Blicken wir nach Berlin, in den Herbst 2024. Auf der Fachmesse mit dem zukunftsträchtigen Namen "Smart City Convention" haben die Digitalisierungsabteilung der Stadtverwaltung und die Bremerhavener Firma Neuraflow gemeinsamen Grund zum Jubeln. Neuraflow hat den Chatbot "Siggi" auf www.siegburg.de entwickelt, den KI-Helfer, der fast 100 Sprachen spricht und Anfragen nach Ausweisen, Anmeldungen und Formularen unmittelbar beantwortet. Pascal Nobereit und Dustin Klepper, die Väter von Siggi, erhalten einen mit 5.000 Euro dotierten Startup-Award in der Rubrik "GovTech".
Gestern war der 22-jährige Neuraflow-Gründer Nobereit bei uns in Siegburg, stellte sein Portfolio vor. Unter anderem entwickelte er für die Verwaltung seiner Heimatstadt Bremerhaven einen Telefonassistenten auf der Basis Künstlicher Intelligenz. Die Telefon-KI hat einen Spitznamen, ganz so wie unser Siggi. "Sie heißt Hein Mück", lässt Nobereit im Gespräch fallen.
Moment mal, Hein Mück? Wie der erfolgreiche Faustkämpfer des Siegburger Boxclubs (1941-2024), der es aufgrund seiner Popularität bis auf den Bilderfries am Rathaus geschafft hat? Wir googeln Hein Mück. Der Eingangstreffer ist nicht der Boxer, sondern eine lustige Type, mit der die Stadt Bremerhaven wirbt. Hein Mück, so lernen wir, lebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein musikalischer Seebär, besungen und bekannt gemacht von Hans Albers und Lale Andersen. Quasi das Bremerhavener Pendant zu unserem Lottchen.
Die Verbindung zu unserem Boxer spuckt die Suchmaschine blitzschnell aus. Der Sportler Hein Mück hieß eigentlich Heinz Mück. Als er in Pinneberg bei Hamburg seinen Wehrdienst ableistete, verpasste man ihm den Vornamen seines bekannten Namensvetters. Fortan kämpfte Heinz als Hein.
Die Bilder, die Wikipedia zum Nordseeküsten-Hein ausspuckt, verschlagen zum zweiten Mal die Sprache. Zu sehen ist - tata - das Siegburger Cantulia-Männchen! Der lustige Kerl mit dem Akkordeon steht im Hof der Musikwerkstatt in der Zeughausstraße. Er galt als Galionsfigur der Siegburger Akkordeonfabrik "Cantulia", die von 1937 bis 1957 auf dem heutigen Siegwerkgelände produzierte. Die Geschichte des Männchens ist verworren. Es galt in Siegburg als verschollen, dabei stand es lange friedlich im Hennefer Kurpark, ehe es vor zehn Jahren die Rückkehr in die Kreisstadt antrat. Wen der putzige Musikant darstellt, war bis dato unbekannt. Man vermutete einen alpinen Bezug, interpretierte die Kappe als Tirolerhut. Denkste! Es handelt sich um Hein Mück, die klingende Wasserratte.
Als wir dem jungen Bremerhavener KI-Unternehmer Pascal Nobereit die Story, auf die er uns ungewollt gestoßen hat, erzählen, ist er Feuer und Flamme. "Das wird meinem Großvater gefallen, der ist echter Hein-Mück-Fan." Sprachs und ließ sich nicht lang bitten, für ein Beweisfoto zu posieren. Für den Opa. Für ganz Bremerhaven.