Nach einem Wasserschaden im angestammten Zeughaus ist das Stadtmuseum ins ehemaligen Modehaus Sauer umgezogen, wo man mittels emotionaler Fragestellungen wie "Was glauben wir?" der Stadthistorie begegnet. Eine Fankutte des Effzeh und Erstkommunionsutensilien stehen für Leidenschaften im religiösen Bereich. Die erste hier herausgegebene "Emma" für die Emanzipationsbewegung und die politische Stadt, die schon in den 1848er-Revolution eine gewichtige Rolle spielte, in der Marx und Engel wirkten, in der die Stolperstein-Erinnerungskultur an das Nazigräuel entstand.
Dann ging's hinüber ins Rautenstrauch-Joest-Museum, dem ethnologischen Ausguck der Domstadt in die Welt. Der Großteil des Ausgestellten stammt aus fernen Ländern. Ein Reisspeicher aus Indonesien, Bronzen aus Benin oder Speere aus Neuguinea symbolisieren auf einer zweiten Ebene eine Zeit voller Leid und Gewalt. Durch Forschungsexpeditionen, Missionierungstätigkeiten, Plünderungen und Handel gelangten die späteren Exponate in die Hände von Sammlern und anschließend in die Bestände deutscher Museen. In den letzten Jahren entbrannten hitzige Debatten rund um das Thema der Aneignung und Restitution, also Rückgabe ans Herkunftsland. Die geforderte Rückverfolgung der Schaustücke, die Objektbiographie, gestaltet sich oft schwierig, da unzureichende Dokumentationen sowohl die genauen Erwerbsumstände als auch die Bedeutung und Herkunft im Dunkeln lassen.
Ein Fokus der Führung lag auf erwähnten Benin-Bronzen. Einen Teil gaben Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatssekretärin Claudia Roth nach entsprechender Entscheidung des Kölner Stadtrats an Nigeria zurück. Ein anderer Teil ist nach wie vor zu sehen. Durch Schenkungen und Ankäufe fanden die Bronzen ihren Weg ins Museum, nachdem sie 1897 von der britischen Armee im Zuge eines gewaltvollen Raubzugs aus dem Königspalast an der afrikanischen Westküste entnommen wurden.
Aktuell gilt in der Benin-Ausstellung: Gucken darf man, erzählen nicht! Die Museumsguides haben einen Maulkorb, dürfen sich zu Kontexten nicht mehr äußern, nehmen von Interpretationen Abstand. Nigeria wünscht, das vermutete eurozentrische Wissen über die Bronzen nicht länger zu verbreiten. Die Bitte wird selbstverständlich respektiert. Besuchern bleibt dadurch allerdings nur die Möglichkeit des eigenen Kopfzerbrechens.
In der Gruppe stieß die Herangehensweise durchaus auf Kritik, da der rituelle Hintergrund der Gegenstände in der Kultur Benins außenvor blieb. Wenn ausschließlich der Prozess der Dekolonialisierung in den Ausführungen bestehen bleibt, wird die Auseinandersetzung verkürzt und erschwert, so die Meinung der Gäste. Hochbrisant, gleichzeitig hochspannend!
Fotos: Atlas der Kolonialisierung und Leoparden aus der Sammlungsgruppe (kleines Bild) der Benin-Bronzen.