"Was ist mein Verbrechen?", fragt Benko das Publikum. "Ich wollte doch nur reich sein!" Doch was ist reich? "Nicht das, was Ihr darunter versteht …" Mit raffinierten Tricks, die noch als Win-Win durchgehen (könnten), und einem klugen Networking, wie man auf Neudeutsch sagt, schafft es der Unternehmer, immer mehr Geld zu scheffeln. Auf 4,6 Milliarden Euro wird sein Vermögen 2019 geschätzt. Doch dann bricht dieses Netzwerk zusammen. Und es fällt nicht nur Benko – er reißt die Mitarbeitenden in den Kaufhäusern mit in den Abgrund. Diese sind in dem Spiel um Macht und Geld nur Randfiguren. Oder, noch schlimmer: Kapitalvernichter. "Die wollen ihre Pinkelpause bezahlt haben! Rechnen Sie gerne nach: 20.000-mal fünf Minuten am Tag – was das kostet!?"
Fast angewidert schaut man zu, wie das von Volker Bremer kreierte Bühnenbild, auch mit Hilfe aus dem Publikum, das im Verlauf des Abends immer wieder zu einem Teil des "Systems Benko" wird, zu einem Luftschloss aus Zellophanbauklötzen emporwächst. Dann hält Wolff den Zuschauern einen Spiegel entgegen, weckt bei diesen das Gefühl einer Mitschuld am Ende der Kaufhaus-Kette.: "Ja, ich würde so etwas Intimes wie Bettwäsche auch lieber im Internet einkaufen …" Am Ende aber muss man sich nicht für ein Tränchen im Auge schämen, wenn die Inszenierung in die Realität überblendet und den Mitarbeiterinnen, die erst im Januar ihren Arbeitsplatz verloren, eine Stimme gibt.
Weitere Aufführungen von "Kaufhof Monopoly" an den Sonntagen 6. Oktober und 17. November um 15 Uhr sowie am Mittwoch, 11. Dezember, um 19.30 Uhr. Tickets sind unter www.theaterseite.de erhältlich.
Foto: Christoph Wolff als René Benko, musikalisch untermalt wird der Auftritt von Klara Herkenhöhner an der Querflöte.