Kreisstadt Siegburg
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Newsletter vom 16.11.2008

Zeitzeugengespräch am Anno zum Jahrestag der Reichspogromnacht

"Die Flammen werdet ihr nie vergessen"


Das Bild zeigt Annette Hirzel, Wilfried Stauch, Stefanie Kutschke, Dr. Lothar Watrinet und Clara Rockstroh
Siegburg. Eindrucksvoll war das Zeitzeugengespräch aus Anlass des Jahrestages der Reichspogromnacht am 10. November im Anno-Gymnasium. In der gut besetzten Aula lauschten Oberstufenschülerinnen und Schüler den Erzählungen von Dr. Lothar Watrinet, dem ehemaligen Arzt am St. Joseph-Hospital in Troisdorf, der als Schüler die von den Nazis als "Kristallnacht" verharmlosend bezeichnete Pogromnacht in Siegburg erlebt hatte. Zweiter Zeitzeuge war Wilfried Stauch, der als 15-jähriger damals eine Lehre beim Siegburger Polizeiverwaltungsamt absolvierte. Dr. Watrinet begann anschaulich mit den Worten, dass ihn seine Mutter vor ziemlich genau 70 Jahren und 5 Stunden geweckt habe. Er berichtet, wie der Schultag, der kein gewöhnlicher werden sollte, abgelaufen war. Statt des auf dem Stundenplan stehenden Sportunterrichtes habe der Lehrer die Klasse stolz in die Stadt geführt mit den Worten "Die Flammen, die eine neue Zeit einleiten, werdet ihr nie vergessen". Vergessen haben die Jugendlichen die Flammen nie, und das verzweifelte Gefühl, die Brutalität und Menschenverachtung der Nazis miterleben zu müssen. Das Bild der verheerenden Flammen, der bewusst untätigen Feuerwehr, der Verwüstungen, der Ausgrenzungen gegenüber jüdischen Freunden - all das hat die Zeugen der damaligen Ereignisse ihr Leben lang geprägt. Umso dankbarer waren die Oberstufenschülerinnen und -schüler über die Erzählungen aus erster Hand. Schulleiterin Hildegard Schlemmer wies schon in ihrer Begrüßung darauf hin, dass es eine Verpflichtung sei, die Erinnerung wach zu halten an die schrecklichen Ereignisse. So sollte auch diese Veranstaltung ein Beitrag dazu sein, den Einsatz für Menschlichkeit und Toleranz sowie gegen Diskriminierung und Rassismus zu stärken. Schulpfarrerin Annette Hirzel gab vor Beginn des Gesprächs einen Überblick über die rassenideologischen Vorstellungen zur Nazizeit und zeigte danach die konkreten Auswirkungen für Siegburg und die jüdische Bevölkerung in Siegburg auf. Exemplarisch ging sie dabei auf die Siegburger Familie Rochmann ein, deren Lebensgeschichte zurzeit von einer Schülergruppe des Anno-Gymnasiums in Zusammenarbeit mit dem Archiv des Rhein-Sieg-Kreises aufgearbeitet wird. Siegburger Geschichte wurde auch von Dr. Lothar Watrinet und Wilfried Stauch verlebendigt. "Es war viel mehr als reine Sachinformation aus Schulbüchern, wenn sie ihre persönlichen Erfahrungen und Gefühle schilderten", zeigten sich die Schüler tief beeindruckt. Dass plötzlich jüdische Mitschüler nicht mehr zur Schule kamen, dass Juden in die Brandstraße und später ins Lager nach Much abgeschoben wurden oder dass Juden nicht mehr in benachbarten Geschäften einkaufen durften. Dr. Watrinet berichtete von den Repressalien, die nicht nur er, sondern auch sein Vater erfuhr, nachdem er als Jugendlicher aus der Hitlerjugend ausgetreten war. Stauch schilderte die aufwühlenden "dienstlichen" Begegnungen mit dem jüdischen Lehrer Selig, der die jüdische Gemeinde leitete, und den Moment, als er der Witwe von Johann Rochmann, dem ersten Juden Siegburgs, der in einem KZ umkam, neben der Todesnachricht ein Paket mit den letzten Habseligkeiten ihres Mannes überbrachte. Ruhig war es in der gefüllten Aula. Geschichte war nahe gekommen, aber trotzdem noch so weit weg für Jugendliche, die gewohnt sind, politische und gesellschaftliche Ereignisse zu hinterfragen und kritisch zu beleuchten. Denn eines wurde sehr deutlich: Bei aller Distanz zu den Ereignissen rund um die Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 hatten damalige Jugendliche keine Möglichkeit, Ungerechtigkeiten anzuprangern, freie und kritische Meinungen zu äußern oder in irgendeiner Weise aktiv zu werden gegenüber den Machenschaften der Ideologie. Umso mehr sei es eine Verpflichtung für die heutige Zeit, die "Flammen" in all ihrer grausamen Bedeutung nicht zu vergessen, sondern immer wieder mahnend zu erinnern, resümierten die Zuhörer der von den Schülerinnen Stefanie Kutschke und Clara Rockstroh moderierten Veranstaltung. Unser Foto zeigt v.l.: Annette Hirzel, Wilfried Stauch, Stefanie Kutschke, Dr. Lothar Watrinet und Clara Rockstroh.

