Die Kölschrocker gehen, man mag es kaum glauben, dem Rentenalter entgegen. Drei von ihnen, neben den Brüdern Stephan und Peter Brings auch Harry Alfter, kümmern sich in ihrer Freizeit um die Enkel, was dem Publikum ein Pippi-Langstrumpf-Superjeilezick-Medley bescherte. "Wir möchten kürzertreten", so die nachvollziehbare Begründung.
Was der Saal in fast zweieinhalb Stunden erleben darf, reißt von Minute eins an mit. Hinsetzen lohnt nicht. Das Quintett reiht Hit an Hit, baut gleichzeitig geschickt Botschaften ein, die Kölle und die Welt bewegen. Musikalisch stellen die Philosophen die Frage, wem die Stadt, wem die Welt gehört, den Menschen oder dem Geld. In der Anmoderation zum Kölschen Jung, "den wir so lange leise singen, bis der Krieg aufhört - aber irgendwo ist ja immer Krieg", erklärt Peter Brings die Weltpolitik in zehn Sekunden. "Wir bezahlen Erdoğan, damit er uns die Flüchtlinge vom Hals hält. Und mit diesem Geld kauft der wiederum bei Putin Erdgas ein, der weiter Krieg führen kann."
Einige Schrecksekunden in der ersten Konzerthälfte nimmt die Band mit Humor: Plötzlich fliegen die Fluchttüren auf, das Sicherheitspersonal unterbricht die Musik, kurz ist ein Warnton, überstimmt von mehr als 1.000 Kehlen, zu hören. Der Feuer- entpuppt sich als Fehlalarm. Die Entwarnung kommt, ehe geräumt werden muss. Das Erlebte zog sich als Running Gag durch den Abend. Peter zeigt Herz für die Helfer: "Die Feuerwehrjungs opfern freiwillig ihre Zeit, um immer für uns da zu sein."
Kollege Björn Langer endet seinen Konzertreport mit der Hoffnung auf Nichteinlösung der eingangs zitierten Ankündigung. "Ihr Fernbleiben wird eine große Lücke in den Siegburger Kulturkalender reißen. Aber wie heißt es so schön im Lied Heimjonn? 'Mer wulle nit ophüre, wenn et am schönste es…'"