Herr Wilpers, Sie lieben Schallplatten. Was macht für Sie den Reiz aus?
Eine Schallplatte ist ein Sammlerstück, eine CD ein Datenträger. Die Schallplatte hat mehr Dynamik, man fühlt sich der Kunstrichtung Musik näher. Man genießt, beim Streamen konsumiert man.
Erinnern Sie sich an Ihre erste LP?
Ja. Das war "Deep Purple In Rock" von 1971 - ein Meilenstein der Hardrockgeschichte.
Und was ist Ihre Lieblings-LP?
Den "Heiligen Gral" gibt es nicht. Als Sammler findet man immer wieder eine Platte, die man noch besser findet als alle anderen.
Und bei Ihnen im Geschäft: Welche Künstler werden dort besonders oft gekauft?
Im Rock- und Popbereich sind das die "Big Seven": Rolling Stones, Beatles, Queen, Pink Floyd, Led Zeppelin, die Doors sowie Jimi Hendrix. Die werden sowohl von jungen wie auch von "alten" Musikliebhabern nachgefragt - von 14 bis weit über 70. Die Jungen setzen auch auf heutige Stars: Lady Gaga, Billie Eilish, Taylor Swift, Harry Styles, Ed Sheeran, Lana Del Rey, … Außerdem natürlich Hip-Hop.
Metall ist auch immer beliebt: Iron Maiden, Metallica, Motörhead, Judas Priest. Bei der Klassik ist die Nachfrage leider nicht so groß, Jazz läuft hingegen sehr gut.
Man spricht gelegentlich von einem "Revieval der LP", immer wieder werden auch aktuelle Neuerscheinungen auf Vinyl gepresst. Was ist für Sie da die interessanteste Neuerscheinung der letzten Jahre?
Zum Beispiel die letzte LP von Slash: "Orgy Of The Damned", im letzten Jahr erschienen, ist eine herausragende Bluesrockplatte. Im Popbereich gefällt mir das letzte Album von Tears for Fears, "The Tipping Point" (2022), sehr gut, im Indie-Rock das letzte Album der Libertines, "All Quiet On the Eastern Esplanade" (2024). Unter den neueren Bands fällt mit vor allem Turnstile ein - die entwickeln sich immer weiter, machen herausragende Alben.
Es lohnt sich immer wieder, neuen Sachen kennenzulernen. Dafür ist dann auch das Streamen optimal. Bei mir im Laden lasse ich die Platte gerne über die Anlage laufen - das ist dann auch immer eine schöne Gelegenheit zum Austausch.
Aber es gibt auch aktuelle Sachen, die man nicht braucht …
Ein "Problem" bei Vinyl: Irgendwann beginnt es zu Knistern - für viele Liebhaber Teil des typischen Schallplattensounds - und dann möglicherweise auch zu springen. Gibt es eine Möglichkeit, beschädigte LPs zu reparieren?
Das stimmt so nicht ganz … Eine Platte, die ich pfleglich behandele, fängt nicht an zu springen. Eine gute Nadel, die vor jedem Abspielen vom Staub befreit wird, eine LP, die in einer gefütterten Innenhülle statt in Papp oder Papier aufbewahrt und auch regelmäßig vom Staub befreit wird, lassen Vinyl ewig leben. Leider sind die gefütterten Innenhüllen kein Standard - bei mir gibt's die immer dazu.
Wenn der Plattenspieler richtig eingestellt ist und die Platte trotzdem springt, ist sie leider hin. Dann kann man sich nur damit abfinden oder die LP entsorgen. Verbogene Platten - das passiert manchmal durch Hitze - können wieder begradigt, verschmutzte Platten professionell gereinigt werden. Beides biete ich an.
Ich bekomme manchmal Sammlungen aus den 50er-Jahren angeboten, da ist kaum ein Kratzer drauf zu entdecken. Was auffällt: Oft sehen Platten aus den 60er-Jahren aus wie eine Schlittschuhfläche - und lassen sich trotzdem großartig abspielen. Bei neuen Platten, die scheinbar keine "Beschädigung" aufweisen, gibt es hingegen öfter Probleme.