 8 - was ihr Bronze bei der gleichzeitig ausgetragenen Westdeutschen Meisterschaft einbringt.
Ein Wochenende weiter startet das Abfahrtsrennen auf der Agger, erneut mit wenig Wasser im Fluss. "Da muss man echt aufpassen, wo die schnellste Linie verläuft, dass man keine Steine trifft und das Paddel heile bleibt", erläutert Gawehn. Vom Lohmarer Gasthaus "Zur Alten Fähren" bis zum Ziel am Vereinshaus des Kanu-Clubs Delphin benötigt die 22-Jährige im Einerkajak knapp 18 Minuten - und sichert sich damit mit 2,4 Sekunden Vorsprung vor Lena Eickenberg aus Rheydt und Tabea Harst aus Köln den Bezirksmeistertitel.

Bauarbeiten an Autobahnbrücke
Siegburg. In den kommenden beiden Nächten kommt es wegen Arbeiten an der Brücke über die Neubaustrecke der S-Bahn-Linie 13 jeweils zwischen 21 und 5 Uhr zu Einschränkungen auf der A560. Im Autobahndreieck St. Augustin-West ist keine Überfahrt von der A59 in Fahrtrichtung Köln auf die A560 Richtung Hennef möglich, die Umleitung erfolgt über Troisdorf. Im weiteren Verlauf ist keine Abfahrt an der Anschlussstelle Siegburg möglich, die Umleitung ist über die Anschlussstelle St. Augustin ausgeschildert.
"Mirco aus Grefrath": Eltern schildern das Unfassbare
Siegburg. Am 3. September 2010 verschwindet der zehnjährige Mirco auf dem Heimweg vom Skatepark. Was folgt, ist die bis dahin größte Suchaktion in der Geschichte der Bundesrepublik. Menschen aus dem ganzen Land nehmen Anteil. Doch der Junge mit dem Lausbuben-Lachen bleibt verschollen und erlangt als "Mirco aus Grefrath" traurige Berühmtheit. 145 Tage lang hoffen, bangen und beten seine Eltern, dann wird Mirco entdeckt: Entführt, missbraucht, erdrosselt. In einem Talkgottesdienst in der Familienkirche, Bonner Straße 33c, berichten Sandra und Reinhard Schlitter, Mircos Eltern, am Sonntag, 13. April, um 10 Uhr, wie sie mit dem Unfassbaren fertiggeworden sind.

Stadtnachrichten online
Siegburg. Nachrichten und Veranstaltungen, Bürgerservice und Digitale Verwaltung, Mängelmelder und Umfragen. Mit der App Citykey lernen Sie die Kreisstadt neu kennen und erledigen Behördengänge bequem über das Smartphone. Ganz einfach, unabhängig von Zeit und Ort. Download über nachfolgenden Link.
Videos, Bilder, Informationen, oftmals direkt vom Ort des Geschehens: Wer die städtische Facebookseite Kreisstadt Siegburg oder den Instagram-Account kreisstadt_siegburg liked, der ist quasi mittendrin. Mehr zu spannenden Ausflugszielen und Freizeittipps für Klein und Groß erfahren Sie auf dem Instagram-Account visit.siegburg der Tourist Information.
Ihre Stimme zählt! Unter mitmachen.siegburg.de laden wir Sie herzlich ein, sich mit der Stadtverwaltung über anstehende Themen in Siegburg auszutauschen, Ihr Wissen und Ideen einzubringen oder an Umfragen und Beteiligungen teilzunehmen. Der Vorteil: Eine einmalige Registrierung reicht aus, um bei sämtlichen Projekten mitzumachen.

Mittwoch, 9 April 2025
14 bis 17 Uhr, Café T.o.d., Nordfriedhof:
StrickCafé
15 bis 18 Uhr, Spielplatz Rektor-Dresen-Straße/Ecke Winterberger Straße:
Spielmobil Armin
18 Uhr, Helios Klinikum, Ringstraße 49 (Konferenzraum im EG):
Dr. Dennis Vogel: "Wieder in Bewegung! Von Indikation bis Nachsorge bei Kniegelenkersatz"
Donnerstag, 10. April 2025
15 bis 18 Uhr, Adolf-Kolping-Platz:
Spielmobil Armin
18.30 Uhr, Stadtmuseum, Markt 46:
Museumsgespräch zum 250. Jacobi-Geburtstag

Das aktuelle Kinoprogramm entnehmen Sie bitte den Webseiten von
Capitol, Augustastr. 20, Tel.: +49 2241 62288, https://www.capitol-siegburg.de und
Cineplex, Europaplatz 1, Tel.: +49 2241 958080, https://www.cineplex.de.
