Für die aktuelle "Phila-Report"-Ausgabe der Siegburger Briefmarkenfreunde hat sich Dr. Bernd Lindemeyer mit Protektionismus im Postverkehr beschäftigt. Dafür blickt er in die 20er- und 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als zahlreiche Staaten versuchten, die Bürgerinnen und Bürger zum Kauf heimischer Produkte zu motivieren - unter anderem durch entsprechende Stempel, die auf oder neben der Beförderungsmarke platziert wurden. Der Autor hat dafür eine bunte Sammlung an Beispielen zusammengetragen, die sehr an "America first" erinnern. "British goods are best" ("Britische Waren sind die besten") heißt es 1925 auf einer Sendung von London nach Paris, "Køb danske varer" ("Kauft dänische Waren") lautet eine Aufforderung, die 1933 einer Karte aus der skandinavischen Hauptstadt København ins deutsche Thalheim beigefügt wurde. Ähnliche Wortlaute finden sich auch auf Belegen aus Südafrika, Indien, Kuba oder der kanadischen Provinz Newfoundland (Foto).
Und auch die Deutschen haben mitgemacht, begründeten 1933 ihre Aufforderung gar: "Bekämpft die Arbeitsnot, kauft Deutsche Ware!" Dazu konnte der Autor recherchieren, dass die Schaffung dieses Stempels nicht auf Anordnung der Regierung, sondern auf Wunsch der deutschen Wirtschaft und noch vor der nationalsozialistischen Machtergreifung erfolgte.
Ob sich mit der US-Handelspolitik nun neue Sammelfelder für Philatelisten auftun? Ein "MAGA" - Make America Great Again - auf jeder Postkarte aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten? "Poststempel mit protektionistischer Propaganda wird es wohl in Zukunft nicht mehr geben", so Lindemeyers Schlusssatz, "dafür stehen den Regierungen heute ganz andere und wirksamere Medien zur Verfügung."
Wer Interesse hat, Fachartikel der Siegburger Briefmarkenfreunde zu lesen, klickt auf www.siegburger-briefmarkenfreunde.de. Die Auswahl der Texte reicht dort von britischen und portugiesischen Kolonien in Afrika über russische und japanische Lager im Ersten sowie deutsche Abwehrpropaganda im Zweiten Weltkrieg bis hin zur bemannten Raumfahrt.