Die allerbesten Dinge sind drei

Siegburg. Die Entscheidung fiel im Bau- und Sanierungsausschuss. Der Siegburger Bilderfries auf den Rathausfenstern im Erdgeschoss nimmt eine verdiente Siegburgerin und zwei Siegburger auf. Dr. Ilse Ehmann, Karl Pierkes und Peter Burggraf wurden im Zuge der Bürgerbeteiligung auf dem Portal mitmachen.siegburg.de vorgeschlagen und von der Kommunalpolitik ausgewählt. Alle drei Personen standen ihren Nächsten in existenziellen Situationen zur Seite. Hier die Kurzporträts, beginnend mit dem Ältesten, endend mit dem Jüngsten (Fotocollage v.l.).

Karl Pierkes
Der Platz im Bilderfries des Künstlers Udo Zembok wird der zweite öffentliche Erinnerungsort an den Sozialdemokarten Karl Pierkes (1885-1945) sein. Seit 2008 gibt es einen Stolperstein mit seinem Namen in der Kaiserstraße, vor dem Haus mit der Nummer 108, einst das Parteilokal, in dem er ein- und ausging.

Pierkes, der zu Machtantritt der Nationalsozialisten im Jahre 1933 der SPD in Siegburg vorsteht, wird ausgepeitscht, sitzt im Gefängnis, wird schließlich nach dem Hitlerattentat am 20. April 1944 in Haft genommen und ins KZ Oranienburg überstellt. Als sich im März 1945 die Rote Armee dem Lager nähert, geht es für Pierkes und den mit ihm leidenden Gewerkschafter Matthias Klein ins 250 Kilometer entfernte Bergen-Belsen. Mithäftlinge konnten später berichten, wie Pierkes den Freund stützte. Es war das letzte Lebenszeichen des aufrechten Demokraten.  

Ilse Ehmann
Als Dr. Ilse Ehmann 2008 mit 84 Jahren verstarb, hinterließ sie ein imposantes Lebenswerk. Die ehemalige Kinderärztin hatte sich durch ihren jahrzehntelangen sozialkaritativen Einsatz für schwerstbehinderte Kinder besondere Verdienste erworben. 2007 zeichnete sie Bundespräsident Horst Köhler mit dem Verdienstkreuz am Bande aus. Dr. Ehmann gründete 1972 das "Haus Raphael", ein Heim für schwerstbehinderte Kinder in der Alfred-Keller-Straße. Ausgangspunkt waren ihre christliche Grundeinstellung und eigene Erfahrungen als Kinderärztin. Die für die Behandlung und Betreuung erforderlichen Mittel stellte sie größtenteils aus ihrem eigenen Privatvermögen zur Verfügung. Zum Zeitpunkt ihres Todes, so würdigte siegburgaktuell am 2. April 2008, lebten rund 50 Kinder mit cerebralen Bewegungsstörungen, körperlichen und geistigen Behinderungen, schweren Mehrfachbehinderungen bis hin zu chronischen Erkrankungen und Fehlbildungen im Kinderheim Dr. Ehmann, das eng mit der Kinderklinik St. Augustin kooperiert. Wo diese Kinder betreut wurden, führten wir damals auch an: "33 von ihnen wohnen unterhalb des Michaelsberges im 'Haus Raphael', einem villenähnlichen Gebäude. Knapp 20 Kinder beherbergt das 'Haus Gabriel', ein Neubau in der Alexianerallee. Alle Kinder können aufgrund ihrer Behinderungen nicht mehr in ihren Familien leben und bedürfen hoher medizinischer und pflegerischer Unterstützung."

Peter Burggraf
Nicht nur die Siegburger Feuerwehr trauerte im Juli 1971, als sie die Nachricht vom Tode ihres Kameraden Peter Burggraf erreichte. Der Feuerwehrmann war während eines Alpenaufenthalts in Bad Ischgl zusammengebrochen und mit nur 43 Jahren an akutem Herzversagen verschieden. Die Kunde verbreitete sich blitzschnell in der Stadt, die ihm viel zu verdanken hat. Zwei Jahrzehnte engagierte sich Burggraf bei den Floriansjüngern. Zwei ältere Siegburger rettete er unter Einsatz des eigenen Lebens aus einem brennenden Haus in der Luisenstraße. Das Land NRW verlieh ihm das Ehrenzeichen in Gold, den höchsten Feuerwehrorden. Ein andermal war es Wasser, nicht Feuer, von dem Gefahr ausging. Auf der Sieg kenterte ein Segler, Burggraf hechtete hinterher. Dafür gab es die Rettungsmedaille. In anderen Zusammenhängen mag die Formulierung abgegriffen und wenig einfallsreich sein, hier passte sie wirklich: "Peter Burggraf war Feuerwehrmann mit Leib und Seele", sagte Wehrleiter Schulz bei der Beisetzung anerkennend.