Mittwoch, 9. April, der 99. Tag in 2025
Wetter: Weiterhin sonnig - und trocken.
Sonnenuntergang heute: 20.17 Uhr
Sonnenaufgang morgen: 6.47 Uhr
Mondaufgang heute: 16.38 Uhr
Monduntergang morgen: 6.01 Uhr
Maria (Jüngerin Jesu, stand unter dem Kreuz, vermutlich mit einem Bruder des Heiligen Joseph verheiratet, ihr Sohn war Simon, nach dem Tode des Apostels Jakobus zum Bischof von Jerusalem gewählt), auch: Mirjam; Waltraud (Gründerin und erste Äbtissin des Klosters in Mons/Belgien, starb um 688).
Charles Baudelaire (1821-1867), französischer Schriftsteller ("Die Blumen des Bösen"); Erich von Ludendorff (1865-1937), General und Unhold in Uniform, nach Siegen von Lüttich und "Tannenberg" zunächst gefeierter Kriegsheld, mit Paul von Hindenburg ab 1916 bis Kriegsende Oberster Heeresleiter, danach emsiger Totengräber der jungen Demokratie; quasselte von angeblich fehlender Unterstützung der "Heimatfront" als Hauptursache für die Kriegsniederlage 1918 und schuf damit die "Dolchstoßlegende", rammte stattdessen selbst den Dolch in den Rücken der jungen deutschen Nachkriegsrepublik, putschte mit Hitler, zu dem sich allerdings später das Verhältnis verschlechterte, 1923 erfolglos in München, kandidierte für die Nazis als Reichspräsident; verkörpert den Typus des technokratischen Militärs ohne jedwede Moral, der ungerührt über alle Soldaten-Leichen zu marschieren bereit ist; Schriftsteller Arnold Zweig beschrieb den Kerl in der literarischen Figur des Generals Schieffenzahn in "Der Streit um den Sergeanten Grischa"; Lew Kopelew (1912-1997), russischer Schriftsteller ("Aufbewahren für alle Zeit") und Dissident, enger Freund von Heinrich Böll; Rolf Kauka (1917-2000), Zeichner und Comicverleger ("Fix und Foxi"); Carl Amery (1922-2005), Schriftsteller ("Der Untergang der Stadt Passau"); Hugh Hefner (1926-2017), amerikanischer Herausgeber des "Playboy", auf dem Titelblatt seiner ersten Ausgabe 1953 war Marylin Monroe zu sehen; Carl Perkins (1932-1998), amerikanischer Rock 'n' Roller, Pionier des Rockabilly ("Blue Suede Shoes"); Jean Paul Belmondo (1933-2021), französischer Schauspieler, Hauptrollen in unzähligen Kinoerfolgen der 1950er- bis 1990er-Jahre, berühmt für spektakuläre Stunts ohne Double; "Bébel" begann als bedeutender Darsteller der "Nouvelle Vague" und drehte unter anderem mit Regisseuren wie Jean-Luc Godard ("Außer Atem"), Francois Truffaut ("Das Geheimnis der falschen Braut"), Claude Chabrol ("Dr. Popaul"), Louis Malle ("Der Dieb von Paris") und Alain Resnais ("Stavisky"); weitere Erfolge unter anderem mit Philippe de Broca ("Cartouche"), Henri Verneuil ("Dünkirchen") und Claude Lelouche ("Der Mann, der mir gefällt"); Cynthia Nixon (1966), amerikanische Schauspielerin ("Sex And The City", "Die Akte"); Jaques Villeneuve (1971), kanadischer Formel-1-Weltmeister 1997, Sohn der in Zolder beim Training zum Großen Preis von Belgien am 8. Mai 1982 im Ferrari tödlich verunglückten Motorsport-Legende Gilles Villeneuve; Clueso (1980), deutscher Sänger, Songwriter und Produzent; Tim Bendzko (1985), Singer-Songwriter ("Nur noch kurz die Welt retten"); Kristen Stewart (1990), amerikanische Schauspielerin ("Twillight", "Breaking Dawn").
