Michaelsberg

Klarheit über Deportationsfotos 

Siegburg. In diversen Mordkommissionen hatte der Polizist a.D. und Siegburger Stadtführer Hans-Willi Kernenbach mit dem Brutalen, Unappetitlichen, Verstörenden und Furchteinflößenden dieser Welt zu tun. Im Ruhestand hört der Ex-Berufskriminalist nicht auf mit dem Überführen von "Übeltätern".
Als Mitglied des historischen Arbeitskreises im Geschichtsverein kümmerte er sich um die Polizeiverwaltung der Kreisstadt im letzten Weltkrieg. Er durchforstete Karton Nummer 1 der im Stadtarchiv verwahrten Kriegschronik, als sein Auge auf diese Sätze fiel: "Bei dem Abtransport der letzten Juden aus Siegburg handelt es sich um die im Judenhause in der Brandstraße 42/44 zusammengefassten Juden, die in drei Gruppen am 14.6., 19.7. und 27.2.42 Siegburg verließen. Sie wurden, wie auch das zugelassene Gepäck, vor dem Abtransport auf Lastwagen einer polizeilichen Überprüfung und Durchsuchung unterzogen. Einige von Kriminal-Sekretär Schneider, Siegburg, aufgenommene Bildaufnahmen zeigen den Abtransport der Juden am 19.7.1942. Damit sind alle in Siegburg befindlichen Juden mit Ausnahme der in Mischehe Lebenden (3) entfernt. Das Eigentum der Juden ist auf die Reichsvermögensverwaltung übergegangen und wird von den Finanzämtern verwaltet. Dieses hat auch den Verkauf der zurückgelassenen Sachen und die Vermietung der freigewordenen Wohnungen übernommen."
Die Zeilen der damaligen Stadtarchivarin Dr. Maria Geimer lassen aufgrund ihrer bürokratisch-nüchternen Gleichgültigkeit erstarren. Es hätte um Holzklötze gehen können. Aber: Es ging um Menschen! Aufgabe erledigt, Problem gelöst. Den hartgesottenen Kernenbach ließ weniger die Diktion aufschrecken. Ihn interessierte der eine Name, der genannt wird. Ein Schlaglicht fällt auf den Urheber der bekannten Deportationsbilder, die so prägnant und so selten sind, dass sie in ein Washingtoner Archiv übernommen wurden und viele Jahre im Haus der Wannseekonferenz in Berlin gezeigt wurden. Kernenbach: "Nach meinem bisherigen Kenntnisstand war nicht bekannt, wer die Fotos in der Brandstraße gefertigt hat. Jetzt gibt es meines Erachtens einen dringend Verdächtigen, nämlich Kriminal-Sekretär Schneider."
Schon mal vormerken: Am Dienstag, 8. April, lädt der historische Arbeitskreis um 18 Uhr ein zu einem Vortrag ins Stadtmuseum, der sich dem Weltkriegsende vor 80 Jahren widmet.

Siegburg. In diversen Mordkommissionen hatte der Polizist a.D. und Siegburger Stadtführer Hans-Willi Kernenbach mit dem Brutalen, Unappetitlichen, Verstörenden und Furchteinflößenden dieser Welt zu tun. Im Ruhestand hört der Ex-Berufskriminalist nicht auf mit dem Überführen von "Übeltätern". 

Als Mitglied des historischen Arbeitskreises im Geschichtsverein kümmerte er sich um die Polizeiverwaltung der Kreisstadt im letzten Weltkrieg. Er durchforstete Karton Nummer 1 der im Stadtarchiv verwahrten Kriegschronik, als sein Auge auf diese Sätze fiel: "Bei dem Abtransport der letzten Juden aus Siegburg handelt es sich um die im Judenhause in der Brandstraße 42/44 zusammengefassten Juden, die in drei Gruppen am 14.6., 19.7. und 27.2.42 Siegburg verließen. Sie wurden, wie auch das zugelassene Gepäck, vor dem Abtransport auf Lastwagen einer polizeilichen Überprüfung und Durchsuchung unterzogen. Einige von Kriminal-Sekretär Schneider, Siegburg, aufgenommene Bildaufnahmen zeigen den Abtransport der Juden am 19.7.1942. Damit sind alle in Siegburg befindlichen Juden mit Ausnahme der in Mischehe Lebenden (3) entfernt. Das Eigentum der Juden ist auf die Reichsvermögensverwaltung übergegangen und wird von den Finanzämtern verwaltet. Dieses hat auch den Verkauf der zurückgelassenen Sachen und die Vermietung der freigewordenen Wohnungen übernommen."

Die Zeilen der damaligen Stadtarchivarin Dr. Maria Geimer lassen aufgrund ihrer bürokratisch-nüchternen Gleichgültigkeit erstarren. Es hätte um Holzklötze gehen können. Aber: Es ging um Menschen! Aufgabe erledigt, Problem gelöst. Den hartgesottenen Kernenbach ließ weniger die Diktion aufschrecken. Ihn interessierte der eine Name, der genannt wird. Ein Schlaglicht fällt auf den Urheber der bekannten Deportationsbilder, die so prägnant und so selten sind, dass sie in ein Washingtoner Archiv übernommen wurden und viele Jahre im Haus der Wannseekonferenz in Berlin gezeigt wurden. Kernenbach: "Nach meinem bisherigen Kenntnisstand war nicht bekannt, wer die Fotos in der Brandstraße gefertigt hat. Jetzt gibt es meines Erachtens einen dringend Verdächtigen, nämlich Kriminal-Sekretär Schneider."

Schon mal vormerken: Am Dienstag, 8. April, lädt der historische Arbeitskreis um 18 Uhr ein zu einem Vortrag ins Stadtmuseum, der sich dem Weltkriegsende vor 80 Jahren widmet.

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