Das markante Objekt in der Humperdinckstraße wurde in der Kaiserzeit, im Jahre 1888, als Königliches Preußisches Lehrerseminar gebaut. Als Deutschland seine Kaiser und Könige abgeschafft hatte und das Gebäude seinen Zweck verlor, zog das Jungengymnasium vom heutigen Stadtmuseum Markt herüber. Für die Pennäler wurde zu Beginn der 1930er-Jahre der Anbau errichtet, die einzige nennenswerte Spur, die die Stilrichtung Bauhaus in Siegburg hinterlassen hat. Ab den späten 1960ern beherbergte der Standort dann zweitweise die neue Realschule, ehe er seine heutige Bestimmung fand.
Letztlich begann die Sanierung schon 2009 mit den Fenstern. Im nun fast abgeschlossenen Paket befand sich ursprünglich die Aufgabe "Barrierefreiheit herstellen", ausgefüllt mit dem Einbau eines Aufzuges und dringend benötigter zusätzlicher Toiletten. Weil Eingriffe in die Gebäudegrundstruktur nötig waren, ergaben sich angepasste Brandschutzerfordernisse - es wurde eine Totaloperation, die die technische Infrastruktur, Decken und Böden einschloss. Im Anbau kamen Herausforderungen der Statik dazu. Nicht zuletzt mussten Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt werden.
Eine finale Abweichung vom Bauplan ergab sich an der Treppenanlage, die, einmal vom PVC befreit, den ursprünglichen Boden freigab. Der wird vom Rest seiner langjährigen Verkleidung befreit und nicht wie vorgesehen frisch belegt. Der rötlich glänzende Stein steht für sich. Nur in zwei Räumen ist der Dielenboden aus dem 19. Jahrhundert vorhanden, hier lohnte sich das Abschleifen und Versiegeln. Ansonsten wurde bräunlicher "Bioboden" ausgerollt. Bio deshalb, weil ohne Chlor und Weichmacher produziert.
Foto des Aufbaus der Lehrküche. Dass die Feuerstellen demnächst wieder Feuer zur Verfügung stellen, macht es der VHS-Sparte "Essen und Trinken" nach längerer Pause möglich, in Siegburg Praxisangebote zu servieren. Asiatisch? 13. September, 12 bis 18 Uhr. Italienisch? Frische Sommeraromen der Stiefel-Küche am 9. Oktober, 18.30 bis 21.30 Uhr.
In der Bauzeit nutzten die VHS-Dozenten die Klassenräume im Containerdorf am BildungsCampus Neuenhof. Der Musikschulunterricht ging in der Musikwerkstatt im Zeughaus über die Bühne.
Die weitreichendste Veränderung im sanierten Lernort: Die Studiobühne mit der Schauspielschule und dem Theater Tollhaus kehrt nicht zurück in die Humperdinckstraße. Die drei Institutionen finden am BildungsCampus eine neue Heimat. Im freigewordenen Bereich empfängt die VHS fortan zu Ballettkursen. Im früheren Ballettsaal im ersten Obergeschoss wiederum wird ein Zentrum für Deutschprüfungen eingerichtet, er wird zur Schaltstelle erfolgreicher Integration via Spracherwerb.