1886: Joseph Victor von Scheffel, der Schriftsteller ("Der Trompeter von Säckingen") stirbt 60-jährig in Karlsruhe; 1915: Friedrich August Johannes Löffler, der Bakteriologe und Entdecker des Erregers der Diphtherie stirbt 62-jährig in Berlin; 1945: Dietrich Bonhoeffer, der lutherische Theologe und profilierte Vertreter der "Bekennenden Kirche" wird als Teilnehmer des Widerstands gegen den Nationalsozialismus im KZ Flossenbürg 39-jährig hingerichtet; mit ihm sterben dort am Galgen wegen ihres Widerstandes Wilhelm Franz Canaris (58), Admiral, Hans Paul Oster (57), General, Ludwig Gehre (49), Offizier, Karl Sack (48) sowie Theodor Strünck (49), beide Juristen, ein Scheingericht hatte die Opfer tags zuvor schuldig gesprochen; im KZ Dachau wird Georg Elser (42) ermordet, dessen Hitler-Attentat 1939 im Bürgerbräu-Keller in München fehlgeschlagen war; 1959: Frank Lloyd Wright, der amerikanische Architekt, Schöpfer des New Yorker Solomon-Guggenheim-Museums, stirbt 92-jährig in Phoenix/Arizona; die Integration des Bauwerks in die umgebende Landschaft ist seine Gestaltungsphilosophie, so bei einem seiner berühmtesten Projekte, der an einem kleinen Wasserfall erbauten Villa Fallingwater; Simon and Garfunkel setzen dem künstlerischen Baumeister mit dem Song "So Long, Frank Lloyd Wright" ein musikalisches Denkmal; an Selbstbewusstsein mangelte es dem Amerikaner nicht, vor Gericht als Zeuge nach seinem Beruf gefragt, antwortete er dem Vorsitzenden ungerührt: "Ich bin der größte lebende Architekt!", auf die Frage, wie er so etwas sagen könne antwortete Lloyd Wright: "Ich stehe unter Eid!"; 2011: Sidney Lumet, der amerikanische Regisseur, nicht nur wegen "Die zwölf Geschworenen" als "Meister des Justizfilms" gerühmt, stirbt 86-jährig in New York; 2005 gab es für sein Lebenswerk mit 70 Filmen (unter anderem "Serpico", "Hundstage", "Network", "The Verdict") den Ehren-Oscar; 2017: Dieter Kottysch, der Amateurboxer, 1972 in seinem 250. und letzten Kampf Goldmedaillengewinner bei Olympia in München, stirbt 73-jährig in Hamburg; statt ins Profigeschäft wechselte er zu den Stadtwerken in Bochum, seinen Mercedes finanzierte er durch einen Lottogewinn; 2021: Prinz Philip, der Duke of Edinburgh, Gatte von Königin Elizabeth II., stirbt 99-jährig auf Schloss Windsor; drei Jahre zuvor, nach 22.219 Einzelauftritten und 5.496 Reden, hatte er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, schon früh engagierte er sich für Umwelt- und Naturschutz; legte in seinen Reden einen völlig unkorrekten und oftmals rassistischen "Humor" an den Tag: "Wenn sie länger hier bleiben, werden Sie alle Schlitzaugen bekommen", eröffnete er britischen Studenten in China, solchen in Papua-Neuguinea gratulierte er: "Sie haben es also geschafft, nicht verspeist zu werden", mit "Guten Tag, Herr Reichkanzler" begrüßte er, noch nicht einmal in Berlin, sondern auf der Hannover-Messe, Helmut Kohl, und den in Landestracht angetretenen Präsidenten von Nigeria ließ er wissen: "Sie sehen aus, als wollten Sie gleich ins Bett gehen", als er bei einer Einreise nach Australien nach Vorstrafen gefragt wurde, erwiderte er: "Ist das eine Voraussetzung?"; 2022: Michael Degen, der deutsch-israelische Schauspieler ("Plötzlich und unerwartet", "Die Kolonie", "Die Sturmflut"), bekannt aus zahlreichen Auftritten in TV-Serien und vielen Theaterrollen, auch als Schriftsteller aktiv ("Nicht alle waren Mörder", "Der traurige Prinz"), stirbt 94-jährig in Hamburg.

Vor 160 Jahren - 9. April 1865
In einem Farmhaus in Virginia unterzeichnet Robert Edward Lee, der Befehlshaber der Armee der Konföderierten, die Kapitulationsurkunde gegenüber Nordstaaten-General Ulysses S. Grant und beendet damit faktisch den amerikanischen Bürgerkrieg.
Foto: Das McLean House im heutigen Appomattox Court House National Historical Park. Das Dokument wurde nicht im Gerichtsgebäude, Appomattox Courthouse, welches dem Ort seinen Namen gab, unterzeichnet, sondern im nahegelegenen Privathaus des Farmers Wilmer McLean.
