Michaelsberg

Sabbatjahr unter Segeln

Siegburg. Lebe deinen Traum! Mache das, was wirklich zählt! Wieso warten, warum nicht starten? Früher standen die Ausrufezeichen hinter Selbstverwirklichungskalendersprüchen. Heute fordern uns Influencer auf, mal was richtig Bedeutsames zu tun. Raus und weg. Ist alles gut und schön, aber…
Aber gibt es nicht. Nicht bei Maja Segger (25). Im Gymnasium Alleestraße erhält sie ihr Rüstzeug. Sie studiert, wird Bauingenieurin, bekommt eine Stelle im englischen Bath. Und doch fehlt ihr was. Das Meer. Als Achtjährige segelt sie auf rheinischen Baggerseen, steuert die Anfängerjolle. Die zehnjährige Maja sieht das "Klassenzimmer unter Segeln" im Kinderfernsehen. Der Bericht über die schwimmende Schule fasziniert sie nachhaltig.
2024 tat sie das, was die meisten von uns schulterzuckend als unmöglich abtun. Sie entscheidet sich für das größtmögliche Abenteuer, wird Toppsmatrosin auf der "Alexander von Humboldt II". Der Großsegler wird im Winterhalbjahr zur "Class Afloat", dem kanadischen Gegenstück zum deutschen Klassenzimmer unter Segeln. Im Oktober betritt Segger zusammen mit 48 Schülern und sechs Lehrern eines Eliteinternats aus der Provinz Nova Scotia die "Alex", wie sie ihr temporäres Zuhause liebevoll nennt. Leinen los in Bremerhaven. Portugal, Kanaren, über den Atlantik zur Nordküste Südamerikas, Karibik und retour in den deutschen Nordseehafen. Sechs Monate, bis auf schmale Zeitfenster ohne Mobilfunkempfang. Die 15- bis 19-Jährigen schieben Nachtwache, jede und jeder packt an. Der Unterricht läuft weiter, wird ergänzt durch thematisch passende Fächer wie Meeresbiologie. Delfinsprung in Theorie und Praxis. Begleitend können die Jugendlichen die Ausbildung zum Leichtmatrosen absolvieren. Segger vielsagend: "Erst der Erfolg der Mädchen motiviert die Jungen."
Gischt und Wellen schweißen zusammen. Die Gruppe funktioniert. "Das hat man gemerkt, als die Windhose uns auf Bermuda erwischte." Windhose? Bermuda? "Der kritischste Moment der Reise, der kleine Tornado kam direkt auf uns zu." In Windeseile seien die Segel eingeholt worden. Sonst hätte der Meeressturm das Boot umgestürzt. Auch als die Grippe grassiert, Arbeitspläne und Schichten angepasst werden müssen, kippt die Stimmung nicht. In der Koje geht niemand ernsthaft k.o.
Die sozialen Fähigkeiten des Sich-Aufeinander-Verlassens, das Zurechtkommens zu viert in der Kammer, wenn eigene Bedürfnisse automatisch gegenüber der Disziplin zurückstehen, das ist das, was die Teenager mit von Bord in die Wohlstandswelt tragen. Maja Segger drückt es - wie sonst? - auf Englisch aus. Leadership und Teamwork seien gewachsen. Es ist ihr Sabbatjahr, sie arbeitet ehrenamtlich.
Die längst Phase ohne festen Fußboden waren die 19 Tage auf dem Atlantik. "Da waren wir alle definitiv landreif." Foto: Maja im Rigg der Alex II in der Ausrüstungszeit in Bremerhaven.



