vom 10.03.2023

Auferstanden aus Ruinen

Geschichtsverein besuchte neues Kölner Stadtarchiv

Siegburg. Der Einsturz des Stadtarchivs am 3. März 2009 hat sich ins kollektive Gedächtnis Kölns eingebrannt. Zwei Menschen starben, Millionen Blatt Papier, zum Teil tausend Jahre alt, wurden verschüttet. Eine beispiellose Rettungsaktion lief an. Sogenannte Asylarchive vom hohen Norden bis in den tiefen Süden gaben den Zeugnissen der stolzen domstädtischen Geschichte ein Obdach. Sogar im Feindesland klopfte man an. Das Düsseldorfer Landesarchiv hatte noch ein Plätzchen frei.

Eine gute Nachricht kam den knapp vier Dutzend Mitgliedern des Siegburger Geschichtsvereins, die am Mittwoch bei Schnee und Eis den Archivneubau an der Ecke Luxemburger Straße/Eifelwall besuchten, gleich bei ihrer Ankunft zu Ohren: 95 Prozent des bei der Tragödie verschütteten Guts konnte geborgen werden. 28 Restauratorinnen und Restauratoren sowie 44 Hilfskräfte sind in zehn Werkstatträumen mit dem Reinigen und Aneinanderfügen beschäftigt. Bei schweren Beschädigungen hilft modernste Technik des Fraunhofer-Instituts. Anhand der Rissformen erkennt die Software Zusammengehörigkeiten. Hier puzzelt künstliche Intelligenz! Nach 14 Jahren liegt der Wiederherstellungsgrad bei 14 Prozent. "Ich werde die Komplettierung nicht mehr erleben", ist sich die durch Gänge und Flure führende Diplomarchivarin sicher. Sie ist kaum 30 Jahre alt. 

Das neue Archiv, entworfen vom Büro Waechter und Waechter aus Darmstadt, ist absolut auf der Höhe der Zeit. Herzstück ist das "Schatzhaus", wie das siebenstöckige Magazin liebevoll genannt wird. Es umfasst neun Klimazonen zwischen minus 22 und plus 24 Grad, je nach Lagerinhalt und Lagerzweck.

Von der Schrift zur Fotografie: 500.000 Aufnahmengehören zum angegliederten Rheinischen Bildarchiv. Sogar ein eigener Ausstellungsbereich wurde eingeplant, in welchem Präsentationen zur Stadtgeschichte die Gäste locken. "Colonian Rhapsody" ist der klingende Titel der aktuellen Schau, die ein Schlaglicht wirft auf Köln als Musikstadt seit dem Zweiten Weltkrieg.

Der Benutzerbereich ist großzügig und offen gestaltet. Allerdings kann es dauern, bis Bürgeranfragen zur Einsichtnahme positiv beschieden werden können und man mit dem gewünschten Aktenkonvolut an einem der Tische sitzt. Die dramatischen Geschehnisse des Jahres 2009 und die Aufarbeitung der Einsturzschäden haben Wartezeiten von bis zu einem Jahr zur Folge.

Kontakt

Stadtverwaltung Siegburg
Nogenter Platz 10
53721 Siegburg

+49 2241 102-0
+49 2241 102-1284
rathaus@siegburg.de
https://siegburg.de

Newsletter

Anmeldung
Jetzt für unseren täglichen Newsletter anmelden.


Newsletter-Archiv

Oben