Vor 155 Jahren - 9. April 1870
Mit 15 Millionen Mark Anfangskapital wird in Berlin die Deutsche Bank AG gegründet. 1933/34 werden die jüdischen Vorstandsmitglieder Oscar Wassermann, Theodor Frank und Georg Solmssen zum Ausscheiden aus dem Vorstand gezwungen. Die Deutsche Bank beteiligt sich während der Nazi-Herrschaft tat- und entschlusskräftig an der Aneignung des Eigentums jüdischer Menschen, die zur Veräußerung ihrer Güter gezwungen werden.
Vor 85 Jahren - 9. April 1940
Deutsche Truppen landen in Norwegen und Dänemark, um skandinavische Erzlieferungen zu sichern. Vor allem die Norweger leisten mutigen Widerstand gegen die Invasoren. Die zähe Verteidigung des Hafens Narvik wird zum Symbol.
Vor 80 Jahren - 9. April 1945
Kurz vor Kriegsende werden im Konzentrationslager Flossenbürg der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (39) und der ehemalige Chef der deutschen Abwehr, Admiral Wilhelm Canaris (58), auf Befehl Adolf Hitlers erhängt. Der Theologe und der Admiral, beide kämpften gegen das nationalsozialistische Regime, der eine geradlinig und immer, der andere erst in den letzten Jahren. Bonhoeffer war profilierter Vertreter der Bekennenden Kirche: "Führer und Amt, die sich selbst vergotten, spotten Gottes." Canaris, im Ersten Weltkrieg U-Boot-Kommandant, hatte als konservativer Militär einst jenen den Weg mitbereitet, die ihn nun zu Tode bringen.
Vor 70 Jahren - 9. April 1955
Premiere der Verfilmung des John-Steinbeck-Romans "Jenseits von Eden". Weltweites Aufsehen, auch und insbesondere wegen des Hauptdarstellers: James Dean!
Vor 35 Jahren - 9. April 1990
Das Hamburgische Wattenmeer wird Nationalpark. Dieser bildet im Bereich der Elbmündung, rund um die bewohnte Insel Neuwerk sowie die unbesiedelten Eilande Scharhörn und Nigehörn, das Bindeglied zwischen den bereits bestehenden Nationalparks in Schleswig-Holstein (1985 ausgewiesen) und Niedersachsen (1986). 2011 wird das Gebiet von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Gemeinsam mit dem niederländischen Nationalpark Schiermonnikoog (1989) und dem dänischen Nationalpark Vadehavet (2010) stehen fast 10.000 Quadratkilometer der weltweit einmaligen, von den Gezeiten geprägten Küstenlandschaft zusammenhängend unter Naturschutz.
Vor 20 Jahren - 9. April 2005
Der britische Thronfolger Charles Mountbatten-Windsor, Prince Of Wales, heiratet im Rathaus von Windsor seine langjährige Affäre Camilla Parker Bowles. Jedenfalls standesamtlich, immerhin!
Vor 110 Jahren - 9. April 1915
"Heute Nachmittag von 3 Uhr ab werden zwei Waggon Speisekartoffeln auf dem hiesigen Güterbahnhofe verkauft. Die Abgabe erfolgt nur in Mengen von einem halben oder 1 Zentner und nur an solche hiesige Familien, die sich durch die Brotkarte anweisen. Der Preis beträgt 6,50 den Zentner. Körbe oder Säcke sind mitzubringen." (Durch Anschlag verkündete Bekanntmachung über städtischen Kartoffelverkauf)

Vor 105 Jahren - 9. April 1915
"Morgens 8.15 bis 11 Uhr Exerzieren. Im Anschluß daran Gewehrreinigen. Um 1 Uhr Appell, wobei unsere ganze Gruppe auffiel. Von 3-4 Spielen und Singen. Um 6 Uhr Stiefelapell, da ich verschlissene Stiefel hatte, sollte ich morgen ein paar neue empfangen. Da die elfte Gruppe um 8 Uhr noch einmal mit Gewehr antreten sollte, hielt ich es für höchste Zeit, dem Feldwebel zu melden, daß ich der 11. Gruppe nicht zugeteilt wäre, sondern nur mein Quartier dort habe. So wurde ich in die 21. Gruppe gesteckt". (Aus dem Kriegstagebuch des Siegburger Abiturienten Paul Löwenich an der Westfront).

