vom 07.06.2023

Mutter, Sohn und Tochter

Erinnerung an Familie Linz vor der Holzgasse 21

Siegburg. Die Bergheimerin Henriette "Jette" Hirsch, Jahrgang 1876, heiratet 1902 den ein Jahr älteren Siegburger Metzger Benjamin Linz. Das Paar lebt und arbeitet in der Holzgasse 21 und hat drei Kinder. Das Älteste ist Alfred, Jahrgang 1903, gestorben schon 1918. Dann kommt Bernhard, Jahrgang 1905. Nachzüglerin Anneliese Rosa erblickt 1920 das Licht der Welt. 

Was passiert nach 1933, als der Antisemitismus Staatsdoktrin wird? Anneliese Rosa muss das Lyzeum, die Vorgängerschule der Gymnasiums Alleestraße, 1935 verlassen. Bernhard tritt 1936 die Flucht an, landet in den USA. 

Vater Benjamin stirbt 1938 eines natürlichen Todes, wird auf dem jüdischen Friedhof an der Heinrichstraße beigesetzt. Die zweite Hälfte des Doppelgrabs ist für die Witwe reserviert. Eine letzte Ruhe neben ihrem Mann bleibt ihr verwehrt, die Ereignisse überschlagen sich. Verzweiflung spricht aus den Akten, die Kreisarchivarin Dr. Claudia Arndt im Vorfeld der Stolpersteinverlegung wälzte: Die Seniorin versucht nach dem Tod des Ehemanns und der anschließenden Pogromnacht, ihren Besitz irgendwie zu Geld zu machen, um die Passage in die Vereinigten Staaten samt den anfallenden Abgaben bezahlen zu können. Ihr und Tochter Anneliese Rosa gelingt es schlussendlich im Februar 1940, dem Sohn hinterherzuziehen. New York heißt ihr rettendes Ufer.

Fotos: Anneliese Linz (r.) und ihre Mutter Jette. Vom Sohn liegt der Stadtverwaltung keine Fotografie vor. 

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