Leihgabe kehrt zur Adventszeit in den Abtei-Chor zurück

Kruzifix wird saniert


Das Bild zeigt das Kruzifix
Siegburg. Das im Chor der Abteikirche hängende große Christus-Kreuz wurde vor einigen Tagen abgehangen. Es stammt aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts und muss derzeit auf dem Michaelsberg restauriert werden. Mit Beginn der Adventszeit soll es wieder auf seinem angestammten Platz zurückkehren. Das Kruzifix besteht aus einem Holzkreuz und einem aufwändig geschnitzten leidenden Christus. Dargestellt ist der unmittelbare Moment vor Eintritt des Todes, der Kopf Christi ist bereits nach rechts geneigt, seine Augen sind fast geschlossen. Markant die hervorstehenden Rippen, sie bilden mit der dargestellten Spannung der Muskelpartien und deutlich ausgearbeiteten Adern ein drastisches Abbild des Leidens. Das Kruzifix hängt üblicherweise an zwei vom Gewölbe herabgelassenen Ketten. Es wurde der Benediktinerabtei in den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts vom Kölner Museum Schnütgen als Leihgabe überlassen. Es ist 3,07 Meter hoch und 1,84 Meter breit.

Wegen Umbau und veränderter Leihfristen besonders lohnend

So lange DVD wie nie


Das Bild zeigt Besucher in der Stadtbibliothek beim Stöbern
Siegburg. Die Stadtbibliothek schließt wegen Umbau für drei Wochen. Für alle Medien, die bis zum kommenden Freitag, 21. November, entliehen werden, gilt eine auf vier Wochen verlängerte Frist. Normalerweise müssen die Silberlinge bereits nach einer Woche zurückgegeben oder aber verlängert werden. Jetzt dürfen die Kunden die DVDs direkt bis Mitte Dezember behalten. So kann man sich mal in aller Ruhe eine ganze Staffel seiner Lieblingsserie "reinziehen" oder sich mit interessanten Reise-Filmen schon mal ausgiebig in Urlaubsstimmung versetzen. Und bei schlechtem Novemberwetter hat man für die lieben Kleinen ein paar Trickfilme auf Reserve, falls sie nicht mit der DVD "Disney's Art Attack" basteln wollen. Trotz verlängerter Ausleihfrist werden alle Kinder- und Jugendfilme sowie die Dokumentationen kostenlos ausgegeben. Spielfilme und Serien für Erwachsene kosten die üblichen 1 Euro, aber für vier statt nur eine Woche.

Schön, wenn et schön is!

Beikircher kütt!


Das Bild zeigt Konrad Beikircher
Siegburg. Konrad Beikircher kommt. In die Rhein-Sieg-Halle in Siegburg. Am 16. Januar, 20 Uhr. Mit seinem neuen Programm: "Am schönsten isset, wenn et schön is!" Recht hat der Mann. Der Reinerlös des Abends fließt in die ehrenamtliche Arbeit Frauenselbsthilfe nach Krebs, Gruppe Siegburg/Sankt Augustin. Sie veranstaltet den Abend mit Rheinlands großem Kabarettisten in Zusammenarbeit mit der Stadt Siegburg. Beikircher präsentiert den zehnten Teil seiner Trilogie, der quasi unendlichen Geschichte aus dem rheinischen Universum. Hier dreht sich die Erde immer noch anderseröm, hier gibt es immer noch vielerlei zu bestaunen. Die Frage, ob Porz schön ist, wird endgültig beantwortet und vielleicht kommt Beikircher sogar dazu, die Geschichte vom Besuch des Sultans im Rheinland zu erzählen. Anekdötchen und Geschichten, Grammatik und Völkerkundliches versprechen einen heiteren Abend. Karten gibt es ab sofort im Stadtmuseum, der Rhein-Sieg-Halle (Ticket-Service: 02241-23919319) und an allen Vorverkaufsstellen von BONNTICKET.

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