Michaelsberg

Bei allem Hype um Dubai

Siegburg. Falls Sie zu den geschätzten 3,95 Prozent der Bevölkerung zählen, die noch nicht über Social oder Normal Media infiziert wurden: Seit etwa einem Monat kursiert ein von Influencern befeuerter Hype um sogenannte Dubai-Schokolade. Teenager, die bislang keine Auffälligkeiten in der Küche zeigten und den Herd mehr vom Hörensagen denn vom Selbernutzen kannten, plündern Supermarkregale, erwerben Pistazienmus und Kuvertüre in rauen Mengen und hinterlassen zum Leidwesen der Erziehungsberechtigten ein Schlachtfeld auf der Anrichte, nach dessen Beseitigung - natürlich durch die Eltern, nicht durch die Kinder! - nur der Griff zur Glühweinflasche mentale Erleichterung zu schaffen vermag.
Auf den Weihnachtsmärkten ist der Emirate-Snack allgegenwärtig. Ist wenigstens das Mittelalter dubaifrei? I wo! Auch in Siegburg ist der Boom längst angekommen. Daniel Diekmann, Chef der Gauklertruppe, ist selbst kein Freund der Entwicklung, versucht aber, weil es auf seinem Markte nun mal pistaziengrün leuchtet, die Authentizität zu untermauern: "Schon im Mittelalter führten Karawanenstraßen quer über die arabische Halbinsel. Und für Pistazien musste man gar nicht so weit reisen. Sie gibt und gab es am Mittelmeer."
Wir ziehen los, wollen uns selbst ein Bild machen. Beim Mokka-Martin (Rath) und seiner Frau Sarah bleiben wir stehen und kommen ins Gespräch. Der Süßwarenexperte mit Turbänchen geht weder dem Small- noch dem Deeptalk aus dem Weg und ist genau deshalb beliebt bei der Stammkundschaft. "Auf einer Messe in Hannover Ende Oktober haben wir von der Aufregung um die Dubai-Schokolade erfahren. Erst haben wir gelächelt, dann aber reagiert und den syrischen Bäcker unseres Vertrauens mit der Umsetzung beauftragt."
Pünktlich zum Start in Siegburg war das Dubai-Baklava mit Pistaziencreme und Schokoladenmantel fertig. Der süße Kick ging weg wie geschnitten Brot. Innerhalb eines Tages war alles abverkauft. Gute Nachricht für diejenigen, die noch nicht probiert haben: Der Auftragnehmer ist dran, Nachschub kommt am Samstag! Alle Verbote modernen Instrumentariums ignorierend, zückt Martin zum Beweis sein Handy, auf dem er per Video täglich über die Fortschritte aus der Backstube unterrichtet wird.
Bis hierhin war es eine Glosse. Da aber Kommunikation mit dem Markt-Urgestein immer hinabtaucht in tiefe Schichten des Mokka-Universums, schiebt er eine Geschichte hinterher, die ziemlich genau erklärt, dass sein Lebenswerk Welten verbindet. Die Handlung geht so: Ein 13-jähriger Junge sah seiner Bar-Mizwa entgegen, der Feier der religiösen Mündigkeit im Judentum. Er wünschte sich vom Christen Martin eine Veranstaltung im orientalisch-muslimischen Stil. In einer nagelneuen Synagoge. Klingt aus heutiger Sicht heikel bis unmöglich. "Damals haben wir das gemacht, mit einer Judaistin als Beraterin."
Im Anschluss an die gelungene Party setzte sich Martins Konditor, der heute den Dubaisten gibt, an eine besondere Kreation: Stollen-Baklava, in der sich das Beste zweier Welten symbiotisch verbindet. Auch ausverkauft an Martins Stand? Ganz und gar nicht - reichlich vorhanden. Guten Appetit!

Siegburg. Falls Sie zu den geschätzten 3,95 Prozent der Bevölkerung zählen, die noch nicht über Social oder Normal Media infiziert wurden: Seit etwa einem Monat kursiert ein von Influencern befeuerter Hype um sogenannte Dubai-Schokolade. Teenager, die bislang keine Auffälligkeiten in der Küche zeigten und den Herd mehr vom Hörensagen denn vom Selbernutzen kannten, plündern Supermarkregale, erwerben Pistazienmus und Kuvertüre in rauen Mengen und hinterlassen zum Leidwesen der Erziehungsberechtigten ein Schlachtfeld auf der Anrichte, nach dessen Beseitigung - natürlich durch die Eltern, nicht durch die Kinder! - nur der Griff zur Glühweinflasche mentale Erleichterung zu schaffen vermag. 

Auf den Weihnachtsmärkten ist der Emirate-Snack allgegenwärtig. Ist wenigstens das Mittelalter dubaifrei? I wo! Auch in Siegburg ist der Boom längst angekommen. Daniel Diekmann, Chef der Gauklertruppe, ist selbst kein Freund der Entwicklung, versucht aber, weil es auf seinem Markte nun mal pistaziengrün leuchtet, die Authentizität zu untermauern: "Schon im Mittelalter führten Karawanenstraßen quer über die arabische Halbinsel. Und für Pistazien musste man gar nicht so weit reisen. Sie gibt und gab es am Mittelmeer."

Wir ziehen los, wollen uns selbst ein Bild machen. Beim Mokka-Martin (Rath) und seiner Frau Sarah bleiben wir stehen und kommen ins Gespräch. Der Süßwarenexperte mit Turbänchen geht weder dem Small- noch dem Deeptalk aus dem Weg und ist genau deshalb beliebt bei der Stammkundschaft. "Auf einer Messe in Hannover Ende Oktober haben wir von der Aufregung um die Dubai-Schokolade erfahren. Erst haben wir gelächelt, dann aber reagiert und den syrischen Bäcker unseres Vertrauens mit der Umsetzung beauftragt." 

Pünktlich zum Start in Siegburg war das Dubai-Baklava mit Pistaziencreme und Schokoladenmantel fertig. Der süße Kick ging weg wie geschnitten Brot. Innerhalb eines Tages war alles abverkauft. Gute Nachricht für diejenigen, die noch nicht probiert haben: Der Auftragnehmer ist dran, Nachschub kommt am Samstag! Alle Verbote modernen Instrumentariums ignorierend, zückt Martin zum Beweis sein Handy, auf dem er per Video täglich über die Fortschritte aus der Backstube unterrichtet wird. 

Bis hierhin war es eine Glosse. Da aber Kommunikation mit dem Markt-Urgestein immer hinabtaucht in tiefe Schichten des Mokka-Universums, schiebt er eine Geschichte hinterher, die ziemlich genau erklärt, dass sein Lebenswerk Welten verbindet. Die Handlung geht so: Ein 13-jähriger Junge sah seiner Bar-Mizwa entgegen, der Feier der religiösen Mündigkeit im Judentum. Er wünschte sich vom Christen Martin eine Veranstaltung im orientalisch-muslimischen Stil. In einer nagelneuen Synagoge. Klingt aus heutiger Sicht heikel bis unmöglich. "Damals haben wir das gemacht, mit einer Judaistin als Beraterin."

Im Anschluss an die gelungene Party setzte sich Martins Konditor, der heute den Dubaisten gibt, an eine besondere Kreation: Stollen-Baklava, in der sich das Beste zweier Welten symbiotisch verbindet. Auch ausverkauft an Martins Stand? Ganz und gar nicht - reichlich vorhanden. Guten Appetit!

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