Vor 100 Jahren - 9. April 1925
An der Ecke Bahnhofstraße/Tierbungert, später Bahnhofstraße/Neue Poststraße, öffnet nach einer Erweiterung "Franke. Das Haus der Guten Qualität". "Beachten Sie bitte die Auslagen in meinen 12 Schaufenstern" wirbt der Inhaber: "Bringe ich in allen bedeutend vergrösserten Abteilungen Aussergewöhnliches zu wirklich geringen Preisen". Die "gewaltig grosse Auswahl von Qualitätsware" biete eine "selten wiederkehrende Gelegenheit", den Bedarf preiswert zu decken. Etwa bei Baumwollwaren, Damenwäsche, Schürzen für Damen und Kinder, Taschentüchern, Kleidern, Strumpfwaren, Waschstoffen, Herrenwäsche, Festons, Spitzen und Gardinen.

Vor 80 Jahren - 9. April 1945
Es ist ein Montag und Siegburg erlebt das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Befreiung vom Nazi-Terror. Die amerikanischen Truppen erobern die Stadt. Die "Stunde Null" schlägt um 5.55 Uhr. Captain William B. Forse gibt seinem seit Wochen auf der Buisdorfer Seite der Sieg in der Nähe des Wehres liegenden Kampfzug 303 der 97. Infanteriedivision das Kommando zum Fertigmachen. "Die GI's stülpen die Helme auf, drücken die Zigarettenkippen ins taunasse Erdreich und legen die Sicherheitsflügel der Sturmgewehre herum", beschreibt ein Chronist die entscheidenden Minuten vor dem Sturm. Punkt 6 Uhr dann das Kommando: "Go On Boys!" Nur Augenblicke später stürmen die Soldaten, sie stammen zumeist aus Amerikas Süden, an der Siegburger Seite aus ihren mit Stahlplatten gesicherten Booten, springen ins knietiefe Wasser und suchen am Ufer erste Deckung. Für die vorrückenden GI's, deren Division 1943 in Texas zusammengestellt worden war, ist es zunächst mehr als der Kampf um eine Stadt: "97th Buttons Up The Ruhr Pocket", die "97. knöpft die Ruhrtasche auf", hat Captain Forse seinen Soldaten als Devise mitgegeben: In diesem Ruhrkessel hat die 1. und 9. amerikanische Armee die noch kämpfenden deutschen Einheiten unter Generalfeldmarschall Model eingeschlossen, und die südliche Grenze des im Norden bis Dortmund reichenden Kessels bildet die Sieg. Würde Siegburg genommen, verkürze dies den Krieg, glauben die Soldaten und rechnen mit entsprechend hartem Widerstand. Doch die meisten deutschen Wehrmachtsangehörigen haben, so schreibt später der in der Nähe Siegburgs als Soldat stationierte Schriftsteller Heinrich Böll, "nur noch einen Gedanken: Schluss mit dem Unsinn! Kaum einer faselt noch vom "Endsieg". So dringen die amerikanischen Soldaten rasch von der Sieg am Wolsberg vorbei in Richtung Innenstadt vor, kämpfen sich mit Granaten und Maschinenpistolen Straße um Straße weiter. Die Infanteristen stürmen über die steile Seite des Michaelsbergs, rücken auf Markt und Holzgasse vor. Nach fünf Stunden sind bereits zwei Drittel Siegburgs besetzt. Doch im Zentrum leisten Reste der dritten Grenadierdivision, verstärkt durch Volkssturm und Hitlerjungen, hartnäckigen Widerstand, feuern aus Häuserruinen, hinter Hecken und Zäunen. Foto: Amerikaner im Vormarsch auf der Alleestraße, im Vordergrund die Brücke über den Mühlengraben, das Foto entsteht am Dienstag, 10. April.

Vor 80 Jahren - 9. April 1945
Der Tag der Befreiung - heute und morgen vor 80 Jahren rücken amerikanische Truppen ein und befreien Siegburg von der Nazi-Herrschaft. Vom 8. bis zum 10. März hatten US-Truppen bei Remagen den Rhein überschritten. Jetzt rücken Truppenteile Richtung Mülldorf vor. Wie erleben die Menschen diese letzten Stunden unter Hitlers Terrorherrschaft? Der gebürtige Siegburger Armin Hochgeschurz, lange Jahre auf der Steinbahn beheimatet, stellt uns Augenzeugenberichte aus dem Familienarchiv zur Verfügung. Hochgeschurz: "Der Siegübergang erwies sich hier deutlich schwieriger als die Überquerung des Rheins, obwohl Siegburg schon vom 28. Dezember bis zum 10.März von mehreren schweren Bombenangriffen stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Siegburg war als strategischer Verteidigungspunkt ausgewählt worden, eine größere SS-Einheit sollte ein weiteres Vorrücken der Amerikaner ins Bergische Land - Richtung Osten - verhindern. Der Michaelsberg wurde umfangreich mit schwerer Artillerie bestück, so unter anderem mit 8,8 Flak, Panzerabwehrkanonen und Haubitzen. Infanterie-Truppen der SS hatten drohend ihren Standort nördlich der Steinbahn, in dem Waldstück zwischen Siegburg und Lohmar. Die SS wurde Ende der ersten Aprilwoche dort abgezogen."
