Michaelsberg

Metzgerei feiert Jubiläum

Siegburg. Der Begriff "Tradition" ist dehnbar, weil er die Frage aufwirft: Wo beginnt sie? Im Jahr drei, zehn oder erst mit 30? Bei diesem Beispiel aus dem Siegburger Handwerk bestätigt die historische Überprüfung die Eigenbeschreibung. Es handelte sich definitiv um einen Traditionsbetrieb!

Metzgermeister Oliver Baum und seine 13-köpfige Mannschaft begehen den 141. Geburtstag. Die verspätete Feier hat einen einfachen Grund. Zum 140. Wiegenfest 2023 war der Berg Arbeit so hoch, dass die Zeit zur Vorbereitung fehlte. 2024 ist man präpariert, hat das Geschäft am Markt grün-weiß geschmückt und rabattiert, wo es geht, die Spezialitäten auf einen 100-Gramm-Jubiläumspreis von 1,40 Euro. Die Vasen im Hause Baum sind samt und sonders in Gebrauch. Bürgermeister Stefan Rosemann und Vanessa Utrap von der Wirtschaftsförderung sind nicht die einzigen, die blumig gratulieren (Foto).
Wir schauen in die Chronik. September 1883. Die Industrialisierung hat spät, dann aber massiv eingesetzt. Die Stadt wächst, lässt Geschäfte sprießen. Jakob Braschos und seine Frau Anna eröffnen eine Metzgerei in der Holzgasse 5. Sechs Jahre später verlagern sie den Standort in die Bahnhofstraße 4.
In der zweiten Generation taucht erstmals der uns bekannte Name auf. Heinrich Baum ehelicht die Gründertochter Maria, reißt das Haus in der Bahnhofstraße kurz vor dem Ersten Weltkrieg ab und baut es neu auf. Eine erhaltene Rechnung aus 1915 zeigt, dass er für die Ladenausstattung stolze 3.650 Mark berappt.
Eine Zäsur ergibt sich 1938. Die Familie verpachtet an Heinrich Küpper. Die Gründe kennt der heutige Chef Oliver Baum genau, sie sind Familienbasiswissen. "Mein Großvater Helmut-Josef Baum wollte lieber technisch als handwerklich arbeiten. Er studierte und wurde Flugzeugingenieur." Den Sohn Heinz-Everhard, Olivers Vater, zieht es indes wieder zur Wurst. Er macht den Meister und ist verantwortlich für die Rückholaktion der Marke Baum. Kurz nach dem Weihnachts- und Silvestergeschäft, am 13. Januar 1966, macht er an Bahnhofstraße neu auf und kommt mit Gattin Ursula ab 1971 auf drei Fleischereifachgeschäfte in der Kreisstadt. 1985 dann die Konzentration auf die Verkaufsstelle am Markt 7.
Die Konstanten? Noch immer wird im Hinterhof der Bahnhofstraße 4 produziert. Und noch immer, das müssen wir Stammkunden eigentlich nicht sagen, steht Ursula Baum mehrfach in der Woche hinter dem Tresen.
Natürlich mutet Metzgerei 2024 ganz anders an als vor 60 oder gar 141 Jahren. Catering am Wochenende, tägliches Kochen für die Gerichte des Mittagstisches. Die umfangreiche Büroarbeit ist das Aufgabengebiet von Industriekauffrau Kerstin Baum, Ehefrau von Oliver. Sie "dekoriert" überdies das digitale Schaufenster, serviert bei Instagram saftigen Content.
Mittlerweile ist mit Sohn Philipp Generation sechs an Bord. Der Junior hat nach dem Abitur 2017 den Familienweg beschritten, erst den Gesellen und dann den Meister gemacht. Er kümmert sich neben Puttes und Putensteaks verstärkt um den Verkauf. Ahnherr Jakob Braschos würde es mit Freude sehen.







Siegburg. Der Begriff "Tradition" ist dehnbar, weil er die Frage aufwirft: Wo beginnt sie? Im Jahr drei, zehn oder erst mit 30? Bei diesem Beispiel aus dem Siegburger Handwerk bestätigt die historische Überprüfung die Eigenbeschreibung. Es handelte sich definitiv um einen Traditionsbetrieb! 

