Michaelsberg

Mensch, Marion!

Siegburg. Wir haben etwas gemacht, das sich eigentlich nicht gehört. Wir haben uns selbst eingeladen zur offiziellen Ruhestandsfeier der Kollegin Marion Horn, punktgenau gelegt auf den 65. Geburtstag.
47 Jahre Rathaus, das klappt wie? Wir zitieren aus Horns E-Mail an den großen Verteiler der @siegburg.de-Adressen: "Teamgeist, Vertrauen, Humor, Nervenstärke, Chaosmanagement und all die kleinen und großen Gesten, die meinen Arbeitsalltag zu etwas Besonderem gemacht haben."
Sie hat zwei Stadtdirektoren, nämlich die Doktoren Jakobs und Machens, sowie drei Bürgermeister, nämlich die Herren Herkenrath, Krieger und Huhn, verabschiedet. Zum aktuellen Bürgermeister sagt sie schelmisch: "Stefan Rosemann ist der erste Chef, der mich überlebt."
Eigentlich wollte sie im Jahr 1978 zur Firma Lüghausen, der Vertrag für die Lehre im Holzhandel lag unterschriftsreif vor ihr. Es kam anders. "Die Eltern waren dagegen. Ich sollte zur Stadt." Aus dem Sollen, das weiß jeder, der sie kennt, ist bald ein Wollen gewesen. In der langen Dienstzeit hat sie in die Felder der Verwaltung in der Breite bewirtschaftet: Hauptamt, Kämmerei, diverse Vorzimmer, Liegenschaften Spätaussiedlerheim, Standesamt, Schulverwaltung. Zuletzt, so definiert sie wieder rheinisch-zwinkernd, war sie die "Mutter Teresa des Jugendamts". Mal Beraterin, oft im guten Sinne Besserwisserin von Abläufen, bisweilen Trösterin, Mentorin und Motivationscoach. Gerade in den viereinhalb Jahren der Rathaussanierung im Übergangsquartier "Am Turm" waren ihre Erfahrung und Empathie nachgefragte Güter.
Eben weil sie so viele Stationen hinter sich brachte, war sie in der Stadt bekannt. Ja, man kann sagen: Sie verkörperte die Stadt. Ob es um die Gelben Säcke ging, die sie nach Meinung der Nachbarschaft doch ganz leicht aus dem Rathaus mitbringen könne. Oder um den Toten, der an Heiligabend starb und von der Familie auf Eis gelegt wurde, "bis man wieder jemanden erreichen kann". Der jemand, der war dann sie.
Technische Entwicklungen überschlugen sich. Früher sprach man Diktate auf Schallplatte, hackte in die Schreibmaschine. Als Marion Horn aus der Elternzeit kam, wartete der erste PC. "Eine Riesenumstellung." Sie hat gesellschaftliche Veränderungen durchlebt, die größer kaum hätten sein können. Ohne in die Details zu gehen - es war fast alles anders: das Verhältnis der Chefs zu den Mitarbeitern und vor allem Mitarbeiterinnen, die Beziehung und Aufgabenverteilung der Geschlechter, der Umgang mit Azubis, das Verwaltungsselbstverständnis gegenüber dem Bürger. Die Anrede Fräulein und die übergriffige Vorgesetzenfrage nach der Familienplanung stehen symbolisch für die Ära, zu der die Bezeichnung "alte Bundesrepublik" passt.
Was kommt im Ruhestand? Vielfältige Ehrenämter bei der Bürgergemeinschaft Deichhaus, beim Lotsenpunkt, bei der ZWAR-Gruppe, nicht zuletzt die Kinder und Enkelkinder. "Ich werde zuhause für die Kolleginnen und Kollegen aus dem Jugendamt kochen, immer in Sechsergruppen. Ein bisschen wie Mutter Courage." Foto: Marion Horn (l.) im Kreise ihrer Lieben.

Siegburg. Wir haben etwas gemacht, das sich eigentlich nicht gehört. Wir haben uns selbst eingeladen zur offiziellen Ruhestandsfeier der Kollegin Marion Horn, punktgenau gelegt auf den 65. Geburtstag.

47 Jahre Rathaus, das klappt wie? Wir zitieren aus Horns E-Mail an den großen Verteiler der @siegburg.de-Adressen: "Teamgeist, Vertrauen, Humor, Nervenstärke, Chaosmanagement und all die kleinen und großen Gesten, die meinen Arbeitsalltag zu etwas Besonderem gemacht haben."

Sie hat zwei Stadtdirektoren, nämlich die Doktoren Jakobs und Machens, sowie drei Bürgermeister, nämlich die Herren Herkenrath, Krieger und Huhn, verabschiedet. Zum aktuellen Bürgermeister sagt sie schelmisch: "Stefan Rosemann ist der erste Chef, der mich überlebt."

Eigentlich wollte sie im Jahr 1978 zur Firma Lüghausen, der Vertrag für die Lehre im Holzhandel lag unterschriftsreif vor ihr. Es kam anders. "Die Eltern waren dagegen. Ich sollte zur Stadt." Aus dem Sollen, das weiß jeder, der sie kennt, ist bald ein Wollen gewesen. In der langen Dienstzeit hat sie in die Felder der Verwaltung in der Breite bewirtschaftet: Hauptamt, Kämmerei, diverse Vorzimmer, Liegenschaften Spätaussiedlerheim, Standesamt, Schulverwaltung. Zuletzt, so definiert sie wieder rheinisch-zwinkernd, war sie die "Mutter Teresa des Jugendamts". Mal Beraterin, oft im guten Sinne Besserwisserin von Abläufen, bisweilen Trösterin, Mentorin und Motivationscoach. Gerade in den viereinhalb Jahren der Rathaussanierung im Übergangsquartier "Am Turm" waren ihre Erfahrung und Empathie nachgefragte Güter.

Eben weil sie so viele Stationen hinter sich brachte, war sie in der Stadt bekannt. Ja, man kann sagen: Sie verkörperte die Stadt. Ob es um die Gelben Säcke ging, die sie nach Meinung der Nachbarschaft doch ganz leicht aus dem Rathaus mitbringen könne. Oder um den Toten, der an Heiligabend starb und von der Familie auf Eis gelegt wurde, "bis man wieder jemanden erreichen kann". Der jemand, der war dann sie.

Technische Entwicklungen überschlugen sich. Früher sprach man Diktate auf Schallplatte, hackte in die Schreibmaschine. Als Marion Horn aus der Elternzeit kam, wartete der erste PC. "Eine Riesenumstellung." Sie hat gesellschaftliche Veränderungen durchlebt, die größer kaum hätten sein können. Ohne in die Details zu gehen - es war fast alles anders: das Verhältnis der Chefs zu den Mitarbeitern und vor allem Mitarbeiterinnen, die Beziehung und Aufgabenverteilung der Geschlechter, der Umgang mit Azubis, das Verwaltungsselbstverständnis gegenüber dem Bürger. Die Anrede Fräulein und die übergriffige Vorgesetzenfrage nach der Familienplanung stehen symbolisch für die Ära, zu der die Bezeichnung "alte Bundesrepublik" passt.

Was kommt im Ruhestand? Vielfältige Ehrenämter bei der Bürgergemeinschaft Deichhaus, beim Lotsenpunkt, bei der ZWAR-Gruppe, nicht zuletzt die Kinder und Enkelkinder. "Ich werde zuhause für die Kolleginnen und Kollegen aus dem Jugendamt kochen, immer in Sechsergruppen. Ein bisschen wie Mutter Courage." Foto: Marion Horn (l.) im Kreise ihrer Lieben.

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