Siegburg. Lebe deinen Traum! Mache das, was wirklich zählt! Wieso warten, warum nicht starten? Früher standen die Ausrufezeichen hinter Selbstverwirklichungskalendersprüchen. Heute fordern uns Influencer auf, mal was richtig Bedeutsames zu tun. Raus und weg. Ist alles gut und schön, aber…

Aber gibt es nicht. Nicht bei Maja Segger (25). Im Gymnasium Alleestraße erhält sie ihr Rüstzeug. Sie studiert, wird Bauingenieurin, bekommt eine Stelle im englischen Bath. Und doch fehlt ihr was. Das Meer. Als Achtjährige segelt sie auf rheinischen Baggerseen, steuert die Anfängerjolle. Die zehnjährige Maja sieht das "Klassenzimmer unter Segeln" im Kinderfernsehen. Der Bericht über die schwimmende Schule fasziniert sie nachhaltig.

2024 tat sie das, was die meisten von uns schulterzuckend als unmöglich abtun. Sie entscheidet sich für das größtmögliche Abenteuer, wird Toppsmatrosin auf der "Alexander von Humboldt II". Der Großsegler wird im Winterhalbjahr zur "Class Afloat", dem kanadischen Gegenstück zum deutschen Klassenzimmer unter Segeln. Im Oktober betritt Segger zusammen mit 48 Schülern und sechs Lehrern eines Eliteinternats aus der Provinz Nova Scotia die "Alex", wie sie ihr temporäres Zuhause liebevoll nennt. Leinen los in Bremerhaven. Portugal, Kanaren, über den Atlantik zur Nordküste Südamerikas, Karibik und retour in den deutschen Nordseehafen. Sechs Monate, bis auf schmale Zeitfenster ohne Mobilfunkempfang. Die 15- bis 19-Jährigen schieben Nachtwache, jede und jeder packt an. Der Unterricht läuft weiter, wird ergänzt durch thematisch passende Fächer wie Meeresbiologie. Delfinsprung in Theorie und Praxis. Begleitend können die Jugendlichen die Ausbildung zum Leichtmatrosen absolvieren. Segger vielsagend: "Erst der Erfolg der Mädchen motiviert die Jungen."

Gischt und Wellen schweißen zusammen. Die Gruppe funktioniert. "Das hat man gemerkt, als die Windhose uns auf Bermuda erwischte." Windhose? Bermuda? "Der kritischste Moment der Reise, der kleine Tornado kam direkt auf uns zu." In Windeseile seien die Segel eingeholt worden. Sonst hätte der Meeressturm das Boot umgestürzt. Auch als die Grippe grassiert, Arbeitspläne und Schichten angepasst werden müssen, kippt die Stimmung nicht. In der Koje geht niemand ernsthaft k.o.

Die sozialen Fähigkeiten des Sich-Aufeinander-Verlassens, das Zurechtkommens zu viert in der Kammer, wenn eigene Bedürfnisse automatisch gegenüber der Disziplin zurückstehen, das ist das, was die Teenager mit von Bord in die Wohlstandswelt tragen. Maja Segger drückt es - wie sonst? - auf Englisch aus. Leadership und Teamwork seien gewachsen. Es ist ihr Sabbatjahr, sie arbeitet ehrenamtlich.

Die längst Phase ohne festen Fußboden waren die 19 Tage auf dem Atlantik. "Da waren wir alle definitiv landreif." Foto: Maja im Rigg der Alex II in der Ausrüstungszeit in Bremerhaven.

Hilfe zur Barrierefreiheit

  • Allgemein

    Wir sind bemüht, unsere Webseiten barrierefrei zugänglich zu gestalten. Details hierzu finden Sie in unserer Erklärung zur Barrierefreiheit. Verbesserungsvorschläge können Sie uns gern über unser Feedback-Formular zukommen lassen.

  • Schriftgröße

    Um die Schriftgröße anzupassen, verwenden Sie bitte folgende Tastenkombinationen:

    Größer

    Strg
    +

    Kleiner

    Strg
  • Tastaturnavigation

    Verwenden Sie TAB und SHIFT + TAB, um durch nächste / vorherige Links, Formularelemente und Schaltflächen zu navigieren.

    Verwenden Sie ENTER, um Links zu öffnen und mit Elementen zu interagieren.