Die Mutter von Armin Hochgeschurz, Doris, eine gebürtige Kraus, erlebte das Kriegsende als neunjähriges Mädchen in Mülldorf im Hause An der Hongsburg 28. Ihr späterer Augenzeugenbericht: "Alle Bewohner von Mülldorf mussten sich für mehrere Stunden in den Klostergebäuden der Steyler Mission versammeln, um den anrückenden US-Truppen eine ungestörte Sondierung der militärischen Lage und eine Säuberung des Dorfes von potentiellen Widerstandskämpfern zu ermöglichen. Es kam zu vereinzelten Plünderungen und mehreren Vergewaltigungen." Zu den Ausschreitungen erklärt Armin Hochgeschurz: "Wie in allen Armeen wurden für die verlustreichen Kämpfe der Voraus-/Sturmtruppen vielfach Kriminelle rekrutiert, die mit Straferlassen zum Kriegsdienst geködert werden. Die nachrückenden, normalen GIs waren sehr freundlich und versuchten, die Bevölkerung durch Verteilung von Süßigkeiten, besonders an die Kinder, für sich einzunehmen."
Weiter im Augenzeugenbericht der Mutter: "Die US-Panzer wurden in Mülldorf hinter Häusern und unter Bäumen platziert und tagsüber nicht bewegt, da die 8,8 Panzerabwehr vom Michaelsberg aus immer wieder gezielt amerikanische Militärfahrzeuge abschossen." Hochgeschurz: "In dem genannten Haus meiner Großeltern wurde eine US-Militär-Kommandantur eingerichtet. Dies schien der deutschen Abwehr wohl hinterbracht worden zu sein, die mit einem gezielten Artillerieschlag die Kommandantur beseitigen wollten. Die Aktion traf aber das Nachbarhaus Nr. 26. Der Großvater und die Mutter eines guten, neunjährigen Schulfreundes meiner Mutter konnten nur noch tot geborgen werden. Der Junge blieb unverletzt, war aber danach Vollwaise, da sein Vater schon im Krieg gefallen war. Die Kommandantur wurde anschließend verlegt." (mehr zu den Augenzeugenberichten von Hochgeschurz morgen).

Vor 80/15 Jahren - 9. April 1945/2010
65 Jahre ist es her, die Bilder sieht Liesel Schäfer im Jahr 2010 immer noch glasklar vor sich. In einem Erdloch in der Hubertusstraße kauert sie, hört die Stimmen. Die 83-Jährige blickt auf DAS Ereignis ihrer Kindheit und Jugend zurück und berichtet gegenüber siegburgaktuell: "Ich machte die Klappe auf und sah zum ersten Mal in meinem Leben einen schwarzen Menschen". Wenig später hält sie Schokolade in Händen - in einer Tube! Der böse Feind aus der Propaganda entpuppte sich als Friedensbringer mit einem Herz für Kinder.
Für das schmale Mädchen Liesel hat sich in den Wochen zuvor das Leben dramatisch verändert. Am 9./10. März sucht sie mit ihrer Familie Schutz vor den Luftangriffen im Wolsberg. Der Felsenkeller des Gumpert droht zum Grab für die Familie zu werden. Nach Stunden die Rettung. Sie erblickt das Tageslicht, es scheint vom Höchsten geschickt. "So stellt man sich Gottvater vor", berichtet sie heute bewegt vom Moment der Erlösung aus dem Gefängnis im Berg. Für "siegburgaktuell" malte sie das Labyrinth aus Gewölben auf. "Im Hintersten saßen wir." Die letzten Wochen ziehen sich endlos hin. "Vor Luftschlägen und Granatfeuer suchten wir Schutz beim Nachbarn. Er hatte in seiner Werkstatt einen Graben ausgehoben, ihn mit einer Eisentür bedeckt." Ihr Großvater Matthias Gräf, damals 70 Jahre alt, will nicht unter Tage von dieser Erde scheiden. "Er hockte sich allein in unseren Ziegenstall und wartete auf sein Ende." Die entscheidenden Stunden verbringt Liesel in dem eilig eingerichteten Luftschutzkeller des Nachbarn. "Die in Wolsdorf verbliebenen Frauen, Kinder und Alten wurden an die Sieg geführt, blieben die ganze Nacht dort. Dann haben die Amis ein Haus nach dem anderen nach deutschen Soldaten durchkämmt. Wir wurden zunächst nicht entdeckt." Irgendwann späht die Mutter nach draußen. Die Luft ist rein, sie klettern raus - der Weltkrieg ist vorüber. Wie durch ein Wunder überlebt Liesels geliebter Großvater die Bombardierungen zwischen Ziegen und Hühnern. Der Maurer zieht nach 1945 umher und repariert Stallungen. Die kleine Enkeltochter immer im Schlepptau. Foto: Liesel Schäfer 2010.

