Eigentlich fährt Gawehn im Wildwasser, Down Under stand eine andere Disziplin - der Kanumarathon - im Fokus. Im Wettbewerb steuerte sie den schwimmenden Untersatz 17 ruhige Flusskilometer in Richtung Pazifik, nach 90 Minuten überquerte sie die Ziellinie. "Das half mir auf jeden Fall, meine Fitness auszubauen!" Mit Hilfe eines befreundeten Wassersportlers, der Boot und Ausrüstung zur Verfügung stellte, konnte die Paddlerin an der Australischen Meisterschaft im Wildwasser teilnehmen, reiste dafür nach Tasmanien. "Den Wettkampf gewann ich mit einer guten Zeit - allerdings war ich auch die einzige Teilnehmerin in meiner Klasse", erzählt sie mit einem Augenzwinkern. Den Titel australische Meisterin darf sie trotzdem nicht tragen, "schließlich bin ich Deutsche".
Im Januar landete Gawehn wieder in der Heimat. Und stieg - trotz der ungewohnt kalten Temperaturen - umgehend ins Boot. Denn: "Es fühlt sich großartig an, wieder hier zu sein und ins Rennen zu gehen". Diesen Monat standen bereits die ersten Wettbewerbe an. Auf der Sülz sicherte sie sich im Canadier - dieser wird knieend und mit einem Stechpaddel, das nur auf einer Seite ein Blatt hat, gefahren - sowohl im Sprint wie auch über die deutlich längere Classic-Distanz den Sieg. Im Kanu (sitzend, das Paddel hat an jedem Ende ein Blatt) reichte es für einen vierten und fünften Platz. Eine Woche später konnte sich die 22-Jährige auf der Fulda auch gegen Konkurrentinnen aus Großbritannien und der Schweiz durchsetzen, stand erneut in beiden Canadier-Disziplinen ganz oben auf dem Treppchen, sammelte wichtige Punkte für den ECA-Cup, bei dem die besten Ergebnisse von sechs aus neun Sprintrennen gewertet werden.
"Jetzt geht es Schlag auf Schlag", blickt Gawehn auf die nächsten Wochenenden. Die Kanutin hat ein klares Ziel vor Augen: "Ich möchte mich für die U23-Weltmeisterschaft im Juli im slowenischen Solkan qualifizieren, dann auch für die Sprint-Weltmeisterschaften in Budweis, Tschechien. Und ich möchte mit einer Medaille von dort zurückkehren!" Doch zunächst wartet eine andere Herausforderung: "Ich brauche ein neues Boot!" Und auch die Reisen zu Wettkämpfen und Teilnahme an Trainingslagern müssen finanziert werden. "Deshalb bin ich derzeit auf der Suche nach Sponsoren, die diese Nischensportart unterstützen möchten." Interessenbekundungen nimmt die Sportlerin unter franziskagawehn@myyahoo.com entgegen. Auch über kleine Beträge, die per Crowdfunding zusammenkommen, freut sich die Athletin. "Jeder Euro ist hilfreich!"
Neben ihren eigenen Erfolgen engagiert sich Gawehn, deren Eltern und Großeltern bereits aktive Kanuten waren, auch in der Nachwuchsförderung. Ab April trainiert sie jeden Donnerstag Kinder und Jugendliche am Vereinsgelände an der Wahnbachtalstraße 19. Ein Tag der offenen Tür ist für Samstag, 26. April, ab 14 Uhr geplant. Weitere Informationen gibt es unter www.siegburgertv.de.