Metzgermeister Oliver Baum und seine 13-köpfige Mannschaft begehen den 141. Geburtstag. Die verspätete Feier hat einen einfachen Grund. Zum 140. Wiegenfest 2023 war der Berg Arbeit so hoch, dass die Zeit zur Vorbereitung fehlte. 2024 ist man präpariert, hat das Geschäft am Markt grün-weiß geschmückt und rabattiert, wo es geht, die Spezialitäten auf einen 100-Gramm-Jubiläumspreis von 1,40 Euro. Die Vasen im Hause Baum sind samt und sonders in Gebrauch. Bürgermeister Stefan Rosemann und Vanessa Utrap von der Wirtschaftsförderung sind nicht die einzigen, die blumig gratulieren (Foto).

Wir schauen in die Chronik. September 1883. Die Industrialisierung hat spät, dann aber massiv eingesetzt. Die Stadt wächst, lässt Geschäfte sprießen. Jakob Braschos und seine Frau Anna eröffnen eine Metzgerei in der Holzgasse 5. Sechs Jahre später verlagern sie den Standort in die Bahnhofstraße 4.

In der zweiten Generation taucht erstmals der uns bekannte Name auf. Heinrich Baum ehelicht die Gründertochter Maria, reißt das Haus in der Bahnhofstraße kurz vor dem Ersten Weltkrieg ab und baut es neu auf. Eine erhaltene Rechnung aus 1915 zeigt, dass er für die Ladenausstattung stolze 3.650 Mark berappt. 

Eine Zäsur ergibt sich 1938. Die Familie verpachtet an Heinrich Küpper. Die Gründe kennt der heutige Chef Oliver Baum genau, sie sind Familienbasiswissen. "Mein Großvater Helmut-Josef Baum wollte lieber technisch als handwerklich arbeiten. Er studierte und wurde Flugzeugingenieur." Den Sohn Heinz-Everhard, Olivers Vater, zieht es indes wieder zur Wurst. Er macht den Meister und ist verantwortlich für die Rückholaktion der Marke Baum. Kurz nach dem Weihnachts- und Silvestergeschäft, am 13. Januar 1966, macht er an Bahnhofstraße neu auf und kommt mit Gattin Ursula ab 1971 auf drei Fleischereifachgeschäfte in der Kreisstadt. 1985 dann die Konzentration auf die Verkaufsstelle am Markt 7. 

Die Konstanten? Noch immer wird im Hinterhof der Bahnhofstraße 4 produziert. Und noch immer, das müssen wir Stammkunden eigentlich nicht sagen, steht Ursula Baum mehrfach in der Woche hinter dem Tresen. 

Natürlich mutet Metzgerei 2024 ganz anders an als vor 60 oder gar 141 Jahren. Catering am Wochenende, tägliches Kochen für die Gerichte des Mittagstisches. Die umfangreiche Büroarbeit ist das Aufgabengebiet von Industriekauffrau Kerstin Baum, Ehefrau von Oliver. Sie "dekoriert" überdies das digitale Schaufenster, serviert bei Instagram saftigen Content.

Mittlerweile ist mit Sohn Philipp Generation sechs an Bord. Der Junior hat nach dem Abitur 2017 den Familienweg beschritten, erst den Gesellen und dann den Meister gemacht. Er kümmert sich neben Puttes und Putensteaks verstärkt um den Verkauf. Ahnherr Jakob Braschos würde es mit Freude sehen.

Hilfe zur Barrierefreiheit

  • Allgemein

    Wir sind bemüht, unsere Webseiten barrierefrei zugänglich zu gestalten. Details hierzu finden Sie in unserer Erklärung zur Barrierefreiheit. Verbesserungsvorschläge können Sie uns gern über unser Feedback-Formular zukommen lassen.

  • Schriftgröße

    Um die Schriftgröße anzupassen, verwenden Sie bitte folgende Tastenkombinationen:

    Größer

    Strg
    +

    Kleiner

    Strg
  • Tastaturnavigation

    Verwenden Sie TAB und SHIFT + TAB, um durch nächste / vorherige Links, Formularelemente und Schaltflächen zu navigieren.

    Verwenden Sie ENTER, um Links zu öffnen und mit Elementen zu interagieren.