Vor 80/5 Jahren - 9. April 1945/2020
9. April 1945. Einmarsch der Amerikaner. Auf der Steinbahn spielt Josef Mahlberg, 12, mit zwei Nachbarsjungen, als es zu einer der letzten Tragödien des Kriegs kommt. Der Bericht des Zeitzeugen der Stunden Null gegenüber siegburgaktuell 75 Jahre danach:
"Am 9. April 1945 spielte ich mit zwei jüngeren Kindern im Bereich der Steinbahn, zur Aulgasse hin. Ich schob die Jungen, sie hießen Peter und Willi und waren 5 und 6 Jahre alt, mit der Schubkarre. Ich bin dann nach Hause, um ein Spielzeug zu holen. Auf einmal gab es auf der Straße eine große Aufregung. Ich sah, wie die Mutter der Kleinen verzweifelt mit dem Kinderwagen Richtung Innenstadt rannte. Ich erfuhr, dass von den Amerikanern abgeschossene Garanten meine Freunde getroffen hatten, sie erlitten Treffer am Bauch. Die Amis waren gerade dabei, die Stadt einzunehmen, schossen sich ihren Vormarschweg frei. Ich war entsetzt. Weinen konnte ich nicht, ich weiß bis heute nicht, warum. [Anmerkung: Im Stadtarchiv findet sich die Notiz, dass Peter S. am 9. April 45 um 21.20 Uhr im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Sein Bruder Willi starb neun Stunden später, am 10. April, 6.15 Uhr]. Ich hatte im Treppenflur des Hauses, in dem wir wohnten, Steinbahn 7, den Blick über die ganze Stadt. In der Nacht vom 9. auf den 10. April wurde Leuchtmunition verschossen, ich denke von deutschen Stellungen am Rasthof. Es sah aus wie ein Feuerwerk. Nach der Nacht im Keller bin ich wieder hinauf zu meinem Ausguck. Die Amerikaner kamen! Auf der Wiese zwischen Seehofstraße und Alter Poststraße lagen sie platt im Gras, rückten danach einige Meter vor, warfen sich wieder zu Boden. Was ich noch sah, waren Uniformjacken, die die Mitglieder des Volkssturms in aller Eile von sich geworfen hatten. Zu dritt, mit einem Mädchen und einem Jungen, die ebenfalls in der Nachbarschaft wohnten, sind wir auf die Panzer zugegangen, die über die Aulgasse kamen. Meine Mitstreiter waren ein paar Jahre älter als ich, konnten Englisch. Ein Offizier begrüßte uns, er war sehr höflich. Er fragte immer wieder, ob noch Soldaten in der Gegend seien. Wir verneinten. Er schickte uns nach Hause, in den Keller. Während mehr und mehr Fahrzeuge die Aulgasse entlangfuhren und sich der Haupttross nach Lohmar begab, fällten drei bis vier Soldaten an der Försterei einen Apfelbaum und schufen Platz für ein Biwak. Unsere Anlaufstelle in den nächsten Tagen war ein größeres Lager der Amerikaner an der Dohkaule, wo das Essen an die Soldaten verteilt wurde. Ich stand schüchtern abseits, als mich jemand von hinten antippte. Unversehens war ich der stolze Besitzer einer ganzen Hand voll Bonbons. Was sehr auffällig war: Die Amerikaner führten innerhalb der Truppe strikte Rassentrennung durch. An der Küche auf der Dohkaule verkehrten nur weiße Soldaten. Die Schwarzen wurden an der Alten Poststraße versorgt. Nicht nur das. Die weißen Offiziere verteilten Schläge mit dem Stock unter den farbigen Soldaten." Fotos: Der zwölfjährige Josef Mahlberg, er ist der Junge links. Rechts US-Soldaten am 10. April an der Bachstraße.

