Michaelsberg

Furcht und Elend

Siegburg. Bertold Brecht schrieb "Furcht und Elend des Dritten Reiches" Ende der 1930er-Jahre im Exil. In 27 abgeschlossenen Szenen beschreibt der Autor, wie sich die Ideologie der Nationalsozialisten im Alltag verfestigt - und man sich nicht mehr sicher ist, in welchem Umfeld man sich frei äußern kann. Angst und Misstrauen beherrschen das Miteinander. Der Riss zieht sich selbst durch Familien: Eine jüdische Frau verlässt ihren Mann, der wegen ihrer Herkunft gesellschaftlich geächtet wird (Foto: Jennifer C. Schmidt und Wencke Jona); Eltern fürchten, ihr Sohn, Mitglied der Hitlerjugend, könne sie anzeigen, weil sie in seiner Gegenwart das Regime kritisierten; eine Mutter erlebt, wie ihre Tochter verhaftet wird, weil sie im Beisein der falschen Zuhörer erwähnte, dass das Kind die steigenden Lebensmittelpreise im Tagebuch festhält.
Brechts Theaterstück bildet jedoch nur den Rahmen für "Furch und Elend des Dritten Reiches", das in einer Inszenierung von Bardia Rousta am Freitag, 23. Mai, um 19.30 Uhr in der Studiobühne Premiere feiert. Bereits um 18.30 Uhr beginnt die Werkeinführung, gefolgt von einem kleinen Sushi-Buffet). Der Regisseur hat das Original gekürzt, ergänzt dieses dafür mit Texten von Heiner Müller ("Germania"), Wolfgang Borchert ("Draußen vor der Tür"), Lilly Axster ("Doch einen Schmetterling habe ich nicht gesehen") und Andreas Veiel ("Der Kick"). So gelingt es ihm, in insgesamt 24 Episoden und sechs live interpretierten Liedern ("Wenn ich sing" von Klaus Hoffmann, die weiteren Kompositionen stammen von Hans-Eckardt Wenzel) einen Bogen in die heutige Zeit zu schlagen: Berichte über die Deportation jüdischer Kinder aus dem Warschauer Ghetto enden in hysterischem Gelächter; ein Mordgeständnis - "er sollte sagen, dass er Jude ist" - wird von einem immer gesellschaftsfähiger werdenden "Ich hab' ja nichts gegen Ausländer, aber ..."-Monolog unterbrochen; im Beisein Hitlers wird ein Kind namens Björn Höcke geboren.
Die jungen Darstellenden, allesamt Schauspielschüler, treten als Clowns auf die Bühne. "Die Figuren sollen die Absurdität eines Systems entlarven, das Kontrolle über Gedanken, Gefühle und Sprache beansprucht, sie bringen das Groteske, das Tragische und das Unfassbare in eine Form, die gleichzeitig Distanz schafft und berührt", erklärt Rousta.
Die Zuschauer erleben einen beklemmenden und beunruhigenden Theaterabend, der nachhallt, der Fragen aufwirft: Wo beginnt die eigene Verantwortung? Was heißt Haltung? Wann wird Wegsehen zur Mitschuld? Zugegeben: Keine leichte Kost. Aber eine ungemein wichtige!
Nach der Premiere sind zwei weitere Aufführungen - am Samstag, 24. Mai, um 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 15. Juni, 15 Uhr - geplant. Ticketbestellungen unter www.theaterseite.de. Für Schulklassen werden gekürzte Vormittagsvorstellungen angeboten; Infos unter mail@theaterseite.de oder +49 2241 2615141.

Siegburg. Bertold Brecht schrieb "Furcht und Elend des Dritten Reiches" Ende der 1930er-Jahre im Exil. In 27 abgeschlossenen Szenen beschreibt der Autor, wie sich die Ideologie der Nationalsozialisten im Alltag verfestigt - und man sich nicht mehr sicher ist, in welchem Umfeld man sich frei äußern kann. Angst und Misstrauen beherrschen das Miteinander. Der Riss zieht sich selbst durch Familien: Eine jüdische Frau verlässt ihren Mann, der wegen ihrer Herkunft gesellschaftlich geächtet wird (Foto: Jennifer C. Schmidt und Wencke Jona); Eltern fürchten, ihr Sohn, Mitglied der Hitlerjugend, könne sie anzeigen, weil sie in seiner Gegenwart das Regime kritisierten; eine Mutter erlebt, wie ihre Tochter verhaftet wird, weil sie im Beisein der falschen Zuhörer erwähnte, dass das Kind die steigenden Lebensmittelpreise im Tagebuch festhält.

Brechts Theaterstück bildet jedoch nur den Rahmen für "Furch und Elend des Dritten Reiches", das in einer Inszenierung von Bardia Rousta am Freitag, 23. Mai, um 19.30 Uhr in der Studiobühne Premiere feiert. Bereits um 18.30 Uhr beginnt die Werkeinführung, gefolgt von einem kleinen Sushi-Buffet). Der Regisseur hat das Original gekürzt, ergänzt dieses dafür mit Texten von Heiner Müller ("Germania"), Wolfgang Borchert ("Draußen vor der Tür"), Lilly Axster ("Doch einen Schmetterling habe ich nicht gesehen") und Andreas Veiel ("Der Kick"). So gelingt es ihm, in insgesamt 24 Episoden und sechs live interpretierten Liedern ("Wenn ich sing" von Klaus Hoffmann, die weiteren Kompositionen stammen von Hans-Eckardt Wenzel) einen Bogen in die heutige Zeit zu schlagen: Berichte über die Deportation jüdischer Kinder aus dem Warschauer Ghetto enden in hysterischem Gelächter; ein Mordgeständnis - "er sollte sagen, dass er Jude ist" - wird von einem immer gesellschaftsfähiger werdenden "Ich hab' ja nichts gegen Ausländer, aber ..."-Monolog unterbrochen; im Beisein Hitlers wird ein Kind namens Björn Höcke geboren.

Die jungen Darstellenden, allesamt Schauspielschüler, treten als Clowns auf die Bühne. "Die Figuren sollen die Absurdität eines Systems entlarven, das Kontrolle über Gedanken, Gefühle und Sprache beansprucht, sie bringen das Groteske, das Tragische und das Unfassbare in eine Form, die gleichzeitig Distanz schafft und berührt", erklärt Rousta.

Die Zuschauer erleben einen beklemmenden und beunruhigenden Theaterabend, der nachhallt, der Fragen aufwirft: Wo beginnt die eigene Verantwortung? Was heißt Haltung? Wann wird Wegsehen zur Mitschuld? Zugegeben: Keine leichte Kost. Aber eine ungemein wichtige!

Nach der Premiere sind zwei weitere Aufführungen - am Samstag, 24. Mai, um 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 15. Juni, 15 Uhr - geplant. Ticketbestellungen unter www.theaterseite.de. Für Schulklassen werden gekürzte Vormittagsvorstellungen angeboten; Infos unter mail@theaterseite.de oder +49 2241 2615141.

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