Michaelsberg

Geschichte einer dramatischen Rettung

Siegburg. Über ein Antiquariat in Luxemburg gelangte das Stadtmuseum an einen einzigartigen Neuzugang für seine jüdische Abteilung - ein uraltes Buch mit Erzählungen des "Babylonischen Talmuds". Es stammt aus der hebräischen Druckerei von Daniel Jablonski in Berlin, wurde im Jahr 1712 hergestellt. Die Luxemburger Händler wandten sich an das Kulturhaus der Kreisstadt, weil als Besitzvermerk "Nathan, Sohn des Hertz in Siegburg" eingetragen ist. Damit ist das Buch nebst Besitzer ein seltenes Zeichen jüdischen Glaubens im 18. Jahrhundert in Siegburg.

Die Novität wird nach der in absehbarer Zeit erfolgenden Umgestaltung in die Dauerstellung integriert. Unser Foto zeigt die Pressevorstellung des unerwarteten Fangs durch Stefanie Kemp, die stellvertretende Museumsleiterin, und die Fördervereinsvorstände Klaus Hartmann und Thomas Hockenbrink. Die Förderer ermöglichten die Anschaffung in Höhe von 1.600 Euro.
Gedruckt finden sich in der bibliophilen Besonderheit beispielsweise Rechtsvorschriften, die das Verhältnis von Mann und Frau regeln. Interessant ist der dickleibige Band aus einem weiteren Grund, der den Freunden von moderner Abenteuerliteratur das Herz höherschlagen lässt: Aus Dankbarkeit und zum Lobe Gottes hat sich ein Nachbesitzer des oben genannten Nathan dazu entscheiden, 1795 handschriftlich die Geschichte seiner dramatischen Rettung bei Eis und Schnee auf leeren Seiten hinzuzufügen.
Alexander ben Moscheh ist im tiefen Winter 1794/95 aus Siegburg Richtung Hofstadt unterwegs. Die Stadt liegt nördlich von Aachen und heißt heute Herzogenrath. Gedanklich ist der Reisende beschäftigt mit dem Grund seines Aufbruchs. Es geht ihm darum, am Zielort "eine beträchtliche Summe meines Vermögens einzufordern". Plötzlich kommt sein Pferd auf vereister Piste ins Rutschen. Der Reiter kippt herab, bricht sich den Fuß. Eine geschlagene Stunde liegt Alexander bewegungsunfähig in der Kälte, fleht in seiner Not zum Höchsten, verspricht, Almosen zugunsten Bedürftiger zu geben, wenn er überleben sollte, als ihn tatsächlich ein Wunder überkommt. Ein Mann, den er als "Diener Jecheskel" bezeichnet, findet den Gestürzten, bettet ihn auf ein Wägelchen und fährt mit ihm davon. Mehr noch: Er heilt ihn "bis zur völligen Genesung".
Ob Alexander ben Moscheh im Anschluss sein Geld erfolgreich in Herzogenrath zurückfordern konnte und sich gleichzeitig als Wohltäter zeigte, ist nicht überliefert.




Siegburg. Über ein Antiquariat in Luxemburg gelangte das Stadtmuseum an einen einzigartigen Neuzugang für seine jüdische Abteilung - ein uraltes Buch mit Erzählungen des "Babylonischen Talmuds". Es stammt aus der hebräischen Druckerei von Daniel Jablonski in Berlin, wurde im Jahr 1712 hergestellt. Die Luxemburger Händler wandten sich an das Kulturhaus der Kreisstadt, weil als Besitzvermerk "Nathan, Sohn des Hertz in Siegburg" eingetragen ist. Damit ist das Buch nebst Besitzer ein seltenes Zeichen jüdischen Glaubens im 18. Jahrhundert in Siegburg. 

Die Novität wird nach der in absehbarer Zeit erfolgenden Umgestaltung in die Dauerstellung integriert. Unser Foto zeigt die Pressevorstellung des unerwarteten Fangs durch Stefanie Kemp, die stellvertretende Museumsleiterin, und die Fördervereinsvorstände Klaus Hartmann und Thomas Hockenbrink. Die Förderer ermöglichten die Anschaffung in Höhe von 1.600 Euro. 

Gedruckt finden sich in der bibliophilen Besonderheit beispielsweise Rechtsvorschriften, die das Verhältnis von Mann und Frau regeln. Interessant ist der dickleibige Band aus einem weiteren Grund, der den Freunden von moderner Abenteuerliteratur das Herz höherschlagen lässt: Aus Dankbarkeit und zum Lobe Gottes hat sich ein Nachbesitzer des oben genannten Nathan dazu entscheiden, 1795 handschriftlich die Geschichte seiner dramatischen Rettung bei Eis und Schnee auf leeren Seiten hinzuzufügen.

Alexander ben Moscheh ist im tiefen Winter 1794/95 aus Siegburg Richtung Hofstadt unterwegs. Die Stadt liegt nördlich von Aachen und heißt heute Herzogenrath. Gedanklich ist der Reisende beschäftigt mit dem Grund seines Aufbruchs. Es geht ihm darum, am Zielort "eine beträchtliche Summe meines Vermögens einzufordern". Plötzlich kommt sein Pferd auf vereister Piste ins Rutschen. Der Reiter kippt herab, bricht sich den Fuß. Eine geschlagene Stunde liegt Alexander bewegungsunfähig in der Kälte, fleht in seiner Not zum Höchsten, verspricht, Almosen zugunsten Bedürftiger zu geben, wenn er überleben sollte, als ihn tatsächlich ein Wunder überkommt. Ein Mann, den er als "Diener Jecheskel" bezeichnet, findet den Gestürzten, bettet ihn auf ein Wägelchen und fährt mit ihm davon. Mehr noch: Er heilt ihn "bis zur völligen Genesung". 

Ob Alexander ben Moscheh im Anschluss sein Geld erfolgreich in Herzogenrath zurückfordern konnte und sich gleichzeitig als Wohltäter zeigte, ist nicht überliefert.

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