Spiel mir das Lied vom Leben
Angela Krumpen las am Anno-Gymnasium
Siegburg. Die Zeiten, in denen Überlebende des Holocausts in Schulen kommen konnten, um einer jungen Generation mit eigenen Worten die Grausamkeit der NS-Diktatur zu schildern, neigen sich dem Ende entgegen. So müssen neue Formate der Erinnerungskultur gefunden werden. Am Anno-Gymnasium lud man dafür Angela Krumpen (Foto) ein. Diese erzählt in "Spiel mir das Lied vom Leben - Judith und der Junge von Schindlers Liste" vom Zusammentreffen der zwölfjährigen hochbegabten Geigerin Judith mit dem achtzigjährigen Jerzy Gross, der als Kind ebenfalls ein vielversprechendes Geigentalent war, 64 Familienangehörige in der Shoa verlor, selbst drei Konzentrationslager überlebte und mit 15 Jahren, als er von der Roten Armee befreit wurde, gerade noch 27 Kilogramm wog. Die Autorin las den Schülern der Jahrgangsstufen EF und Q1 ausgewählte Passagen ihres Buches vor, in dem sie die Gedanken einer Jugendlichen mit Gross' Erinnerungen kontrastiert.
Der Geiger Paul Rosner begleitete die Ausführungen mit jiddischen Weisen. Er erzählte neben dem Schicksal seiner eigenen Verwandten im Nationalsozialismus auch seine eigene Geschichte. Der gebürtige Ukrainer studierte zur Zeit der Sowjetunion in Moskau, hat Freunde in der Ukraine und in Russland. So rückten historische und aktuelle Ereignisse eng zusammen.