Vor 55 Jahren - 9. April 1970
Großfeuer auf dem Stallberg. Hunderte Elektrogeräte, auch Kühlschränke und Kühltruhen einer Elektrogroßhandelsfirma gehen in Flammen auf. Auch die Lagerhalle einer früheren Möbelfirma brennt ab. Die um 13.45 Uhr alarmierte Feuerwehr kämpft mit Unterstützung von Löschtrupps aus der Nachbarschaft und der Werksfeuerwehr der benachbarten Kepec fast drei Stunden gegen das Inferno an. Sachschaden: Über eine Million Mark. Die Rauchwolken steigen über 100 Meter hoch.
Vor 5 Jahren - 9. April 2020
866 Personen sind bislang im Rhein-Sieg-Kreis positiv auf das Coronavirus getestet worden, 319 von ihnen genesen. 15 Todesfälle verzeichnet das Gesundheitsamt im Kreishaus. In den Läden beginnt unterdessen der Kampf ums Klopapier. Eine Leserin beschreibt uns ihre Einkaufsgefühle: "Voller Spannung betrat ich den Laden. Tatsächlich! Da lagen noch circa sechs Pakete der heißen Ware! Ich konnte mein Glück kaum fassen! Und ohne Kontingentierung! Sollte ich etwa …? Nein, einen kleinen Rest von Anstand hatte ich mir bei diesem ersten Hamsterkauf meines Lebens noch bewahrt. Ja, jetzt ist es heraus: Obwohl ich noch vier Rollen zu Hause habe, bin ich der Versuchung erlegen, ein Paket zu kaufen. Aber wer mich jetzt verachtet und die erste Toilettenpapierrolle nach mir wirft, der möge sich die Frage stellen: Ist er bereit, mit seinem Nächsten das eigene, mühsam erbeutete Klopapier zu teilen? Na also."
Für einen Besuch der Stadtverwaltung gilt: Erst hier Termin vereinbaren, dann vorbeikommen.
Tourist Information (+49 2241 102-7533 oder tourismus@stadtbetriebe-siegburg.de) und Stadtmuseum (+49 2241 102-7410 oder stadtmuseum@stadtbetriebe-siegburg.de), Markt 46, haben dienstags bis samstags zwischen 10 und 17 Uhr, sonntags zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet (die Tourist Information auch montags von 10 bis 17 Uhr). Die Stadtbibliothek, Griesgasse 11, kann dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr besucht werden, Inhaber eines Büchereiausweises erhalten darüber hinaus während der Open-Library-Zeiten (dienstags bis sonntags von 8 bis 10 sowie 17 bis 20 Uhr) Zugang.
Aktuelle Öffnungszeiten des Oktopus Freizeitbad, Zeithstraße 110, können hier abgerufen werden. Der Zugang zum Bad ist mit einem Online-Ticket möglich, das hier erworben werden kann. Sie können das Online-Ticket auch mit Hilfe der Kolleginnen und Kollegen im Eingangsbereich des Hallen- und Freibades sowie im Stadtmuseum am Markt erwerben. Im Stadtmuseum ist der Ticketverkauf mit Bargeld möglich, ansonsten nur bargeldlos mit allen digitalen Zahlungsmitteln einschließlich der IBAN. Zusätzlich können Schwimmbadtickets vor Ort auch mit dem Siegburg-Gutschein (Karte oder App) erworben werden.
Polizei: 110
Feuerwehr/Notarzt/Rettungsdienst: 112
Krankentransport: +49 2241 19222
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116117
Zahnärztlicher Bereitschaftsdienst: +49 1805 986700
Giftnotruf-Informationszentrale der Universitätsklinik Bonn: +49 228 19240
Apotheken-Notruf: +49 800 0022833
Telefonseelsorge: +49 800 1110111 oder +49 800 1110222
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 116111 oder +49 800 1110333
Bundesweites Hilfstelefon "Gewalt gegen Frauen": 116016
Opferschutzbeauftragter der Kreispolizeibehörde Siegburg: +49 2241 5413812
Beratungsstelle sexualisierte Gewalt: +49 228 635524
Zentraler Karten-Sperr-Notruf: 116116
Tierärztlicher Bereitschaftsdienst: Abrufbar über die Anrufbeantworter der Tierarztpraxen
Apotheken-Notdienst
Hubertus-Apotheke, Hauptstraße 64, Lohmar, Tel.: +49 2246 3636
Merlin Apotheke, Mittelstraße 111, St. Augustin, Tel.: +49 2241 97700